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Aller Anfang ist schwer

 

Platz Fünf in der Tabelle und 29 Punkte auf der Habenseite. Was sich mancher für die Bundesliga wünschen mag, ist in der Regionalliga (schon) wieder Realität. Woran kann es liegen, dass eine Mannschaft, die vor Meisterschaftsbeginn medial nicht unbedingt die besten Kritiken bekommen hat, nun so auftrumpfen kann? Dazu bedenke man die schwierigen Rahmenbedingungen, mit denen das zweite Herrenteam im Sommer konfrontiert war und die sogar nach Aussage von Trainer Werner Löberbauer ein schwieriges Jahr verheißen ließen.

Geht man auf die Suche nach Gründen für diese überraschende Entwicklung, wird man jedoch schnell fündig. Eine neue Spielkultur hat Einzug gehalten, die viel mit dem mittlerweile nicht mehr ganz so neuen Trainer zu tun hat. Unter Werner Löberbauer wurde eine wesentlich engere Vernetzung zwischen Profikader und Nachwuchs eingeführt – was die individuellen Aufstiegschancen der eigenen Jugend förderte, aber auch insgesamt der Durchlässigkeit im Herrenbereich zu Gute kam. Zudem führte er mit dem neuen 4-4-2 ein für jedermann klar zu verstehendes System ein, was gerade für die neuen Spieler ein unschätzbarer Vorteil ist. Der Preis für die Neuerungen war ein schwerer Start in sein neues Amt, denn zu Beginn setzte es gleich zwei Niederlagen.

Dass sich nach dem turbulenten Abschied von Roland Ortner und den damit einhergehenden Nebengeräuschen vieles erst noch finden musste, lag auf der Hand. So verwunderte es nicht, dass Personen und System erst aufeinander abgestimmt werden mussten. Die neu von der Akademie geholten Michael Rauth, Martin Bstieler, Andreas Kuen und Muhamed Briga sowie Pascal Gredler vom IAC spürten erstmals, welche Chance ihnen geboten wird. Die aus der Bundesliga zeitweise „versetzten“ Spieler mussten lernen, die Regionalliga als gleichwertig anzuerkennen, denn auch sie ist ein wichtiger Bestandteil im Profi-Alltag. Im Laufe der Zeit ergänzte sich vieles jedoch immer besser, profitierten beide Seiten des Kaders voneinander. Am Ende stand nicht nur Wacker Innsbruck II fast ganz oben in der Heimtabelle – sondern haben Spieler wie Sascha Wörgetter, der die Kapitänsbinde von Thomas Grumser übernahm, oder auch Fabian Hafner aus der Innenverteidigung eine klare Perspektive für das „große“ Tivoli gleich nebenan. Auch so kann Nachwuchsarbeit funktionieren.

Die grundlegende Neuausrichtung ist also geglückt und der Erfolg gebührt dem Trainer. Er hat sie maßgeblich mitgestaltet und umgesetzt. Dass manche der im Sommer eingeführten Änderungen auf den Druck der sportlichen Leitung zurückzuführen sind, darf an dieser Stelle aber auch nicht verschwiegen werden. Sie waren am Ende wohl auch der Grund, der zum Bruch mit Roland Ortner geführt hat. Aber gerade jener Ortner war es, der seinem Nachfolger ein solch stabiles Grundgerüst hinterließ. Dies bleibt von ihm.

Wenn man über Wacker Innsbruck II in der Herbstsaison 2011/2012 schreibt, kommt man zuletzt auch nicht umhin, auf die für viele Klubs polarisierende Personalpolitik des Tiroler Traditionsvereins einzugehen: Den häufigen Einsatz von Spielern mit Profiverträgen aus dem Kader von Walter Kogler. Sowohl mit der schwarz-grünen Brille und auch aus objektiver Sicht ist das häufige FCW-Bashing nicht zu erklären. Denn gerade solche Vereine, die sich am lautesten aber dieses Vorgehen beschweren, sind diejenigen, die genauso umfangreich oder in ähnlichem Maße ihren Kickern Spielpraxis im zweiten Team oder der 1b-Mannschaft geben. Ihr Vorteil ist dabei nur: Ihre zweite Garde spielt nicht in der Regionalliga und entzieht sich damit gekonnt dem Fokus der breiteren Öffentlichkeit. Bezeichnend für dieses schizophrene Verhalten ist zudem die Tatsache, dass außer leeren Worthülsen bisher noch niemand den ernsthaften Aufstand vor der Regionalliga-Kommission gewagt hat. Warum auch, wenn sie wissen, dass sie im Unrecht sind?

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Autor: admin

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