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Regel 5 – Der Schiedsrichter

Im Oktober 2011 leitete Schiedsrichter Tomas Fidra in der tschechischen Regionalliga das Spiel Tynec nad Labem gegen Jestrabi Lhota. Für die Zuschauer nicht nachvollziehbar verwies der Schiedsrichter drei Spieler der Gastmannschaft des Platzes. Diese Entscheidungen waren so unfair, dass die Heimmannschaft freiwillig auf jegliche Offensive verzichtete und dafür von ihren Fans mit Applaus bedacht wurde. Seine eigenwillige Spielleitung, seine körperliche Verfassung (mehrere Stürze) und sein verräterischer „Duft“ handelten Fidra eine Alkoholkontrolle in der Halbzeitpause durch die Polizei ein. Ergebnis: 1,94 Promille. Trotzdem pfiff Fidra die Partie zu Ende, denn in den Regeln gibt es (noch) keinen Passus, der einem betrunken Schiedsrichter die Spielleitung untersagen würde. Das Spiel wurde später vom regionalen Verband anulliert und neu ausgetragen. Was wirklich in den Regeln steht, verraten wir euch hier:

 

Die Entscheidungsgewalt des Schiedsrichters

Jedes Spiel wird von einem Schiedsrichter geleitet, der die uneingeschränkte

Befugnis hat, den Fußballregeln in dem Spiel, für das er aufgeboten wurde,

Geltung zu verschaffen.

Rechte und Pflichten

Der Schiedsrichter hat:

• den Spielregeln Geltung zu verschaffen,

• die Partie in Zusammenarbeit mit den Schiedsrichterassistenten und, wo

vorhanden, mit dem vierten Offiziellen zu leiten,

• sicherzustellen, dass die Bälle der Regel 2 entsprechen,

• sicherzustellen, dass die Ausrüstung der Spieler der Regel 4 entspricht,

• die Zeit zu stoppen und sich Aufzeichnungen über den Verlauf des Spieles

zu machen,

• die Partie bei einem Vergehen oder aus einem anderen Grund nach ihrem

Ermessen zu unterbrechen, vorübergehend auszusetzen oder ganz abzubrechen,

• die Partie bei jedem Eingriff von außen zu unterbrechen, vorübergehend

auszusetzen oder ganz abzubrechen,

• die Partie zu unterbrechen, wenn er einen Spieler für ernsthaft verletzt hält,

und zu veranlassen, dass dieser vom Spielfeld gebracht wird. Ein verletzter

Spieler darf erst wieder auf das Spielfeld zurückkehren, wenn die Partie

wieder aufgenommen wurde,

• die Partie weiterlaufen zu lassen, bis der Ball aus dem Spiel ist, wenn er

überzeugt ist, dass ein Spieler nur leicht verletzt ist,

• dafür zu sorgen, dass ein Spieler mit blutender Wunde das Spielfeld verlässt.

Der Spieler darf erst nach einem Zeichen des Schiedsrichters zurückkehren,

der sich davon überzeugt haben muss, dass die Blutung gestoppt

wurde,

• von einer Spielunterbrechung abzusehen, wenn dies von Vorteil für dasjenige

Team ist, gegen das sich das Vergehen richtete, und das ursprüngliche

Vergehen zu bestrafen, wenn der erwartete Vorteil zu diesem Zeitpunkt

nicht eintritt,

• das schwerer wiegende Vergehen zu bestrafen, wenn ein Spieler zur

gleichen Zeit mehrere Vergehen beging,

• disziplinarische Maßnahmen gegen Spieler zu ergreifen, die ein verwarnungs-

oder feldverweiswürdiges Vergehen begangen haben. Dies

muss nicht sofort geschehen, spätestens aber dann, wenn der Ball das

nächste Mal aus dem Spiel ist,

• Maßnahmen gegen Teamverantwortliche zu ergreifen, die sich nicht

verantwortungsbewusst verhalten, wobei er sie vom Spielfeld und dessen

unmittelbarer Umgebung entfernen lassen darf,

• auf Hinweis eines Schiedsrichterassistenten über Ereignisse zu entscheiden,

die er selbst nicht gesehen hat,

• zu verhindern, dass Personen das Spielfeld betreten, die hierzu nicht

berechtigt sind,

• die Fortsetzung der Partie anzuzeigen, nachdem sie unterbrochen war, und

• der zuständigen Instanz einen Bericht über die Partie zukommen zu lassen,

der Informationen über die gegen Spieler und/oder Offizielle ausgesprochenen

disziplinarischen Maßnahmen sowie über alle besonderen Vorfälle vor,

während oder nach dem Spiel enthält.

Entscheidungen des Schiedsrichters

Die Entscheidungen des Schiedsrichters zu spielrelevanten Tatsachen sind endgültig.

