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Hobbysportler oder Profi?

Nachdem sich die Medien, der ein oder andere Funktionär, Trainer und die Schiedsrichter-Kommission nun ausführlichst mit diversen Fehlpfiffen der Schiedsrichter in den Österreichischen Ligen befasst haben, möchte ich mit diesem Beitrag zum Nachdenken anregen.

 

Masochismus vs. Liebe

Objektiv betrachtet stellt sich doch die Frage, warum verbringt ein vernünftig denkender Mensch Woche für Woche, oft mehrmals, seine Freizeit auf dem Spielfeld, lässt sich von Spielern, Trainern, Funktionären und selbst ernannten Fußballexperten (Zuschauern) kritisieren, beleidigen, belehren usw. Zusätzlich erschwert der Umgang von Trainern und Spielern mit dem Schiedsrichter und seinen Assistenten den Spielablauf.

Ist es das wenige Geld oder doch mehr? Vielleicht doch die Liebe zum Fußball? Man muss schon leicht masochistisch veranlagt sein, um diesen Sport als Hobby auszuüben. Ich weiß, wovon ich schreibe, denn ich nahm selbst fast 17 Jahre am aktiven Spielgeschehen teil. In dieser Zeit habe ich ca. 800 Spiele als Schiedsrichter geleitet oder als Assistent an der Linie gestanden.

Hobby vs. Beruf

Der Hobby-Schiedsrichter geht einer geregelten Arbeit nach (40 Std. Woche), lebt meist in einer Partnerschaft und hat vielleicht auch Kinder. Regelmäßiges Training (2×2 Std.), Lauf- bzw. Regeltests (4x pro Jahr), Seminare, Regelschulungen, Schwerpunktschulungen, Spielleitungen an den Wochenenden – der Zeitaufwand beträgt für einen Bundesliga-Schiedsrichter somit zusätzlich mindestens 20 Stunden pro Woche. Für einen sogenannten Hobbysportler ein enormer Zeitaufwand, der noch dazu mehr schlecht als recht bezahlt wird (€ 700 – € 900 unversteuert).  Zum Vergleich – Deutsche Bundesliga-Schiedsrichter bekommen pro Spiel ca. € 2.500, Assistenten die Hälfte. Wo die Familie bleibt, kann sich jeder selbst denken.

Manche Experten behaupten nun, es muss ein Profischiedsrichter her. Was macht dieser besser oder anders? Regelmäßiges Training 2 Std./Tag, Regelkunde täglich, wöchentliche Spielleitung, Fremdsprachenausbildung und natürlich Medienschulung – dafür braucht es ein entsprechendes Gehalt, von dem man leben kann. Wie sieht es dann mit dem Karriereende aus, wann beginnt der Pensionsantritt? Man könnte meinen, ein Profischiedsrichter ist die Lösung aller Probleme. Mit Nichten.

Die Regeln 1-17 der offiziellen FIFA-Spielregeln gelten sinngemäß gleichermaßen für den Hobby- sowie den Profischiedsrichter. Beides sind Menschen mit Stärken und Schwächen, beide werden Fehler machen. Keiner von beiden trifft absichtlich Fehlentscheidungen. Vielleicht sollte man andenken, bestimmte Spielregeln einfacher zu gestalten. Also zurück an den Anfang!

Kritik vs. Morddrohung

Ein guter Schiedsrichter soll berechenbar sein und möglichst unauffällig agieren. Körperliche und psychische Belastbarkeit und fundierte Regelkenntnisse werden vorausgesetzt. Vor allem muss er den Regeln Geltung verschaffen. Er soll Fingerspitzengefühl beweisen, von dem niemand weiß, was das genau ist und sich auch in keiner Regel findet. Der Schiri soll alles sehen, aber ja nicht alles hören und sich in mehreren Sprachen verständigen können.

Emotionen gehören freilich zum Spiel, sollen auch gelebt werden, dürfen aber niemals beleidigend oder abwertend sein. Die derzeit gehäuft auftretenden, oft unterschwelligen Kritiken von Trainern und Funktionären durch Worte und/oder Gesten richten enormen Schaden an. Selbst vor anonymen Morddrohungen gegenüber dem Schiedsrichterteam wird nicht mehr zurückgeschreckt. Auch die negative Medienberichterstattung trägt ihren Teil zum schlechten Image der Schiedsrichter bei. Es gibt den Fair-Play Gedanken bei den Mannschaften, aber wo bleibt das Fair-Play gegenüber dem Schiedsrichterteam?

Wer arbeitet (pfeift) macht Fehler, wer nicht arbeitet, kann keine Fehler machen.

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Autor: Gerhard Klausner

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