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„Natürlich muss man eingreifen“

In unregelmäßigen Abständen möchten wir euch die Trainerteams, Kapitäninnen, Betreuer und Spielerinnen der beiden Damenteams ein wenig näher vorstellen, um allen Mitgliedern der Wacker-Familie gerecht zu werden. Wir hoffen, damit auch noch mehr Fans für den Damen-Fußball begeistern und so den Akteurinnen auf dem Rasen langsam aber sicher einen echten Heimvorteil in Innsbruck sichern zu können. Im neunten Teil steht der Co-Trainer des Bundesligateams der Frauen des FC Wacker Innsbruck Stephan Glöckner im Mittelpunkt.

Der 30 Jahre alte Lehrer unterrichtet Sport und Geographie, im nächsten Schuljahr an der Sport-Handelsschule und der neuen Mittelschule Reichenau. Neben seinem Beruf arbeitet er gerne als Fußballtrainer und genießt einige nicht ganz alltägliche Hobbys: Trekkingtouren in Skandinavien, Freestylefußball, Schifahren sowie Filmen und Filme schneiden. Ebenso besucht er gerne Spiele des FC Wacker Innsbruck. Als sein sportliches Vorbild bezeichnet der frisch Verlobte Paul Scholes von Manchester United, der aber diesen Sommer seine Karriere beendet hat. Als Trainer imponiert ihm Hans Meyer besonders. Seine hervorstechendsten Charaktereigenschaften sind Ehrgeiz und Kreativität, jedoch kann der Rücksichtsvolle manchmal auch stur sein.

Hast du selbst auch aktiv Fußball gespielt?

Ja, in meiner Geburtsstadt Chemnitz in Deutschland in der 4. Liga und dann wegen meines Studiums in Innsbruck in Axams in der Regionalliga bis 2004. Dann hatte ich zwei schwere Knieverletzungen und habe mich eher auf meine Trainertätigkeit konzentriert.
Ich bin aus Studiumsgründen und wegen den sehr guten Freizeitmöglichkeiten in den Bergen 2002 nach IBK gekommen und nun hier sesshaft geworden.

Wie bist du zu deiner jetzigen Trainertätigkeit gekommen?

Ich bin schon seit 2004 in verschiedenen Nachwuchsmannschaften des FCW als Trainer tätig gewesen. Robert Martini und ich haben vor einigen Jahren bereits im Nachwuchs unseres Vereins erfolgreich zusammengearbeitet. Das hat damals sehr gut funktioniert und der Kontakt war immer da. Lose Kontakte mit unserer Damenabteilung gab es bereits vor zwei Jahren und letztes Jahr im Sommer wurde es dann konkret.

Macht es einen Unterschied ein Damen- oder ein Nachwuchs- bzw. Herrenteam zu trainieren? Sind die Damen die „alleinige“ Trainertätigkeit beim FC Wacker Innsbruck?

Ja, es gibt große Unterschiede. Im Nachwuchs steht die Entwicklung der Spieler im Vordergrund, bei einer Mannschaft in der Damenbundesliga das Ergebnis. Was nicht heißen soll, dass wir auf die Entwicklung unserer Spielerinnen vergessen. Wenn die Entwicklung eines Teams langfristig passt, dann kommen auch die entsprechenden Ergebnisse. Weiters sind die Trainingsinhalte vor allem in taktischer Hinsicht verschieden.

Wie teilt ihr euch als Team (Anmerkung gemeinsam mit Robert Martini) die Aufgaben in der Vorbereitung und an einem Spieltag auf?

Wir sprechen uns vor einem Spieltag alles (Aufstellung, Zielsetzung etc.) genau ab. Die Mannschaftsbesprechung macht Robert Martini, wo ich zum Teil auch auf verschiedene Dinge eingehen kann. Das Aufwärmprogramm übernehme ich und noch kleine taktische Hinweise in Einzelgesprächen.
In der Vorbereitung im Training bin ich eher für den Bereich der Defensive und Robert für die Offensive zuständig, wobei sich die Inhalte ja überschneiden und so nicht genau zu trennen sind.

Wie bist du mit dem Verlauf der bisherigen Vorbereitung zufrieden? Gibt es verletzte oder rekonvaleszente Spielerinnen? Wenn ja, wann können sie wieder „voll angreifen“?