Dazu gehören auch das Ergebnis des Spieles sowie die Entscheidung auf

„Tor“ oder „kein Tor“.

Der Schiedsrichter darf eine Entscheidung nur ändern, wenn er feststellt, dass

sie falsch war, oder, falls er es für nötig hält, auch auf einen Hinweis eines

Schiedsrichterassistenten oder des vierten Offiziellen. Voraussetzung hierfür ist,

dass er die Partie weder fortgesetzt noch abgepfiffen hat.

Rechte und Pflichten

Der Schiedsrichter darf das Spiel unterbrechen, falls das Flutlicht seiner

Meinung nach unzureichend ist.

Trifft ein von Zuschauern geworfener Gegenstand den Schiedsrichter, einen

der Schiedsrichterassistenten, einen Spieler oder Teamoffiziellen, kann der

Schiedsrichter die Partie je nach Ausmaß des Zwischenfalls weiterlaufen lassen,

unterbrechen oder abbrechen. Auf jeden Fall aber muss der Schiedsrichter den

Vorfall den zuständigen Instanzen melden.

Der Schiedsrichter kann Verwarnungen und Feldverweise auch während der

Pause, nach dem Schlusspfiff, während der Verlängerung und während des

Elfmeterschießens aussprechen, da er auch dann die Entscheidungsgewalt

über das Spiel besitzt.

Kann der Schiedsrichter aus irgendeinem Grund seine Funktion zeitweilig nicht

wahrnehmen, kann die Partie unter der Leitung der Schiedsrichterassistenten

bis zur nächsten Spielunterbrechung fortgesetzt werden.

Bläst ein Zuschauer in eine Trillerpfeife und ist der Schiedsrichter der Meinung,

dass das Spielgeschehen durch diesen Pfiff beeinflusst wurde (z. B. wenn ein

Spieler daraufhin den Ball in der Annahme in die Hand nimmt, das Spiel sei

unterbrochen worden), wird das Spiel unterbrochen und mit einem Schiedsrichter-

ball an der Stelle fortgesetzt, an der sich der Ball zum Zeitpunkt der

Unterbrechung befand. Wurde das Spiel innerhalb des Torraums unterbrochen,

erfolgt der Schiedsrichterball auf der Torraumlinie parallel zur Torlinie so nahe

wie möglich bei der Stelle, an der sich der Ball zum Zeitpunkt der Unterbrechung

befand.

Vorteil

Der Schiedsrichter kann bei jeglichem Vergehen Vorteil geben.

Bei der Beurteilung, ob auf Vorteil entschieden oder das Spiel unterbrochen

wird, hat der Schiedsrichter folgende Aspekte zu berücksichtigen:

• Schwere des Vergehens: Zieht das Vergehen einen Feldverweis nach sich,

unterbricht der Schiedsrichter das Spiel und verweist den Spieler des Feldes,

sofern dadurch keine Torchance vereitelt wird,

• der Ort des Vergehens: je näher beim gegnerischen Tor, desto größer der

Vorteil,

• Erfolgsaussicht eines schnellen, gefährlichen Angriffs,

• Spielatmosphäre.

Der Entscheid zur Ahndung des ursprünglichen Vergehens ist innerhalb der

nächsten paar Sekunden zu treffen.

Zieht das Vergehen eine Verwarnung nach sich, wird der Spieler bei der nächsten

Unterbrechung verwarnt. Falls jedoch nicht klar auf Vorteil entschieden

werden kann, sollte das Spiel unterbrochen und der Spieler sofort verwarnt

werden. Erfolgt die Verwarnung NICHT bei der nächsten Spielunterbrechung,

kann sie auch nicht zu einem späteren Zeitpunkt ausgesprochen werden.

Verletzte Spieler

Im Zusammenhang mit Verletzungen von Spielern hat der Schiedsrichter folgende

Richtlinien zu beachten:

• Das Spiel kann ohne Unterbrechung weiterlaufen, bis der Ball aus dem Spiel

ist, wenn ein Spieler seiner Ansicht nach nur leicht verletzt ist.

• Das Spiel wird unterbrochen, wenn ein Spieler nach Ansicht des Schiedsrichters

ernsthaft verletzt ist.

• Nach Befragung des Spielers kann der Schiedsrichter einem, höchstens

zwei Ärzten erlauben, das Spielfeld zu betreten, um die Art der Verletzung

festzustellen und für den sicheren und raschen Transport des Spielers vom

Spielfeld zu sorgen.

• Die Helfer sollten nur auf Zeichen des Schiedsrichters mit der Bahre aufs

Spielfeld kommen.

