Wien (Rapid) ist wirklich anders
10. Dezember 1986. Zehntausende Wunderkerzen brennen. Traumhafte Atmosphäre und eine Mannschaft mit wenigen Stars, mit Ausnahme unseres „Lieblingspiefke“ Hansi M., kämpfte die Startruppe von Spartak Moskau einfach nieder.
Genau 25. Jahre später. Wieder brannten ein paar Wunderkerzen. Die Atmosphäre passte auch und eine (österreichische) Spitzenmannschaft wurde fast niedergekämpft. Eben nur fast weil das letzte Quäntchen Konsequenz (noch) fehlt. Der FC Wacker Innsbruck spielte brav bis zum Sechzehner. Aber dann fehlt einer, der den absolut tödlichen Pass spielen kann UND ein Knipser, der diesen auch verwertet. Dennoch konnten wir mit dem Samstag zufrieden sein. Wenn es da nicht einen „saudummen“ Rapid-Fanclub, welcher direkt neben der Gästekurve seinen Standort im Hanappi Stadion hat, geben würde.
So sollte Identifikation aussehen
Am frühen Tiroler Morgen machten sich zwei Doppeldecker-Busse auf den Weg Richtung Wien: Ziel – das Hanappi Stadion des Rekordmeisters Rapid Wien. Rekordmeister? Ja, wenn man all die Meistertitel mitzählt, in der „nur“ Wiener Vereine daran teilnahmen. Trotzdem ist Rapid der Fußballverein im Staate – voll von Tradition und für seine Fans eine Religion. Außer den Gründungsfarben und einem einmaligen Sponsor-Ausrutscher im Namen wurde nie etwas an Rapid geändert. Die österreichische (Un)sitte, dem Sponsor die Namensrechte des Vereins zu überlassen, hat der SK Rapid Wien als einer der ersten Vereine in unserer Bundesliga den Hahn zugedreht. Mit Riesenerfolg. Die Fans identifizieren sich voll mit ihrem Verein. Das war nicht immer so. Es gab auch Zeiten, wo sogar Rapid um jeden Zuschauer froh war. In den letzten Jahren aber eroberte Rapid die Herzen seiner Fans im Sturm. Ein Mitverdienst der Tradition und der Fans. Was aber wohl einigen zu Kopf gestiegen ist…
Ein gut gefüllter Sektor
So trudelten kurz nach 15 Uhr die Busse mit den schwarz-grünen Anhängern ein. Nicht schlecht, für einen Tabellensiebten. Wow, so viele aneinandergereihte Polizeiautos habe ich wohl noch nie gesehen. Das wäre ein Tipp für Bankräuber. Denn viele Polizisten dürften wohl nicht mehr auf Streife sein. Im Ernst, das ist doch alles nicht mehr verhältnismäßig. Man fühlt sich wie in einem Polizeistaat. Aber ansonsten blieb es ruhig und es gab keinerlei Probleme.
Im Sektor war ich einigermaßen überrascht. Für den 10. Dezember und unseren Tabellenrang war unser Besuch in Wien wirklich nicht von schlechten Eltern. Und jene, die gekommen sind, brauchten das auch nicht zu bereuen. Bis auf die ersten Minuten eine kämpferische Topleistung unseres Teams und wurde es einmal brenzlig, war „Teufelskerl“ Szabolcs Safar zur Stelle. Die Stimmung im Sektor war anfangs zwar noch verhalten, steigerte sich aber ständig und war die gesamte zweite Halbzeit über wirklich top. Titelanwärter Rapid hatte nur mehr eine echte Tormöglichkeit und wenn wir einmal kaltschnäuziger wären und einen Knipser hätten, so wäre die Chance auf einen Auswärtssieg durchaus realistisch gewesen. Eine Bitte an unsere Mannschaft: Einen Angriff auch einmal zu Ende spielen!
