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Kritisch oder einfach nur erfolgsverwöhnt? Teil 3

In den ersten beiden Teilen unserer Analyse der Zuschauerzahlen haben wir einiges über das Zuschaueraufkommen am Tivoli seit dem Aufstieg in die Nationalliga 1964 erfahren. Massenbesuch war des Öfteren angesagt. Euphorie am Tivoli. Ebenso wie die absolute Tristesse. Unter 1.000 Zuschauer oder knapp darüber gab es öfter, als man annehmen würde. Ja gibt’s denn das oder hat uns unsere Wahrnehmung da einen Streich gespielt? Ist es nicht so, dass meist nur jene Spiele vor vollem Haus in Erinnerung bleiben? Nicht aber all jene unzähligen Partien, in denen nur drei-viertausend oder weit weniger die Drehkreuze am Tivoli durchschritten haben. Selbst kann ich mich noch gut erinnern, wie wir in den Siebzigern und Achtzigern des Öfteren in der Halbzeitpause von der Südtribüne zur Nordtribüne gewandert sind. Ja, das gab es auch und wäre wohl nicht möglich gewesen, wenn Massenbesuch angesagt gewesen wäre.

Im Juni 2002 war es das also, mit Spitzenfußball in Tirol. Auf lange Sicht hin, schien der Profifußball im Land ausgestorben. Selbst zum „Begräbnis“ des gescheiterten FC Tirol Innsbruck erschienen noch einmal über 1.000 Fans am Tivoli. Gebracht hat es außer Tränen nichts.
Zu sehr hat man im Lager des FCT auf die Championsleague spekuliert und sich dabei total verkalkuliert. Mit Millionen um sich geschmissen, wo keine vorhanden waren. Verlierer waren aber auch die vielen Fans. Den Fußball wollte man in Tirol aber nicht sterben lassen. Oder wollte man nur einen Nutzer und eine Melkkuh für das Stadion?
Mit der Reanimation des Wackers ist ein genialer Schachzug gelungen. So wurde die Tradition des einstigen Tiroler Paradeklubs fortgesetzt. Vorerst jedoch unter nicht ganz korrektem Namen. Aber das sollte sich Jahre danach endlich ändern.

Mit dem Ende des Spitzenfußballs in Tirol ist mit den Anhängern am Tivoli etwas passiert. Man hat erkannt, wie sehr man mit diesem Verein und dem Sport verbunden sein kann. Nicht der Erfolg ist das Wichtigste, sondern UNSER Verein. Noch nie zuvor waren unsere Fans mit so viel Herzblut beim Verein. Die Zuschauerzahlen in der Regionalliga West waren sensationell und in Österreich einsamer Rekord. Über 4.000 im Schnitt. Hunderte auch jedes Mal auswärts dabei. Herausragend dabei die 8.500 gegen Altach und die 14.000 beim Relegationsspiel gegen Schwechat am Tivoli, was übrigens im Zuschauerschnitt nicht mehr berücksichtigt wurde. Unvergessen bleibt das Erlebnis beim Rückspiel in Schwechat, wo über 3.000 Fans den Aufstieg in den Profifußball feierten.

Auch in der darauffolgenden Saison in der zweiten Liga waren die Zuschauerzahlen recht ansprechend. Nicht ganz 5.000 im Schnitt. Auswärts sensationelle Partien und viel Unterstützung von den wackeren Fans. Auch auf politischer und Vereinsebene ging es rund. Emotionelle Diskussionen und Generalversammlungen, wo es schon einmal verbal laut zu ging, zeigten, dass den Fans der Verein nicht egal ist. Nach dem Durchmarsch des FC Wackers in die Bundesliga blieb der Massenbesuch aus. Nur selten wurde eine fünfstellige Besucherzahl erreicht, was sich in den nächsten Jahren auch nicht änderte. Aber im Gegensatz zu früher fiel die Zahl der Tivolibesucher selten unter 5.000.

2007 war es endlich soweit. Die Mitglieder des FCW sprachen sich für den alten und traditionellen Vereinsnamen aus und nahmen diesen bei der Generalversammlung an. Jedoch stand der FC Wacker Innsbruck auf wackeligen Beinen. Es ging wirklich hoch her rund ums Tivoli. Putsch- und Erpressungsversuche diverser Politiker und schlechte Leistungen der Mannschaft. Das konnte nicht gut gehen. Und trotzdem blieben über 5.000 Zuseher im Schnitt dem Verein treu. Zwar sank die Zuschauerzahl schon mal unter 4000. Aber trotz der wohl schlechtesten Saison der Vereinsgeschichte hielt sich der Zuschauerschwund im Vergleich zu früher aber in engen Grenzen.

Über die anschließenden beiden Zweitligajahre haben wir uns ohnehin schon geäußert. Weit besser als 1979 bis 1981.
Das sensationelle vorige Jahr nach dem Wiederaufstieg ist uns allen noch in bester Erinnerung. Da hat man gesehen, welch Potential in Tirol vorhanden wäre. Nur hat es der FC Wacker Innsbruck schwierig. Im Gegensatz zu den Siebzigern und späten Achtzigern sind wir heute nur mehr ein „kleiner“ Klub, der sparen muss. Die wirklichen Massen an Zuschauern kommen halt nur, wenn es um Sensationen und sportlich um die Spitze geht. Das ist bei uns eben anders als in anderen Ländern, wo auch bei schlechter werdenden Leistungen die Stadien voll sind. Und doch, wenn wir den budgetierten Zuschauerschnitt (6.000) zusammenbringen, braucht man den Vergleich mit früher nicht scheuen und da ging es zumeist um einen der vorderen Plätze, was aktuell sehr schwierig werden wird.

Wir haben ein gutes und treues Stammpublikum. Die eingefleischten Fans waren noch nie mit so viel Herz und Leidenschaft dabei. Sicher könnten es aktuell mehr Zuschauer sein – gemessen am vorigen Jahr. Wenn wir heuer ein wenig mehr Glück und Konzentration gehabt, und der Vorstand seine Hausaufgaben (Stichworte: Lizenz und Notverkäufe) gemacht hätten, wäre der Schnitt nicht so weit gesunken. Österreichweit liegt der FC Wacker Innsbruck immer noch im oberen Drittel. Die Zuschauerzahlen sind weit konstanter als noch vor Jahren. Rund ums Tivoli wird einiges geboten. Das Stadion mehr „Wackerlike“ zu machen, liegt leider nicht in der Hand des Vereins. Die Politik, als Eigentümervertreter des Stadions, sollte sich jedoch überlegen, ob den Tivolibesuchern ein Besuch in einem „sichtlich“ eigenen Wohnzimmer nicht lieber wäre. Das bringt ja auch Einnahmen.

Ein Besuch im Tivoli lohnt sich immer!

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Autor: Rudolf Tilg

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