Leise rieselt der Schnee
Noch selten fand knapp eine Woche vor Weihnachten in Kapfenberg eine Bundesligapartie statt. Eine Rasenheizung sucht man dort nämlich vergebens. Aber der milde Spätherbst ließ das Spiel ohne weiteres zu. Der Boden war zwar tief und die Witterung in der Obersteiermark passend zur Jahreszeit vorweihnachtlich. Dass der FC Wacker Innsbruck die weite Heimreise mit drei Punkten antrat, war eine schöne Nebensache, aber an diesem Wochenende bei weiten nicht das Wichtigste.
Beschwerliche Anreise
Heftiger Wind, Schneefall und schlechte Straßenbedingungen. Keine optimalen Voraussetzungen für eine gemütliche Auswärtsfahrt. Dennoch scheuten die schwarz-grünen Fans die gefährliche Fahrt nicht, um ihre „Lieblinge“ zu unterstützen – was um ein Haar ins Auge ging.
Es ist nicht selbstverständlich, bei jedem Wetter seinen Verein zu unterstützen. Manche tun es trotzdem. Und das gilt es hoch anzurechnen, denn wie wir seit Samstag wissen, ist eine Fahrt bei so einem Wetter eine gefährliche Sache. Während sich eine Fangruppe bei dichtem Schneetreiben Richtung Steiermark quälte, war eine andere schon auf dem Weg Richtung Klinik, um sich nach ihrem verletzten Kameraden zu erkundigen. Was war geschehen?
Klinik statt Fußball
Noch in Tirol wurde ein Fahrzeug mit FCW-Fans in einen schweren Unfall verwickelt. Dabei krachte ein Insasse so stark mit dem Kopf gegen die Seitenscheibe, dass diese zerbrach. Mit Schnittwunden im Gesicht, starker Gehirnerschütterung und Verdacht auf Brüche wurde er ins Spital eingeliefert. Dass weitere Kollegen, welche mit einem Kleinbus unterwegs waren, die Reise abbrachen, war selbstverständlich. Natürlich wurden andere Fans, welche schon unterwegs, oder im Falle der Wiener noch zu Hause waren, vom Unfall informiert. So wurde vom Fanclub „Green Black Danube“ während ihrer Fahrt in die Steiermark schnell ein Spruchband gebastelt. Kein leichtes Unterfangen in einem Auto. Die weiteren Autos kamen zum Glück gut in Kapfenberg an. Aber man sieht daran, was Fans alles in Kauf nehmen, nur um bei ihrem Verein zu sein!
Alles Gute Andi
Beschaulich war die Atmosphäre im Franz Fekete-Stadion. Der Kapfenberger Kassier konnte jeden Zuschauer einzeln per Handschlag begrüßen und ist dennoch bis Spielbeginn leicht fertig geworden. Die angegebenen 1 600 waren es bei weitem nicht. Auch der schwarz-grüne Sektor war schon besser gefüllt. Dementsprechend war auch die Stimmung im Stadion. Das leise Schneetreiben war mitunter das Lauteste im weiten Rund, sieht man von den Rufen der Spieler und den Anweisungen der Trainer ab. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt verschafften sich zuerst die Kapfenberger leichte Vorteile. Aber mehr als zwei Chancen schauten dabei nicht heraus. Eine davon entschärfte wieder einmal Szabolcs Safar in sensationeller Manier. Der FC Wacker Innsbruck hatte auch Möglichkeiten. Aber wirklich Zwingendes war nicht dabei. Das Beste an dieser Halbzeit war das Transparent der „Green Black Danube“ – ein Spruchband, mit der Botschaft „Alles Gute, Andi“. Dem schließt sich natürlich das tivoli12 magazin an.
„Persti“ trifft wieder
In der zweiten Halbzeit war der Kapfenberger SV nicht mehr wirklich präsent, Schwarz-Grün mit deutlichen Vorteilen. Dem glücklichen Händchen von Trainer Walter Kogler war es zu verdanken, dass der Abend doch noch ein halbwegs versöhnliches Ende nahm. Der eingewechselte Julius Perstaller traf zur vielumjubelten Führung für uns, welche dann relativ souverän nach Hause gespielt wurde. Zum Ende ließen es sich unsere Spieler nicht nehmen, sich bei den mitgereisten Fans per Handschlag zu verabschieden. Mit einer besonders netten Geste konnte unser Kapitän Thomas Abraham für viele Sympathiepunkte unseres Teams sorgen. Er überreichte einer tschechischen Landsfrau und Mitglied von Green Black Danube sein Trikot. Da eine nette Freundin dieses besagten fleißigen Fans in der Schweiz beheimatet ist und eine glühende Anhängerin ist, sind die Utensilien unseres Kapitäns schon auf dem Weg dorthin. Wer sagt, dass unser FCW nicht international ist? Noch ein Wort zu Tomas Abraham: Für mich persönlich der Spieler des Jahres. Noch keine Minute versäumt, ein Vorbild an Einsatz und Verlässlichkeit und auch menschlich ein Wahnsinn.