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Von Felsbrocken und einstiger Stadionatmosphäre

Man hatte nach den Debakeln gegen die SV Ried und Rapid Wien geglaubt, am Tivoli könnte man nichts mehr Schlimmeres erleben, doch man rechnete nicht mit vergangenem Dienstag, wo im Cup SV Grödig zu Gast war. Nicht die 0:1 Niederlage schockierte, sondern die Art und Weise, wie diese zustanden gekommen war. Übrig blieben total verunsicherte Schwarz-Grüne. Dazu kamen noch die schmerzhaften Ausfälle von Inaki Bea (Spruchband und Sprechchöre für den Basken erinnerten während des gesamten Spiels an ihn), Carlos Merino und zum Drüberstreuen erwischte es auch noch Georg Harding – keine guten Aussichten gegen den Tabellennachbarn aus Niederösterreich, der zudem noch in der letzten Runde überzeugt hatte.

Der Bann ist gebrochen

Zuversichtlich stimmte, dass sich der „berüchtigte“ Innsbrucker Föhn verabschiedet hatte und dass der FC Wacker Innsbruck schon öfters wieder aufgestanden ist. Mit durchwegs kritischen Spruchbändern wurde der Mannschaft signalisiert, was man von ihr erwartet. 5322 Besucher wollten am lauen Samstagabend unter klarem Sternenhimmel ihren FCW gegen die Wiener Neustädter siegen sehen. Es wurden sogar Wetten abgeschlossen, wie „wenige“ Zuschauer es bei diesem Kellerduell sein werden. Die Meisten lagen unter 4000. Auf das treue Stammpublikum ist eben Verlass – zumindest in der Liga.

In der ersten  Halbzeit war es das erwartet schwere Spiel: ein Abtasten, ja kein Tor kassieren und auf Sicherheit bedachtes Spielchen auf beiden Seiten. Aber als in Hälfte Zwei die Angriffe der Schwarz-Grünen gegen Norden rollten, sahen die Getreuen einen ganz anderen FC Wacker Innsbruck! Genau um 19.44 Uhr war es soweit. Miran Burgic brach den Bann und erzielte unter riesigem Jubel das so wichtige 1:0 für uns. Man hörte förmlich das Grollen und Rumoren der Felsbrocken, welche im ganzen Rund des Tivoli Stadions, inklusive den Spielern, von den Herzen gerumpelt sein dürften. Das war schon die halbe Nordkette gewesen.

Draufgabe war ein wunderschönes Tor

Wer jetzt gedacht hatte, dass das obligatorische Zittern unter unseren Spielern beginnen würde, sah sich angenehm getäuscht. Schwarz-Grün spielte am Samstag stark. Angetrieben von ihren Fans setzte unsere Mannschaft richtigerweise nach und wurde dafür auch belohnt. Sechs Minuten vor Schluss gelang dem eingewechselten und lange verletzt gewesenen Momo Ildiz ein Tor: eines zum Zunge-Schnalzen. Darauf haben wir lange gewartet.
Und jene, die ihren Verein wegen ein paar schlechter Leistungen im Stich gelassen haben, haben definitiv was versäumt. So ist das eben im Sport.
Mein Tipp von 3:0 ist nicht ganz aufgegangen, weil die Stange nach Alexander Hausers Freistoß etwas dagegen hatte. Aber es war auch so toll und die Fans rundum zufrieden. Unser Wochenende war gerettet und dauerte nicht nur wegen der Zeitumstellung sehr lange.

Heimspiele einst und jetzt

Dieser Sieg und die Art und Weise, wie er zustande kam, war Balsam auf unsere Fan-Seele. Ich kann mich eigentlich nur an lediglich zwei(!) Fehler unserer neuformierten Hintermannschaft erinnern. Das und der Offensivdrang im Spiel nach vorne, war der Schlüssel zu unserer Glückseligkeit. Man schimpft und kritisiert zwar nach jeder Niederlage. Aber man ist auch zutiefst traurig und niedergeschlagen danach. So hängt sehr viel Lebensgefühl ihrer Fans an den Beinen der Spieler. Schließlich sind wir alle mit sehr viel Herzblut beim Verein dabei. Und so pilgern in regelmäßigen Abständen die schwarz-grünen Fans in IHR Tivoli in der Hoffnung auf ein wenig Glück im Alltag: Glück, das süchtig macht!

Früher war das nicht anders. Unsere Freizeitmöglichkeiten waren rar und so blieb Sport eine willkommene Abwechslung zum Alltag. Das Publikum von einst war aber noch kritischer und fachkundiger als heute. Waren doch sehr viele selbst aktiv, da ihre Spiele selten gleichzeitig mit dem des FC Wacker Innsbruck stattfanden. Dauersupport wie heute gab es keinen. Aber dafür herrschte oft Stimmung rund um die altehrwürdigen Tivolitribünen. Das hatte auch was für sich.
Aber wehe die Blätter auf Seiten des Tivolischwimmbades wackelten. Dann ging der verdammte Föhn und das taugte unserem Wacker selten. Geflucht und geschworen, das letzte Mal am Tivoli zu sein, wurde sehr oft. Und doch waren 14 Tage später alle wieder da.

Service von anno dazumal

Auch haben so manche Anhänger nach dem Spiel stundenlang hinter der Haupttribüne auf den Schiedsrichter gewartet. Meistens vergebens. Gab es etwa einen Geheimgang?
Wollte man eine kühle Blonde (Bier), musste man die Tribüne nicht verlassen. Das Bier wurde an den Platz gebracht, egal ob Haupt-, Süd- oder Nordtribüne. So manchen eroberte dann der Drang seinen Druck zu entlasten, was man sich aber zweimal überlegte weil man wohl nie wieder auf den selben Platz zurück gekommen wäre.

Bei 5300 Fans im alten Tivoli wäre garantiert eine dichtere Atmosphäre gewesen als im großen Tivoli Stadion Tirol. So denke ich oft mit Wehmut an mein Stadion zurück. Aber was wir aus dem Erlebnis Tivoli machen, liegt ohnehin an uns. Es ist wert es zu besuchen. Denn früher war früher und jetzt haben wir eben andere Vorteile: keine Staus am Südring mehr, bequemeres Tivoli und nicht zu vergessen, das wackere Zelt. Früher mussten wir dafür ins Gasthaus Tivoli ans Sillufer. Das war aber meistens überfüllt. Jetzt lassen wir aber den Blick in die Vergangenheit, freuen uns über den Sieg und hoffen auf rege Zugabe!

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Autor: Rudolf Tilg

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