Skip to main content

Zwölf Stunden und zwei schreckliche Minuten

 

Nach der guten Leistung und dem Punktegewinn vorletzten Samstag beim Vizemeister Salzburg ging es am vergangenen Samstag zur Punktejagd in die Südstadt. Um es vorwegzunehmen, diese lange Reise nahm kein gutes Ende für Schwarz-Grün. Dabei war nicht einmal unser „Lieblingsschiri“ Grobelnik daran beteiligt.

Auswärtsfahrt

Nach der Völkerwanderung vergangene Runde nach Salzburg ging es dieses Mal um über 300 Kilometer weiter gen Osten. Maria Enzersdorf war das Ziel der Begierde. Auswärts war der FC Wacker Innsbruck bis vergangenen Samstag ja noch ungeschlagen. So durfte man sich gegen den überraschenden Tabellenführer so einiges ausrechnen. Das alleine wäre aber nicht der Grund, warum sich die einen mit dem Bus und die anderen mit dem PKW auf den Weg in die „Südstadt“ machten. So verlockend ist die Atmosphäre dort sicherlich auch nicht. Mein Keller hat mehr Charme.

Schwarz-Grün wird nicht alleine gelassen! Heimspielbesuch ist die eine Sache. Bei Auswärtsspielen wird aber der Verein noch mehr gelebt. Dabei möchte ich die Besucher in unserem Tivoli nicht schmälern. Nur ist es großteils so, dass man kurz vor Spielbeginn zum Stadion kommt und danach zumeist schnell wieder verschwindet. So eine Auswärtsfahrt aber wird vorbereitet, geplant und man hat bis zur Ausführung damit zu tun. Die Mitfahrer fiebern meist schon Tage davor darauf hin. Danach verbringt man oft fast den ganzen Tag mit Freunden und Gleichgesinnten. Das Ziel ist für alle dasselbe. Man will unseren Verein und unsere Farben so gut wie möglich unterstützen.

Ergebnis immer ungewiss

Man möchte glauben, es hängt alleine von der Mannschaft und dem Ergebnis ab, wie man auf der oft sehr langen Heimfahrt gelaunt ist. Aber ich habe selbst in der grausigen Abstiegssaison 2007/08 sehr tolle Auswärtsfahrten miterlebt. Es zählt nicht alleine das Ergebnis. Auf Fahrten in fremde Stadien wird der FC Wacker Innsbruck zelebriert. Dabei ist es egal, ob es sich um Schüler, Studenten, Arbeiter oder Akademiker handelt. Alle stehen für dieselbe Sache ein.

Steht man im gegnerischen Stadion und ist der Übermacht ausgeliefert, stärkt das nur unser Zusammengehörigkeitsgefühl und die Verbundenheit mit unserem Verein. Vom Ausgang her darf man sich auch nicht immer erwarten, im Hanappi, Liebenau oder Wals-Siezenheim zu glänzen. Die Trauben hängen im fremden Stadion zumeist hoch. Aber genau das ergibt den Reiz für unsere Farben, alles zu geben und wenn es mit dem Punktegewinn dann tatsächlich klappt und man hat in der Gästekurve das Seine dazu beigetragen, stärkt das das Wir-Gefühl zwischen Fans und Verein.

Kein Hexenkessel

Nach sechsstündiger Fahrt kam man im Süden Wiens an. Die einen mit dem Auto, die anderen mit dem Bus oder Bahn und viele Fans auch aus dem Osten Österreichs. Vor dem Spiel startete der ORF eine Umfrage, wo denn eigentlich die Admira beheimatet sei und rechnete offensichtlich nicht mit den fachkundigen Tirolern: in Maria Enzersdorf natürlich.

Ein Hexenkessel erwartet einen in der Südstadt wahrlich nicht und auch das Spiel der beiden Mannschaften war keine Offenbarung, aber mit mehr Chancen für die Admira. Nach der Pause kamen die Schwarz-Grünen (erstmals in weißen Dressen) besser ins Spiel. Nach dem schönen Führungstreffer von Merino gab es postwendend einen kollektiven Sekundenschlaf unserer Hintermannschaft, was den Ausgleich zur Folge hatte. Das Wechselbad der Gefühle in unserer Kurve ging aber weiter. Nach dem neuerlichen Führungstreffer dreizehn Minuten vor Schluss rechnete man sich da schon etwas aus. Aber was nach der 88. Minute geschah, könnte man getrost als vorgezogenes Halloween bezeichnen. Fehler im Stile einer Schülermannschaft ermöglichten Kühbauer und seinem Team noch einen glücklichen Sieg. So darf man sich nicht präsentieren!

Die Enttäuschung der mitgereisten Fans sowie der Ärger und die Wut waren natürlich riesengroß. Aber was sollen wir machen? Wir können nur auf der Tribüne alles geben – und das taten wir auch.

Identitätsprobleme

Wie so viele österreichische Vereine hat auch die Admira ein Problem mit ihrer Geschichte. So wie der FC Wacker Innsbruck hatte Admira Wacker nicht immer denselben Namen. Die Admira 1905 gegründet, heiratete 1971 Wacker Wien. Unter Admira Wacker spielte der Verein fortan bis 2007, ehe ihm die Lizenz für die zweite Liga entzogenen wurde und er in die Regionalliga musste. Jetzt stand eine der besten Akademien im Staate ohne Bundesligaverein da. Das nützte ASK Schwadorf-Präsident und Gönner Trenkwalder aus, übersiedelte mit seinem ASK nach Maria Enzersdorf und taufte seinen Verein kurzerhand in Trenkwalder Admira um. Admira Wacker spielte als Trenkwalder Admira II in der Regionalliga weiter. Ohne Worte…

Aber wir haben ja auch einen selbsternannten Rekordmeister und vom Namen her ist die Admira nun einmal ein Traditionsverein. Und wer ohne Fehl und Tadel ist, werfe den ersten Stein.

Avatar photo

Autor: Rudolf Tilg

Dieser Text stellt geistiges Eigentum des tivoli12 magazins dar und ist somit urheberrechtlich geschützt. Um den Text, oder Teile davon nutzen zu können, setzen Sie sich bitte mit dem tivoli12 magazin in Verbindung.
Skip to content