• Der Schiedsrichter achtet darauf, dass der Verletzte sicher vom Spielfeld

gebracht wird.

• Die Behandlung eines verletzten Spielers auf dem Spielfeld ist nicht erlaubt.

• Ein Spieler mit blutender Wunde hat das Spielfeld zur Behandlung zu verlassen.

Er darf das Spielfeld erst wieder betreten, wenn sich der Schiedsrichter

vergewissert hat, dass die Blutung gestoppt wurde. Das Tragen blutverschmierter

Kleidung ist verboten.

• Wenn der Schiedsrichter erlaubt, dass Ärzte und/oder Betreuer auf den Platz

kommen, bedeutet dies für den Spieler, dass er das Feld verlassen muss, entweder

auf der Bahre oder zu Fuß. Hält er sich nicht an die Anweisung des Schiedsrichters,

wird er wegen unsportlichen Betragens verwarnt.

• Ein verletzter Spieler darf erst wieder auf das Spielfeld zurückkehren, wenn

das Spiel wieder aufgenommen wurde.

• Wenn sich der Ball im Spiel befindet, darf der Spieler nach der Behandlung

nur über die Seitenlinie auf das Feld zurückkehren. Wenn der Ball nicht im

Spiel ist, ist dies auch an den Torlinien erlaubt.

• In beiden Fällen darf der Spieler jedoch erst nach einem Zeichen des

Schiedsrichters auf das Spielfeld zurückkehren.

• Der Schiedsrichter erlaubt einem verletzten Spieler die Rückkehr aufs Spielfeld,

wenn einer der Schiedsrichterassistenten oder der vierte Offizielle

überprüft hat, dass der Spieler wieder einsatzbereit ist.

• Wurde das Spiel nicht aus einem anderen Grund unterbrochen oder ist die

Ursache für eine Verletzung eines Spielers kein Vergehen, wird die Partie

mit einem Schiedsrichterball an der Stelle fortgesetzt, an der sich der Ball

zum Zeitpunkt der Unterbrechung befand. Wurde das Spiel innerhalb des

Torraums unterbrochen, erfolgt der Schiedsrichterball auf der Torraumlinie

parallel zur Torlinie so nahe wie möglich bei der Stelle, an der sich der Ball

zum Zeitpunkt der Unterbrechung befand.

• Der Schiedsrichter lässt die gesamte Zeit, die durch Verletzungen verloren

geht, am Ende jeder Halbzeit nachspielen.

• Wenn der Schiedsrichter einen Spieler, der zur Behandlung einer Verletzung

das Spielfeld verlassen muss, durch Zeigen einer Karte bestrafen will, zeigt

er die Karte, bevor der Spieler das Feld verlässt.

Ausnahmen gelten nur:

• bei Verletzung eines Torhüters,

• wenn ein Torhüter und ein Feldspieler nach einem Zusammenprall sofortige

Betreuung benötigen,

• wenn Spieler desselben Teams nach einem Zusammenprall sofortige

Betreuung benötigen,

• bei sehr schweren Verletzungen wie verschluckter Zunge,

Gehirnerschütterung, Beinbruch.

Mehrere Vergehen gleichzeitig

• Bei Vergehen von zwei Spielern des gleichen Teams:

– Der Schiedsrichter bestraft das am schwersten wiegende Vergehen,

wenn mehrere Spieler gleichzeitig gegen die Spielregeln verstoßen.

– Die Wiederaufnahme des Spiels erfolgt gemäß dem am schwersten

wiegenden Vergehen.

• Bei Vergehen von Spielern beider Teams:

– Das Spiel wird unterbrochen und mit einem Schiedsrichterball an der

Stelle fortgesetzt, an der sich der Ball zum Zeitpunkt der Unterbrechung

befand. Wurde das Spiel innerhalb des Torraums unterbrochen, erfolgt

der Schiedsrichterball auf der Torraumlinie parallel zur Torlinie so

nahe wie möglich bei der Stelle, an der sich der Ball zum Zeitpunkt der

Unterbrechung befand.

Position bei laufendem Spiel

Empfehlungen:

• Das Spiel spielt sich zwischen dem Schiedsrichter und dem ersten

Schiedsrichterassistenten ab.

• Der erste Schiedsrichterassistent befindet sich im Blickfeld des Schiedsrichters.

Der Schiedsrichter bewegt sich großräumig und diagonal über den Platz.

• Durch die Position am Rand des Spielgeschehens kann der Schiedsrichter

das Spielgeschehen und den ersten Schiedsrichterassistenten leichter im

Blick behalten.

• Der Schiedsrichter steht möglichst nahe beim Spielgeschehen, um dieses

optimal zu verfolgen, ohne jedoch darauf Einfluss zu nehmen.

