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Grazer Fight Club

Die Europa-League und der ORF bescherten den wackeren Fans ein Sonntags-Auswärtspiel. Zum Glück begann die Partie bei Sturm Graz bereits um 16 Uhr. Da wäre man wieder rechtzeitig zu Hause, möchte man meinen. Mit im Gepäck einen Punkt und einen Linienbus aus Graz. Wie kam es dazu?

Gemütliche Hinfahrt mit krachender Ankunft

Auswärtsfahrt nach Graz. Das Spiel beginnt am Nachmittag. Da heißt es früh Tagwache. Die einen fahren mit dem Zug, andere mit Privat-PKWs oder Bus. Bedingt durch den ungünstigen Sonntagstermin und sicher auch der 0:5 Heimniederlage gegen Ried hielt sich der Ansturm auf die Liebenauer UPC Arena aus Tiroler Sicht in Grenzen. Dennoch war der FC Wacker Innsbruck im Stadion des amtierenden Meisters nicht alleine. Und Unterstützung bräuchten die Schwarz-Grünen gerade jetzt!
Es war zwar eine lange, aber doch gemütliche Fahrt in die Steiermark. Dort angekommen, wunderte sich nicht nur unser Busfahrer über die fehlende, aber sonst übliche Eskorte der Polizei, um geregelt zum Stadion geleitet zu werden. Vor dem Stadion musste der Bus verkehrsbedingt anhalten, was einige Grazer bemerkt haben dürften. Sofort flogen Flaschen und Fäuste auf den Bus. Beim Aussteigen sah man dann die Bescherung. Die Windschutzscheibe des Busses war demoliert. Bravo Einsatzleitung! Dieser Schaden sollte normalerweise den Herrn in weißer Kappe in Rechnung gestellt werden. Anscheinend aber seien der oder die Täter gefasst. So kann man sich auch auszeichnen. Aber Hauptsache es kreist eine halbe Stunde lang ein Hubschrauber über dem Auswärtssektor… Steuergeldverschwendung at its best.

Einmal aus anderer Sicht

Da ich mich dank Presseakkreditierung im Stadion frei bewegen konnte, wollte ich dieses „Privileg“ für unsere Leser ausnützen, um das Spiel aus verschiedenen Blickwinkeln zu verfolgen. Als erstes begab ich mich zur Osttribüne: die Sicht gut, die Atmosphäre ausgezeichnet auf der Ostseite. Man befindet sich zwischen zwei Fankurven, wobei die Unsere doch spärlich besetzt war. Etwa 150 bis maximal 200 Personen dürften das gewesen sein. Dennoch waren sie auch während des Spiels gut zu hören. Ein Weilchen schaute ich mir so das Spiel an. Unsere Jungs spielten gut. Machten hinten dicht und setzten hin und wieder gute Akzente nach vorne. So ging man auch verdient in Führung: Endlich einmal nach einer Standardsituation. Danach waren die Schwarz-Grünen dem 2:0 näher, als die Blackys dem Ausgleich. So war es nicht zu verwundern, dass die Heimtribüne mitunter leiser wurde. Auf der Osttribüne gab es zwar einige Diskussionen. Aber ansonsten war es relativ ruhig, während die Grazer Nordkurve skandierte „Wir wollen Sturm sehen“.

Verdienter Punkt

Meine „Spionagereise“ ging auch weiter zur Grazer Heimkurve, welche sicher zu den besten in Österreich zählt. Zwar ging ich nicht in die Höhle des Löwen. Möchte mich schließlich ja nicht mit dem Sturm Virus anstecken. Der Wackere reicht mir vollkommen. Jedenfalls ist in Graz auf den Seiten der Tribüne wesentlich mehr los, als im heimischen Tivoli. Aber die sind auch Meister und blieben vom Konkurs relativ verschont. Die Stimmung auf der Kurve ist gut. Aber das hört man besser auf den Seitentribünen. Da sind sie manchmal richtig laut. Ein Ansporn für unsere Kurve. Aber verstecken brauchen wir uns nicht.
Mitte der zweiten Halbzeit machte ich mich wieder auf den Weg zur heimischen Kurve. Hatte ja schon fast Heimweh. So sah ich zwar, dass unser Wacker Innsbruck besonders nach dem Ausschluss von Dario Dakovic zu kämpfen hatte. Aber nach der Grazer Drangperiode bekamen unsere Jungs den Gegner wieder besser in den Griff. Genüsslich genoss ich die letzte Viertelstunde in „meiner“ Kurve. Durchatmen hieß es nur noch nach der 93. Minute, als Haas völlig freistehend vergab. Auf Grund der ersten Halbzeit und einer sensationellen Parade unseres Goalies Safar, war die Punkteteilung doch irgendwie gerecht. Man darf auch nicht vergessen, dass wir über eine halbe Stunde mit einem Mann weniger gespielt haben. Es wäre mehr möglich gewesen. Trotzdem ein gewonnener Punkt.

Hooligans in gelber Jacke?

Da es die Verantwortlichen nicht schafften, in den fast drei Stunden während des Spiels einen Ersatzbus für unsere Fans aufzutreiben, mussten diese noch über zwei Stunden auf ihre Abfahrt warten, bewacht von Polizei und Ordnern. Was hatten die da noch verloren?
Bei einer Diskussion rasteten die vollkommen aus und gingen auf die Fans los. Im Stile einer Kick-box Gang und blieben dennoch zweiter Sieger. Schließlich wurden sie von der Polizei zurückgedrängt. Dem ein oder anderen wird auch eine Anzeige drohen. Man braucht auch nicht lange im Internet zu recherchieren , um herauszufinden, dass so mancher Kampfsport betreibt und sich nach Augenzeugenberichten schon Mal unter die Grazer Fanszene mischt, um Stunk zu machen. Ausgezeichnet hat sich auch die Polizei nicht, weil sie kurzerhand auf den zweiten Ausgang aus dem Stadion „vergessen“ hatte.

Als nach über zwei Stunden endlich der Ersatzbus angekommen war, verzögerte sich die Abfahrt, weil jeder Fan durchsucht wurde. Die fighteten Ordner hatten irgendwo ihre Funkgeräte liegen lassen. Wie dumm muss man eigentlich sein?
Gefunden wurde natürlich nichts. Oder vielleicht funken jetzt ja auch wackere Fans auf fünf Funkgeräten am Kanal 10 umher, was ich weniger glaube. Den Grazern sei gesagt, Österreich ist nicht Ungarn, wo sie bei der Zusammenstellung des Ordnerdienstes hingeschaut haben dürften.

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Autor: Rudolf Tilg

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