Wir sind sehr zufrieden. Es macht großen Spaß mit dem Team zu arbeiten. Die Spielerinnen ziehen voll mit und sind hochmotiviert. Wir sind im Plan. Wir haben derzeit eine Spielerin mit Knieproblemen, die deshalb pausieren muss.

Welche Eindrücke kannst du nach dem ersten Testspiel verraten?

Die ersten Testspiele waren durchwachsen. Gegen Lok Leipzig haben wir klar verloren und gegen den belgischen Erstligisten SV Heiß 2:2 gespielt. Da war schon eine deutliche Steigerung zu erkennen.

Gibt es genaue Vorgaben seitens der Liga, welche Ausbildung ein Trainer in der Bundesliga der Damen haben muss?

Ganz genau kenne ich mich da nicht aus. Bitte diesbezüglich unsere sportliche Leitung Braun Horst fragen. Soweit ich weiß, muss eine Damenmannschaft in der österreichischen Bundesliga mindestens von einem Trainer mit UEFA B-Lizenz betreut werden. Diese Voraussetzung bringe ich mit, wobei ich hoffe durch die A-Lizenz Ausbildung, die ich voraussichtlich im Herbst beginne, weiter zur sportlichen Leistungssteigerung der Damenabteilung beitragen zu können.

In der neuen Saison spielen mit Spratzern und St. Veit/Glan zwei neue Teams in der Bundesliga. Was ist von diesen zu erwarten? Hat St. Veit viele Spielerinnen von Kärnten übernommen oder ist dies ohnehin die fast idente Mannschaft des Vorjahres?

Dazu kann ich nicht viel sagen. Ich konzentriere mich auf unser Team. Ich denke beide Teams sind eine Bereicherung für die Liga.

Schlägt dein Herz ausschließlich für den Damenbereich oder interessiert du dich auch für die Herrenabteilung des FC Wacker Innsbruck? Besuchst du deren Bundesligaspiele?

Wenn wir selbst kein Spiel haben, bin ich immer im Stadion wenn die Herren spielen.

Welche besondere Aufgabe hat ein Trainer vor Spielbeginn?

Die Hauptaufgabe eines Trainers vor Spielbeginn ist die Mannschaftsbesprechung und das Aufwärmprogramm. Aber wir erledigen auch organisatorisch derzeit vor einem Spiel viel selbst. Kabinenöffnung, Schiedsrichterbegrüßung, Laptop herrichten, Aufstellungen ausdrucken, Infos an unseren Platzsprecher Diddi weitergeben. Robert übernimmt viel in der Organisation. Allgemein helfen wir alle zusammen. Wir haben ja ein sehr gutes Team mit Christian als Betreuer, Diddi in der Funktion des Platzsprechers, Stefan und Magnus als gute Physiotherapeuten.

Inwieweit kann man als Trainer in das „Spielgeschehen“ eingreifen? Oder ist dies zu „geheim“?

Natürlich kann und muss man eingreifen. Das ist je nach Situation und Spielgeschehen verschieden. Durch gezielte Ein- bzw. Auswechslungen kann man am meisten eingreifen. Man muss sich immer die Frage stellen, welche Spielerin hilft jetzt auf welcher Position und mit welchen Aufgaben dem Team am meisten. Weiters kann man konkrete taktische Hinweise vor dem Spiel oder in der Halbzeitpause in Einzelgesprächen oder vor der Mannschaft weitergeben. Durch gezieltes Coaching während des Spiels kann man auch Einfluss nehmen. Im Training müssen aber die Grundlagen für ein erfolgreiches Spiel am Wochenende gelegt werden.

Kannst du als Trainer auch zufrieden sein, wenn ein Spiel verloren geht? Wenn ja, warum?

Nein, kann ich persönlich nicht. Ich finde die Aussage „wir haben gut mitgehalten und mit Pech verloren“ ist eine Ausrede. Auch der Konjunktiv bringt im Fußball gar nichts (was wäre gewesen, wenn …).

Wie lässt sich Beruf und Trainertätigkeit zeitlich und organisatorisch vereinbaren?

Bei mir gut. Wir trainieren ja eher am Abend und spielen am Wochenende.

Für deine bereitwillige Auskunft möchte ich mich ganz herzlich bedanken. Dir sowie dem Betreuerteam und den Damen für die anstehende Saison viel Spaß, Erfolg und vor allem keine Verletzungen.

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Autor: Heidi Roznovsky

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