Dümmer geht’s nicht mehr
Ich hatte diesmal das „Vergnügen“, erste Reihe fußfrei neben dem Rapid-Ostfanclub „Lords“ stehen zu dürfen. Während des gesamten Spiels konzentrierten sich da einige „Hohlköpfe“ nur auf uns. Kein Wunder: spielten doch ihre Lieblinge nicht berauschend. Um zur Deeskalation beizutragen, wurden zwei Ordner eines speziellen Ordnerdienstes zu uns abgestellt, was bei uns auch wunderbar funktionierte. Die Ordner redeten und baten unsere Fans sich von dem Originalzitat: „Vollidioten da drüben“, nicht provozieren zu lassen. Am schlimmsten da drüben waren ja einige Frauen…
Man beachtete die Wahnsinnigen nicht mehr besonders. Haben sie auch nicht verdient. Was bei uns mit zwei Ordnern wunderbar funktioniert hatte, haute drüben bei zwanzig gelben Heinzelmännchen nicht hin. Zwar beachte ich Provokationen am Fußballplatz nicht, aber was nach Spielende abging, grenzt schon an mehrfach versuchte schwere Körperverletzung, in zwei Fällen leider auch tatsächlich ausgeführt. Es flogen Feuerwerkskörper in unseren Sektor. Einer landete etwa einen halben Meter vor mir. Ich habe ihn aber gesehen und konnte noch rechtzeitig reagieren.
Nicht so zwei anderen Personen, welche von Sanitätern versorgt werden mussten und am nächsten Tag das Spital aufsuchen durften. Einer davon war sogar kurzfristig bewusstlos. Nicht auszudenken, wenn er auf der Tribüne nicht ganz unten gestanden wäre. Gute Besserung, Hubi!
Einige solche Dinger landeten sogar in ihrem eigenen Sktor, da sie vom Netz in diesen zurück katapultiert wurden!?!
Schwarz-grüne Grüße
So viel zum Thema Kampf gegen Repression und für Pyrotechnik. Rapid sorgt ein ums andere Mal für einen richtigen Bärendienst gegenüber wirklich engagierten Fußballfans. Aber Hauptsache die beleidigte Leberwurst spielen und gegen den eigenen Verein rebellieren wollen. In Wirklichkeit macht die berüchtigte Westkurve aber genau das, was alle von Fußballfans wollen. Ein wenig Fahnen schwingen, ein wenig Support und schön brav handzahm sein…
Am nächsten Tag hatte ich vor unseren Kumpel Daniel, welcher sich bei unserem letzten Besuch bei der Wiener Austria so schwer verletzt hatte, im Spital zu besuchen. So wurde ich als „Bergkind“ wunderbar von unseren Wiener Freunden von Green Black Danube umsorgt. Nach einem gemütlichen Essen in einem echten Wiener Beisel ging es am nächsten Tag gemeinsam zum Krankenhaus. Spitalsbesuche können ja auch manchmal recht fad sein. Nicht so der bei Daniel. Es war interessant angenehm und es wurde solange geplaudert, sodass ich fast den Zug versäumt hätte. Daniel schickt allen schwarz-grüne Grüße und bedankt sich beim FC Wacker Innsbruck für das tolle Präsent und die Aufmerksamkeit. Wir wünschen ihm auch noch gute Besserung und lass dich von der schlechten Betreuung dort nicht unterkriegen!
So gibt es nur noch eine Sache zu sagen – Ein solches Verhalten gegnerischen Fans gegenüber, wie von den „Lords“ habe ich bei uns in all den Jahren noch nie gesehen. Denn da ging es rein um das Verletzen von gegnerischen Fans. Was soll das? Das hat mit einer Ultrakultur nichts zu tun!
Und zu den Schmährufen der Grün-Weißen-„Wir sind eure Hauptstadt – ihr Bauern“ sage ich nur-„Wir sind eure Schiliftbetreiber – ihr Großstädter und ohne unsere Steuern wärt ihr nicht nur fast, sondern komplett Pleite !“