• Wichtige Szenen spielen sich nicht unbedingt in der Nähe des Balls ab.

Der Schiedsrichter achtet auf:

– aggressives Verhalten einzelner Spieler abseits des Spielgeschehens,

– mögliche Vergehen im Spielfeldbereich, in den sich das Spiel verlagert,

– Vergehen, nachdem der Ball weggespielt wurde.

Position bei Standardsituationen

Von einer optimalen Position kann der Schiedsrichter korrekt entscheiden.

Sämtliche Empfehlungen zur Position beruhen auf Wahrscheinlichkeit und

müssen aufgrund von spezifischen Informationen zu Teams, Spielern und

Vorkommnissen während des Spiels jeweils angepasst werden.

Die Positionsvorschläge auf den folgenden Abbildungen sind grundsätzlicher

Art und gelten als Empfehlung. Als „Zone“ wird ein Bereich um eine empfohlene

Position beschrieben, von der aus der Schiedsrichter seine Funktion optimal

wahrnehmen kann. Die Zonen können je nach Situation kleiner oder größer

sein und unterschiedliche Formen aufweisen.

Schiedsrichterpfiff


Der Schiedsrichterpfiff ist zwingend:

• beim Anstoß (erste und zweite Halbzeit, nach einem Tor)

• bei einer Spielunterbrechung:

– für einen Freistoß oder Strafstoß

– bei Aussetzen oder Abbruch des Spieles

– am Ende einer Spielhälfte, wenn die Spielzeit abgelaufen ist

• zur Wiederaufnahme des Spieles:

– bei Freistößen, wenn die Mauer auf die vorgeschriebene Distanz

beordert wird

– bei Strafstößen

• zur Wiederaufnahme des Spiels nach einer Spielunterbrechung wegen:

– einer gelben oder roten Karte wegen Foulspiels

– einer Verletzung

– einer Auswechslung

Der Schiedsrichterpfiff ist nicht notwendig:

• für eine Spielunterbrechung:

– bei Abstoß, Eckstoß oder Einwurf

– bei einem Tor

• zur Wiederaufnahme des Spiels:

– nach Freistoß, Abstoß, Eckstoß oder Einwurf

Wird der Schiedsrichterpfiff unverhältnismäßig oft eingesetzt, verliert er seine

Wirkung, wenn er zwingend ist. Darf die Wiederaufnahme des Spieles nur nach

einem Schiedsrichterpfiff erfolgen, signalisiert der Schiedsrichter den Spielern

unmissverständlich, dass das Spiel erst nach dem Pfiff fortgesetzt werden darf.

Körpersprache

Die Körpersprache

• hilft dem Schiedsrichter bei der Leitung des Spieles,

• unterstreicht seine Autorität und Selbstkontrolle.

Die Körpersprache dient nicht

• zur Erklärung von Entscheidungen.

Erläuterungen:

Ein Schiedsrichter (oder, wo ebenfalls aufgeboten, ein Schiedsrichterassistent

oder vierter Offizieller) kann für eine von einem Spieler, Offiziellen oder

Zuschauer erlittene Verletzung, einen Schaden an Eigentum irgendwelcher

Art, einem von einer Person, einem Klub, einer Gesellschaft, einem Verband

oder einer anderen Organisation erlittenen Verlust, die/der aufgrund eines im

Einklang mit den Spielregeln oder dem normalen Vorgehen bei der Leitung und

Kontrolle eines Spieles getroffenen Entscheids entstanden ist oder entstanden

sein kann, nicht haftbar gemacht werden.

Dies kann die Entscheidung einschließen,

• ob der Zustand des Spielfelds oder seiner Umgebung oder die Wetterbedingungen

ein Spiel zulassen oder nicht,

• ein Spiel aus welchem Grund auch immer abzubrechen,

• ob die auf dem Feld während des Spieles benutzten Ausrüstungsteile oder

der Ball spieltauglich sind,

• die Partie wegen Störung durch Zuschauer oder irgendeines Problems

auf den Zuschauerrängen zu unterbrechen oder nicht,

• die Partie zu unterbrechen oder nicht, um einen verletzten Spieler zur

Behandlung vom Platz bringen zu lassen,

• zu verlangen, dass ein verletzter Spieler zur Behandlung vom Platz

gebracht wird,

• einem Spieler das Tragen bestimmter Kleidungs- und Ausrüstungsteile zu

gestatten oder zu verbieten,

• (soweit es in seiner Zuständigkeit liegt) Personen (einschließlich der

Team- und Stadionverantwortlichen, Sicherheitsverantwortlichen,

Fotografen und der anderen Medienvertreter) den Aufenthalt in der

Nähe des Spielfelds zu gestatten oder nicht.

 

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Autor: Gerhard Klausner

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