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„Aber hier haben sie mir keine Vorwürfe gemacht…“

Inaki Bea, der baskische Innenverteidiger des FC Wacker Innsbruck, ist nach seiner Auszeit wieder zurück im Training. Im großen tivoli12 Interview berichtet er von seiner Woche Mentalcoaching in Stuttgart, den Problemen, welche ihn in seinem Spiel blockiert haben, und seiner ungezügelten Fußballleidenschaft. Er spricht auch über die Unterstützung des Vereins, welche im Profigeschäft eine Ausnahme darstellt, seine Rückkehr in die Mannschaft und die Wichtigkeit von Ersatzspielern. Und emotional nimmt er Stellung zu den Unterstützungsbekundungen beim Spiel gegen Wiener Neustadt.


 

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Inaki, du bist jetzt eine Woche wieder hier in Innsbruck. Willkommen zurück! Was natürlich viele Wacker-Fans interessiert: Wie geht es dir?

Ich habe jetzt eine Woche Pause gemacht, und ich glaube, dass ich das gebraucht habe. Ich hatte viele Sachen im Kopf, und es war wichtig, diese Gedanken hinauszubekommen. Ich glaube, das habe ich nun geschafft. Und jetzt muss ich mich auf mich selbst und auf meine Aufgabe konzentrieren. Ich will auch wieder beweisen, dass ich in dieser Mannschaft, in diesem Verein – wenn auch nicht gleich in der Startaufstellung – spielen kann.

Wie hast du die Auszeit genützt?

Ich bin in Stuttgart gewesen bei der Mentaltrainerin, welche uns auch schon bisher gecoacht hat. Das war wichtig, denn sie kennt uns bereits, sie weiß, wie die Mannschaft funktioniert. Und das ist besser, als einen neuen Coach erst kennenlernen zu müssen. Ich war sieben Tage dort, und hatte auch eine gute Ablenkung, da sie mich sehr verwöhnt hat, ich viele Leute in Stuttgart kennengelernt habe. Und ich habe den Fußball wieder neu bewertet und schätzen gelernt. Ich bin nun zufrieden, denn ich kann sagen: ich kenne mich selbst jetzt mehr und besser.

Eine Woche Auszeit – warst du froh, dem Druck des Profigeschäfts entkommen zu sein, oder hast du den Fußball vermisst?

Ein Problem von mir ist, dass ich zu viel an Fußball denke. Wenn ich Frau und Kinder hätte, vielleicht könnte ich nach dem Training den Kopf ausschalten. Aber in meinem Fall geht das nicht, denn Fußball ist meine Leidenschaft, und ich werde unerträglich ohne Fußball. Ich habe mir in Deutschland auch zwei Spiele angeschaut, ich war in Hoffenheim und bei Karlsruhe. Ich brauche Fußball. Aber es war wichtig, meine Umgebung, mein Umfeld einmal zu vergessen. Jetzt bin ich wieder motiviert und bereit, der Mannschaft zu helfen.

Würdest du sagen, dass dich diese Woche Auszeit schon verändert hat?

Ich hoffe es. Die letzten zwei Monate hatte ich eine Blockade, ich wollte mehr machen, als meine Aufgabe war. Jetzt muss ich mich auf meine Aufgabe beschränken, ich kann mich nicht um jeden kümmern, das ist nicht mein Job und auch nicht gut für mich. Das war auch mein Fehler, ich wollte viel Verantwortung übernehmen, das ging nicht gut. Ich bin jetzt zwar noch der Selbe, ich war ja auch nicht krank – aber ich hatte viel Druck, viel in meinem Kopf. Jetzt fühle ich mich besser, ich fühle mich frei.

Was sagst du zum Verein, wie hat er sich in dieser Auszeit dir gegenüber verhalten? Hat er dich in dieser Zeit gut unterstützt?

Ja, hat er, sicher! Es ist auch klar, dass mich ein anderer Verein in dieser Situation „geschimpft“ hätte. Aber dieser Verein hat mich eingeladen, hat zu mir gesagt: „Inaki, du musst nach Stuttgart gehen, du kannst dir 10 Tage freinehmen.“ Das ist wirklich… In einem anderen Verein hätte ich vielleicht eine Strafe oder Vorwürfe erhalten. Aber hier haben sie mir keine Vorwürfe gemacht.

Dario Dakovic und Marco Kofler haben in deiner Abwesenheit einen sehr guten Job gemacht. Wie schwierig wird es, in die Stammelf zurückzukommen?

Momentan denke ich nicht daran, wann ich wieder spielen kann. Ich habe eine große Herausforderung mit mir selbst, und ich muss erst beweisen, dass sich meine Einstellung geändert hat. Für mich ist momentan das Wichtigste… Immer, es ist immer die Mannschaft das Wichtigste im Fußball. Der Trainer muss entscheiden, und derzeit haben Dako und Kofi gut gespielt, da gibt es auch keinen Grund für einen Wechsel. Das ist immer so im Fußball. Ich habe in Spanien mal gespielt, mal nicht – ich habe immer gesagt, dass für mich in einer Mannschaft normaler Weise die am wichtigsten sind, die nicht spielen, denn diese Leute können dich fordern. Wenn ich sage: „Ok, ich spiele nicht, ich kann mich entspannen.“, dann können auch Kofler und Dakovic sagen: „Ok, Inaki will gar nicht, dann kann ich auch weniger trainieren.“. Und das schadet der Mannschaft.

Hast du die Spiele von Wacker Innsbruck auch in deiner Auszeit mitverfolgt?

Ja! Ich bin von Stuttgart auch schon am Sonntag zurückgekommen, weil ich das Spiel anschauen wollte. Ich habe es im Hotel Geisler via Sky gesehen. Ja, wir haben gut gespielt, und diesen Weg müssen wir auch weitergehen, denn wir haben von sechs Punkten vier erreicht. Die derzeitige Linie ist gut.

Beim Heimspiel gegen Wiener Neustadt hat es für dich viele Transparente und Sprechchöre gegeben. Hast du das mitbekommen?

Ja, ja, und das ist wirklich sehr … ich kann das so schwer auf Deutsch sagen … ich bin sehr stolz … Ich war sehr niedergeschlagen, und die Leute könnten auf mich schimpfen, aber nein, sie haben mich angefeuert. Das ist so gut, auch für meine Arbeit.

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Autor: Stefan Weis

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