A. Bammer: „Ein Zuschauer hat das Recht seine Meinung äußern zu dürfen und zu schimpfen.“
Zur Zeit bläst dem FC Wacker Innsbruck sportlich ein rauer Wind entgegen. Sinnbildlich für diese Situation heulte der Sturm gestern während dem Interview mit Andi Bammer ums Tivoli Stadion. Zur Sprache kam die Beziehung der Mannschaft mit den Fans und das kommende Spiel gegen Wiener Neustadt.
{hwdvs-player}id=33|width=690|height=|tpl=playeronly{/hwdvs-player}
Es ist sehr grausiges Wetter. Auch am Dienstag war für Wacker Innsbruck nicht der schönste Abend. Ist das Cupspiel schon aus den Köpfen der Spieler?
Ich glaube ganz ist das noch nicht aus den Knochen. Man muss schauen, dass man diesen Tag so schnell wie möglich aus den Köpfen bringt. Am besten ist das mit einem Erfolgserlebnis. Daher müssen wir schauen, das zu schaffen und dass wir am Samstag unbedingt punkten. Wir sollten einen Dreier schaffen, was aber zurzeit eher schwierig ist.
Es hat auch Pfiffe am Ende des Spieles gegeben. Findest du das gerechtfertigt?
Ein Zuschauer hat das Recht seine Meinung äußern zu dürfen und zu schimpfen. Das war zu erwarten. Aber das muss man als Fußballer auch verkraften. Zwar sind in der 85. Minute noch Anfeuerungen gekommen, das zeigt dir, dass sie trotzdem hinter dir stehen. Das gibt dir auch Mut und einen Ruck. Beschimpfungen unter der Gürtellinie darf es nicht geben, denn diese klopfen dir in zwei Wochen wieder auf die Schulter, wenn du erfolgreich bist. Erfolgsfan will ich sie nicht nennen, weil sie sicher regelmäßig ins Stadion gehen. Du musst dich als Fußballer schimpfen lassen, wenn du deine Leistung nicht bringst. Nur sollte die Kritik konstruktiv sein, denn Meldungen unter der Gürtellinie bringen uns nicht weiter.
Tomas Abraham meinte im Interview nach dem Spiel, es sei keine gute Stimmung zwischen Fans und Mannschaft. Ist das auch deine Meinung?
Ja,das ist aus der Emotion heraus zu erklären. Sowohl auf der Nord als auch auf der West – da nehme ich auch diese nicht aus – reicht es, wenn dreißig Leute oben stehen und herunterhängen, dann wirkt das richtig, auch wenn 500 andere sich völlig normal verhalten. Die Stimmung ist nicht so schlecht, denn wir wurden bis jetzt immer unterstützt, auch wenn die Leistung nicht gepasst hat und wir heftige Niederlagen eingefahren haben. Bis jetzt hat es eigentlich immer noch gepasst. Dass sie einmal kritisieren, war klar. Ich hoffe aber, dass sie uns am Samstag unterstützen, auch wenn es nicht so läuft. Wir müssen durch diese schwere Zeit – mit den Fans gemeinsam, denn ohne sie geht es gar nicht.
Werden solche Sachen auch in der Kabine thematisiert?
Ja, natürlich wird darüber gesprochen. Es macht es für uns die Situation derzeit absolut nicht leicht. Es wiegt derzeit auf der Waage jedes Gramm ein Kilo. Wenn wir merken, dass die Fans hinter uns stehen, auch wenn es in der 80. Minute 0:1 steht, dann gibt uns das noch ein paar Prozent. Weil man merkt, wenn sie immer noch hinter uns stehen, doch wenn sie allerdings schimpfen und auf uns herunterschreien, mit Hass herumhängen, dann verunsichert das umso mehr und drückt dich noch weiter hinunter, vor allem bei sonst so begeisterten Fans. Das ist nicht der Sinn und Zweck, aber es ist auch für die Fans eine emotionale Geschichte, die schwer zu verkraften ist. Für uns allerdings noch schwieriger wie für sie.
Du hast es schon einige Male angesprochen, dass nächsten Samstag ein Heimspiel ist. Wäre es nicht in dieser Situation leichter ein Auswärtsspiel zu haben?
Ja, in dieser Saison schaut es fast so aus, weil wir auswärts einfach stärker sind und uns besser auf den Gegner einstellen können. Doch es geht nicht mehr um auswärts oder daheim oder gegen wen wir spielen, denn wir tun uns gegen die Stärkeren leichter als gegen die Schwächeren. Aber es gibt keine Ausreden mehr, es muss irgendwie gepunktet werden. Es ist egal, wie wir spielen, auch wenn es schlecht wird, es müssen einfach Punkte her und das wird mehr als schwierig.
Am Samstag kommt Wiener Neustadt. Ist das schon eine Art „Sechs-Punkte-Spiel“?
Ich glaube, dafür ist es noch zu früh in der Saison. Kann sein, dass wir dieses Spiel verlieren und am Ende der Herbstmeisterschaft stehen wir da und sagen trotzdem, wir haben uns noch gut aus der Affäre gezogen. Andererseits sollten wir am Samstag gewinnen, ist noch lange nichts gewonnen. Wir müssen trotzdem schauen bis zur Winterpause, oft genug zu punkten.
Wie glaubst du, dass Wiener Neustadt am Samstag am Tivoli auftritt?
Ich glaube mit viel Selbstvertrauen, weil sie wissen, wir sind angeschlagen. Sie wollen uns eiskalt erwischen. Sicher mit sehr viel Selbstvertrauen und sehr frech!
Jetzt kommen wir zum Schluss. Du hast eine längere Verletzung hinter dich gebracht. Gegen die Admira hast du schon einen Auftritt gehabt und eine gelbe Karte kassiert. Wofür?
Ein Ball ist zu mir hergerollt. Ich habe den Ball zum Ballbuben weiter gegeben und nicht zu den Händen des Spielers. Wir haben da noch 2: 1 geführt. Ich habe das nicht als große Szene empfunden, nicht als Provokation. Aber es war Herr Grobelnik, der Ernst Öbster und mich schon im Vorjahr mit Gelb-Rot in Wiener Neustadt vom Platz gestellt hat. Ich glaube, er zählt nicht zu meinen Sympathisanten, habe ich zumindest das Gefühl.
Also kann man sagen, du bist wieder hundertprozentig fit.
Ja, das kann man sagen. Es hat ohnehin lang genug gedauert.
Alles klar, danke!