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Was läuft schief?

Dass das zweite Jahr in der Bundesliga weit schwieriger werden würde, als mit den Schwingen des Erfolges und der Euphorie des Aufstieges im Gepäck die Spiele als Liganeuling zu bestreiten, war wohl allen von Anfang an klar. Konnten die Schwarz-Grünen im Vorjahr in der letzten Viertelstunde sehr viele Spiele zu ihrem Gunsten entscheiden, so ist dies in der laufenden Saison umgekehrt.

Wie ein roter verhängnisvoller Faden zieht sich dieses Manko durch das erste Drittel der Meisterschaft. Wenn auch der erste Treffer für Schwarz-Grün gelingt, heißt das noch lange nicht, dass man erfolgreich bleibt. Schauen wir im Zeitraffer auf die bisherigen Spiele und stellen wir nur die wichtigsten Szenen in den Vordergrund:

Zum Saisonauftakt in Kapfenberg geht der FC Wacker Innsbruck in der ersten halben Stunde mit begeisterndem Spiel mit 3:0 in Führung, am Ende reicht es zum 3:2- Auswärtssieg. Gegen die roten Bullen aus Salzburg verliert man das erste Heimspiel mit 0:1, in der Schlussphase wird ein Elfmeter zum verdienten Ausgleich vergeben. Gegen die Wiener Austria vereitelt in allerletzter Sekunde der frühere Wacker-Kapitän Pascal Grünwald das Erfolgserlebnis für unser Team, man trennt sich mit einem 0:0-Remis. Das gleiche Ergebnis gibt es gegen die Wiener Neustädter auswärts, dabei sind Torchancen auf beiden Seiten Mangelware. Im Tivoli gelingt Admira der Ausgleichstreffer zum 2:2 in der Nachspielzeit. In Mattersburg bringt Julius Perstaller die Innsbrucker in Führung, knapp vor dem Pausenpfiff fällt das Tor zum unentschiedenen Endstand. Daheim gegen die SV Ried trifft Merino in der Anfangsphase des Matches die Stange, im Gegenzug fällt das erste Tor für die Gäste, schließlich kommt unser Team mit fünf Gegentreffern unter die Räder.

Beim regierenden Meister Sturm Graz bringt Kapitän Tomas Abraham Wacker Innsbruck in Führung, nach Seitenwechsel gelingt den Grazern der Ausgleich. Daheim verliert unsere Mannschaft ziemlich chancenlos gegen Rapid mit 3:0. Der nächste Gegner im Tivoli ruft das Erfolgserlebnis zurück. Gegen Kapfenberg kann unser Team dank großem Einsatz und Willen mit 3:1 gewinnen. Im Bullenstall bringt Merino Schwarz-Grün durch einen Freistoß in Führung, Salzburg gelingt der Ausgleich, aber die Innsbrucker verdienen sich mit zehn Mann den einen Punkt durch große Kampfkraft und geschicktes Spiel. Mit der noch „weißen Auswärtsweste“ geht es in die Südstadt zu Admira Wacker, dem Aufsteiger als Tabellenführer. Bis zur 89. Minute hält Schwarz-Grün eine 2:1-Führung, um letztendlich als Verlierer vom Platz zu gehen.

Jetzt stellt man sich als Fan die bange Frage nach den Gründen für diese Misere. Diese sind wohl nicht ganz einfach zu finden. Allerdings fällt auf, dass sehr oft auch eine Führung nicht die nötige Sicherheit und Ruhe in das Spiel unserer Mannschaft bringt. Die wackere Verteidigung steht bei weitem nicht so sicher und souverän wie im Vorjahr. Mir liegt allerdings fern, die Schuld dafür bei einem einzelnen Akteur zu suchen. Jedoch bringt manch „kapitaler Bock“ eines Einzelnen die gesamte Abwehr zu sehr in Bedrängnis. Zu leicht macht es die in personeller Sicht immer wieder veränderte wackere Viererkette den gegnerischen Spielern, um für Torgefahr zu sorgen. Die Zuordnung zum Gegenspieler stimmt häufig nicht, manchmal gibt man leichtfertig Bälle verloren, agiert im Zweikampf zu langsam und umständlich. Fehlt es an Kommunikation und Abstimmung?

