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Reporter sind (keine) Gentlemen

 

Hier macht sich die Autorin nicht etwa Gedanken darüber, welche Fragen Reporter zu stellen pflegen oder wie „indiskret“ sie manche Dinge behandeln, sondern wie sehr der Frauenfußball in den Medien unterrepräsentiert ist.

Dieses Manko betrifft nicht nur die Frauenabteilung des FC Wacker Innsbruck, sondern die Berichterstattung über die ÖFB-Frauenliga, die zweite Liga und auch die Nationalteams der Damen der verschiedenen Jahrgänge. Allerdings tragen bis auf ganz wenige Vereine dazu auch nicht sonderlich viel bei, Informationen anzubieten und sich so in einer modernen „Internet-Welt“ zu präsentieren. Liest man einmal einen Artikel über diese „Randsportart“ in einer österreichischen Tageszeitung wie kürzlich im Standard, ist das die große Ausnahme.

Der Medienpartner und Sponsor des FC Wacker Innsbruck – die Tiroler Tageszeitung – findet es zumindest der Mühe wert, kurze Berichte zu den Meisterschaftsspielen den Lesern nahe zu bringen. Dass jedoch am 6. 11. 2011 das wackere Damenteam in der zweiten Cuprunde des ÖFB-Ladies-Cups siegreich ist, sucht man selbst im Ergebnisdienst vergebens.

Vergleicht man Fußball mit anderen Sportarten, die sowohl Frauen als auch Männer aktiv betreiben, so muss festgestellt werden, dass der liebste Diskussionsstoff an Stammtischen wohl nur dem „starken Geschlecht“ vorbehalten ist. Dies scheint allerdings eine „typisch“ österreichische Eigenschaft zu sein, denn in Frauenfußball erfolgreichen Ländern wie Deutschland, in Skandinavien oder den USA berichten sowohl die Print- als auch die übrigen Medien sehr ausführlich. Hier erlangen dadurch Spielerinnen eine ähnliche Popularität wie ihre männlichen Kollegen. Doch schießt sich der Frauenfußball in der Alpenrepublik damit nicht ein Eigentor?

Sieht, hört oder liest niemand darüber – steht der Verein oder dessen Abteilung nicht im Blickpunkt – so kann weder eine Vorbildwirkung noch höhere Professionalität und damit eine bessere finanzielle Ausstattung erreicht werden. Auch ein größeres Zuschauerinteresse lässt sich dadurch nicht erzielen, denn viele, selbst Fußballbegeisterte, kennen das Angebot gar nicht. So bleibt das „Mauerblümchen“-Image bestehen und die Mehrheit der Österreicher, die übrigens weiblich ist, darf sich nur mit dem Zuschauen bei Spielen der Männer trösten.

Doch auch der ÖFB geht hier oft nicht mit gutem Beispiel voran: Spielberichte der Frauen-Nationalteams sind selten topaktuell. Zwar will man seit Jahren die Mädchen und Frauen für das runde Leder begeistern, hat durch ein neues nationales Zentrum kürzlich einen weiteren kleinen Impuls gesetzt, aber da sowohl in den Gremien des Fußballbundes, bei vielen Vereinen und auch bei Sportreportern die Männer dominieren, müssen dies wohl Frauen selbst in die Hand nehmen und in Zukunft ändern.

Doch vielleicht findet sich ein Gentleman, der inspiriert durch die kritischen Worte, einmal Interesse findet und sich für die „kickenden Frauen“ in seinem Job stark macht. Mein Lob wäre ihm sicher!

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Autor: Heidi Roznovsky

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