Kopf- und kraftlos?
Hier schreibt nicht der neue allwissende Wacker-„Superguru“, der für jedes Problem sofort die exakte und spezielle Lösung im Köcher hat. Nach dem x-ten Punkteverlust in der Nachspielzeit macht sich die treue Spielbeobachterin in Anlehnung an Professor Wacker als „kleine Kollegin“ Gedanken über die Ursachen dieser Misere.
Die Spieler selbst wirkten nach dem neuerlichen Tiefschlag in letzter Sekunde ratlos und enttäuscht. So meinte etwa Torschütze Peter Hackmair, „wir haben ein mentales Problem, einen Vorsprung nicht über die Runden zu bringen.“ Der genauso niedergeschlagenen Alex Hauser sprach davon, „nichts sei Zufall und die spielentscheidenden Tore für das Team im Vorjahr habe man dem Charakter zugeschrieben.“
Da möchte ich gleich einhaken. Unsere Spieler haben nicht ihre Einstellung verloren, sondern sie sind durch die selbstverschuldeten, die unglücklichen und manchmal fragwürdigen „Last-Minute-Treffer“ aus ihrem Selbstvertrauen gekickt worden. Wäre es nicht Sache der Betreuung, hier gezielte Hilfe anzubieten und in den Trainingseinheiten ein ganz besonderes Augenmerk darauf zu legen?
Durch andere Ereignisse in der jüngsten Vergangenheit wissen wir, dass eine Mentaltrainerin zur Verfügung steht (warum sitzt die in Stuttgart?). Nicht jeder einzelne Spieler wird dieses Angebot in gleicher Weise in Anspruch nehmen oder vielleicht einmal skeptisch reagieren. Doch weiß man mittlerweile, wie wichtig neben der körperlichen auch die geistige Fitness im Spitzensport und in allen Lebensbereichen des hektischen 21. Jahrhunderts geworden ist. In Einzelsportarten oder auch im Mannschaftssport (vor allem im Ausland) gehört ein Mentalcoach zum Standard eines jeden Betreuerteams. Vielleicht sollte da auch der eine oder andere über seinen eigenen Schatten springen und jene Methoden forcieren, die zu seiner aktiven Zeit noch kaum oder gar nicht Anwendung gefunden haben. Die Zeiten ändern sich und damit muss sich jeder verantwortungsbewusste Betreuer auseinandersetzen.
Allerdings ist ein müder Spieler nicht nur körperlich, sondern eben auch im Kopf gegen Spielende nicht mehr frisch. Jeder kennt dies von sich selbst. Macht der Körper wegen Überanstrengung schlapp, kann man auch nicht mehr klare Gedanken fassen und rasche und richtige Entscheidungen treffen. Doch seit einiger Zeit verzichtet der FC Wacker Innsbruck auf einen hauptamtlichen Konditionstrainer. Dies ist nicht großartig publik gemacht worden, sondern nur so nebenbei hat man das erfahren.
In jüngerer Vergangenheit verzichtete bereits ein Trainer auf derlei „Dienste“. Frantisek Straka sah die Notwendigkeit nicht oder war dies gar eine Sache der knappen Finanzen oder persönlicher Zwistigkeiten zwischen den handelnden Personen? Wie das aktuell zu beurteilen ist, kann ich nur vermuten. Sollte es aber an einem monetären Abspecken liegen, so ist dies in meinen laienhaften Augen jedenfalls der denkbar ungeeignetste Bereich, der einem Sparkurs zum Opfer fallen darf. Rühmte man sich in der Vorsaison die „Wackerviertelstunde“ erfunden zu haben, in der die Matches zugunsten der Schwarz-Grünen entschieden wurden, so muss ich in dieser Saison betrübt feststellen, dass eben in den letzten Spielminuten der zweiten Halbzeit bzw. in der Nachspielzeit viele Meisterschaftspunkte dem Gegner „geschenkt“ worden sind. Und das tut dem Verein, den Spielern und ihrem treuen Anhang besonders weh.