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Von fehlenden Visionen und amateurhaftem Auftreten

Samstag 16 Uhr. „Spitzenfußball“ am Tivoli. Gleich zu Beginn eine Schrecksekunde. Ein Lattenschuss des Gegners und den Nachschuss verfehlt ein gegnerischer Spieler nur knapp. Im Gegenzug dann aber Riesenjubel in Schwarz-Grün: Tor im Tivolistadion. In dieser Tonart ging es weiter. Chance für den Gegner und dann wieder eiskalt deren eklatante Abwehrschwäche ausgenützt. 2:0 am Tivoli und jetzt rollt der Express. Beeindruckend die Chancenauswertung und das konsequente Pressing. Das dritte Tor am Tivoli war nur noch eine Frage der Zeit. Wie ein Messer durch die Butter spazierten da die Schwarz-Grünen durch die gegnerische Abwehr. Praktisch ohne Gegenwehr. Man hätte an diesem Tag getrost ohne Tormann spielen können, so schwach war deren Chancenauswertung. Wahrscheinlich hätte man so vier Stunden spielen können und es wäre wohl kaum der Ehrentreffer gelungen. Alles andere wurde, wie so oft bei denen, stümperhaft vergeben. Zwei weitere Tore in der zweiten Halbzeit waren nur noch Draufgabe.

Das klingt alles nach einem klaren Kantersieg der Schwarz-Grünen, hat aber einen entscheidenden Schönheitsfehler. Es waren nicht die Schwarz-Grünen vom Inn, die da wie ein Orkan durchs Tivoli brausten, sondern die Schwarz-Grünen aus dem Innviertel.
Mehr als dumm für das heimische Team gelaufen. Solche Spiele passieren! Sind schon den Besten passiert.

Ja einmal, aber nicht gleich beim nächsten Heimspiel wieder!
Dabei gab man beim Auswärtspiel in Graz eigentlich die richtige Antwort auf das Ried-Debakel. 1:1 beim Meister und durchwegs eine annehmbare Leistung, wenn auch verbesserungswürdig. Aber was unsere Mannschaft gegen Rapid letzten Samstag ablieferte, war für die vielen Fans unseres Traditionsvereins eine herbe Enttäuschung. Man hatte das Gefühl, da spielte eine Mannschaft ohne Herz und Einsatzbereitschaft. Schlimmer als gegen die SV Ried. Da hatte man wenigstens noch Chancen. Was soll dieses Team tun?

Na klar, aus Standardsituationen zuschlagen. Aber unsere Eckbälle und Freistöße sind noch harmloser als ein Marienkäfer. Nur hat dieser wahrscheinlich mehr Punkte als unser Wacker. Selbst wenn wir einen Strafstoß zugesprochen bekommen, ist der noch lange nicht im Tor. Siehe Spiel gegen Salzburg. Da ist hartes Training angesagt. Was machen die Spieler da? Klappt es im Training und „nur“ im Spiel nicht? Oder können sie es nicht besser?
Neidisch blickt man da zurück an bessere Zeiten. Als Freistöße und Eckbälle noch für enorme Gefahr und Schüttelfrost bei unseren Gegnern sorgten. So wurden schon ganze Meisterschaften entschieden. Aber das war einmal.
Auch könnte man meinen, dass sich die Geschichte wiederholt. Unter Trainer Straka gab es keinen  Konditionstrainer und die Mannschaft wurde immer schlechter. Hoffentlich kein schlechtes Omen. Jedenfalls stimmt beim FCW die Laufarbeit bei weitem nicht zu 100%.

Das alles sollte von Trainer Walter Kogler und seinen Mannen schnellstens ausgemerzt werden, bevor man in ernste Schwierigkeiten gerät. Denn unsere direkten Konkurrenten sind uns auf den Fersen. Zwar halte ich unsere Mannen immer noch um einiges besser als Mattersburg, Kapfenberg oder Wr. Neustadt. Aber aus jeder Krise ist schwer raus zu kommen. Da sollte rasch der alte Kampfgeist wiedergefunden werden. Vom legendären „Wackergeist“ traue ich mich gar nicht zu träumen, um nicht enttäuscht zu werden.

Aber der wackeren Familie sei gesagt, die letzten beiden Heimspiele haben auch etwas Gutes. Die Art und Weise, wie sie von statten gingen, war niederschmetternd. Und genau da liegt unsere Chance. Wir haben nicht knapp und mit Pech verloren. Wir wurden regelrecht hingerichtet. Und jetzt gibt es keine Ausreden mehr. Es muss Tacheles gesprochen und gehandelt werden. Und unser FC Wacker Innsbruck ist noch nach jedem Tiefschlag wieder aufgestanden. Aufgegeben wird maximal ein Brief.

Mit einem Fernbleiben vom Tivoli ist niemanden geholfen. Man beraubt sich selbst eines Stückes Lebensgefühl und unser Verein leidet darunter. Aber weil wir schon beim Publikum sind: Dieses braucht auch Visionen. Nur jedes Jahr nicht absteigen zu wollen, ist zu wenig. Man sollte für die nächsten Jahre schon mehr Ziele haben und immer weiter nach oben streben. Das honoriert das Publikum und wenn es dann nicht so läuft, bleiben trotzdem viele Fans erhalten. Siehe letzte Saison.

Auch sollte man nie aufhören die Außendarstellung zu verbessern und dass nach außen hin, sichtlich auch alle im Verein an einen Strang ziehen: ehrenamtliche wie hauptamtliche Mitarbeiter. Wenn man ein ums andere Mal ins Fettnäpfchen tritt, braucht man sich nicht zu wundern, wenn in Zukunft noch mehr Sessel im Tivoli leer bleiben. Es fällt auch so manchem wackeren Fan des Öfteren auf, dass Dinge den Medien zugeführt werden, während das eigene Netzwerk vernachlässigt bleibt. Ein Blick ins offizielle Fanforum des Vereins genügt auch manchmal. Und auch im Stadion bleibt so manches Amateurhafte nicht verborgen.

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Autor: Rudolf Tilg

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