Ausstellung “Tatort Stadion” eröffnet
Freitag, 26. 11. 2011, 19:00, die Kulturbackstube der Innsbrucker Bäckerei füllt sich zusehends: Etwa 200 Gäste sind gekommen, um der erstmaligen Eröffnung der Wanderausstellung „Tatort Stadion 2“ in Österreich beizuwohnen. Keiner sollte enttäuscht werden: Spannende Ausstellungsmaterialien sowie zwei tiefschürfende Vorträge von Gabriel Kuhn und Judith Götz rund um Diskriminierung im (österreichischen) Fußball sorgten für heiße Diskussionen unter den anwesenden Freunden des FC Wacker Innsbruck.
Schnell vorbeigeschummelt am lockenden Bierausschank sowie dem Buffet und ab in die hinteren Räume der Innsbrucker Kulturbäckerei in Dreiheiligen: Die Ausstellung „Tatort Stadion 2“ bittet bei freiem Eintritt zur Auseinandersetzung mit dem Themenkreis „Fußball und Diskriminierung“. Noch zwei Wochen haben Interessierte die Chance, sich anhand zahlreicher Plakatwände, Bücher, Broschüren und Filmmaterialien ihr Bild zu den Problematiken Rassismus, Antisemitismus, Homophobie und Sexismus zu machen. Zusätzliche Plakatwände des Organisators Faninitiative Innsbruck runden das Gebotene ab – Choreographien und Aktionen rund um Antirassismus der Tivoli Nord werden vorgestellt.
Wacker Innsbruck als Vorbild
Nach kurzen einführenden Worten von Organisator Maurice Munisch Kumar vom Kulturkollektiv Contrapunkt ergriff Stefan Hebenstreit von der Faninitiative Innsbruck das Mikrophon. Mit noch unverkennbarem deutschen Idiom schilderte er sein Bild vom FC Wacker Innsbruck und seinen Fans als neue Heimat. Die kulturelle und soziale Dimension des Fußballs tritt in Innsbruck ganz besonders hervor und wird von den Fans bewusst gestaltet. Der FC Wacker Innsbruck ist somit ein Vorbild für die österreichische Fußballlandschaft; dass der erste Auftritt von „Tatort Stadion“ in Österreich in Innsbruck stattfindet, ist daher eine fast schon logische Konsequenz der vorherrschenden liberalen und progressiven Fankultur. Besonders die Etablierung eines demokratischen Mitgliedervereins gegen zahlreiche Widerstände hebt Innsbruck weiter wohltuend von anderen österreichischen Spitzenvereinen ab.
Guter Ruf über die Grenzen hinweg
Bella Bello Bitugu vom Verein LISA/VIDC sprach den zweiten Teil der Geleitworte und hob ebenfalls das in Innsbruck gewachsene Bewusstsein für die zentrale Funktion des Fußballs in unserer Kultur hervor. Der gute Ruf der Wackerfans hinsichtlich Antirassismus-Aktionen ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und macht entsprechend stolz, Teil der Wackerfamilie zu sein. Innsbruck nimmt aktuell eine klare Schlüsselrolle in Österreich hinsichtlich Antirassismusarbeit ein – eine Ausweitung der Aktionen rund um den FC Wacker Innsbruck würde also wohl guten Widerhall finden.
Druck von unten wirkt
Abschließend hob Bella Bitugu die Bedeutung von Initiativen der Fans im Fußball hervor: Programme zu den Themen Antirassismus, Antihomophobie und Antidiskriminierung wurden und werden zumeist von Fans initiiert und erst später von Verbänden aufgegriffen. Die Passivität hinsichtlich dieser Themen von ÖFB, UEFA und FIFA erfordert ein verstärktes Maß an Eigeninitiative. Wir alle sollten entsprechend unseren Beitrag leisten, mit Hilfe des Fußballs und seiner verbreiteten Botschaften kulturell zentrale Fragen zu thematisieren.
In weiterer Folge widmeten sich die Vortragenden Gabriel Kuhn und Judith Götz speziellen Aspekten von Diskriminierung im Fußball. In zwei weiteren Artikeln auf tivoli12 werdet ihr die Inhalte zusammengefasst nachlesen können.