Das sieht häufig zwischen dem Torhüter und seinen Vorderleuten so aus. Gab es in der Aufstiegssaison noch lautstarke Anweisungen des damaligen Kapitäns für die davor agierenden Spieler, so herrscht heuer zu oft „eisiges Schweigen“. Dieses macht sich auch auf den Fantribünen breit, da man langsam die Geduld mit der nach außen gar nicht kämpferisch wirkenden Mannschaft verliert und sich da und dort Zynismus breit macht.

Ein weiteres großes Sorgenkind ist der wackere Sturm, der leider zu einem „Lüftchen“ verkommen ist. Den treffsicheren Spielern des Vorjahres, wie Marcel Schreter oder Julius Perstaller klebt seit vielen Wochen das Pech an den Füßen, sie schlagen sich mit Verletzungen herum und agieren ohne Selbstvertrauen. Miran Burgic, der oft als „Alleinunterhalter“ im gegnerischen Strafraum zu finden ist, wird zu häufig nur mit hohen Bällen gefüttert, wobei er gegen mehrere Bewacher oft chancenlos ist. Ist es eine Sache des Kopfes, der Taktik oder eine der Einstellung?

Bleibt noch das Mittelfeld zu analysieren. Hier ragt sicherlich unsere baskische Nummer Elf Carlos Merino nicht nur wegen seiner fünf Treffer heraus. Oft ist er Dreh- und Angelpunkt der wackeren Offensivbemühungen, unterstützt durch den schwarz-grünen Kapitän Tomas Abraham in einer oft viel zu defensiven Position. Das übrige Mittelfeldpersonal schafft es, trotz wechselnder Besetzung leider weder nach vorne noch nach hinten konstant in den Spielen zu arbeiten. Liegt es am Einsatz, an der individuellen Klasse, an der Abstimmung oder am Training?
Zu oft wirken die einzelnen Mannschaftsteile wie ein Stückwerk und agieren nicht als geschlossene Einheit. Fehlt es an der Kondition, um auf Fehler rascher und sicherer reagieren zu können?

Auf alle diese Fragen kann aber nur die Mannschaft des FC Wacker Innsbruck mit dem Betreuerteam in den nächsten zwei Dritteln der Meisterschaft Antworten finden und geben. Wenn auch derzeit die Niedergeschlagenheit und Enttäuschung sehr groß ist, so müssen alle gemeinsam versuchen, so rasch wie möglich aus dieser negativen Spirale herauszufinden. Schöpft alle euch zur Verfügung stehenden Mittel aus, ich bin überzeugt, es wird klappen. Mit jedem verlorenen Spiel, mit jedem missglückten Torschuss, mit jedem erfolglosen Zweikampf wird es schwerer vor allem den Kopf zu befreien. Besonders gefordert ist hier das Trainerteam und jeder einzelne Spieler, der begreifen muss, dass es nur mit einer 100-prozentigen Einstellung im Training, im Match und abseits des Platzes zu einer Verbesserung der misslichen Lage kommen wird. Die zum Ausdruck gebrachte Enttäuschung der Fans durch Pfiffe oder mangelnde Unterstützung darf die Mannschaft nicht mit Resignation quittieren, sondern muss die Trotzreaktion mit noch mehr Engagement zeigen.

Unsere Spieler müssen ihre Tugenden – Einsatz, Kampfgeist und Siegeswille – vom Anpfiff bis zum Abpfiff des Schiedsrichters in jeder Sekunde an den Tag legen, dann werden sich auch wieder Erfolgserlebnisse einstellen. Und diese feiern die Schwarz-Grünen und ihre Fans am liebsten gemeinsam!

 

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Autor: Heidi Roznovsky

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