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Der Sir und das Wunder von Salzburg

Lange ist es nicht mehr hin, bis zur schwarz-grünen Jubiläumsfeier und so ist es an der Zeit, stolz zurückzublicken und die fesselnde Geschichte des FC Wacker Innsbruck Revue passieren zu lassen. Desshalb wird das tivoli12 magazin in unregelmäßigen Abständen neben den regulären Geschichtsartikeln immer wieder Schmankerln aus der Vergangenheit servieren.

Georg Kessler, der „Sir“ auf dem schwarz-grünen Trainerstuhl

Es war vor ziemlich genau 33 Jahren. Da gelang der FC Wacker Innsbruck, damals noch als Spielgemeinschaft mit Swarovski Wattens ein wahrer Meilenstein seiner Klubgeschichte. Den Innsbruckern schafften es bis ins Viertelfinale des Cups der Landesmeister (heute Champions League) vorzustoßen. Dort schieden die Schwarz-Grünen äußerst unglücklich durch die Auswärtstorregel in Mönchengladbach aus. Dabei führte man am Tivoli zur Halbzeit schon mit 3:0 gegen den deutschen Spitzenklub, ehe Heynckes noch der glückliche Anschlusstreffer gelang. Dieses Tor war letztendlich entscheidend.

Auf der Innsbrucker Trainerbank saß damals ein echter „Sir“. Georg Kessler spielte einen guten Fußball mit den Schwarz-Grünen, musste jedoch den Strapazen aus Intertoto-Cup, dem Europacup der Landesmeister, Österreichischer Cup und der Meisterschaft Tribut zollen. In der Meisterschaft belegte Trainer Kessler mit seiner Mannschaft den dritten Rang, konnte sich jedoch mit dem österreichischen Cupsieg (Im Finale gegen VOEST Linz) trösten.

Vor dem Wunder von Salzburg

Vor dem 2. November 1977 – dem Wunder in Salzburg – wurde Georg Kessler über die Gründe der Niederlage beim Wiener Sportclub befragt. Dort verlor man drei Tage nach dem guten Auftritt in Glasgow, wo man vor 30.000 fanatischen Zuschauern nur knapp und unglücklich durch ein Tor der Schotten in der Schlussphase ins Hintertreffen geriet, nach schwacher Leistung mit 0:1. Kessler erklärte das so, „er kenne keine Mannschaft auf hohem Niveau, wie zu der Zeit Wacker Innsbruck ja war, welche solche Strapazen einfach so wegstecken könne. 15 Stunden Reisezeit: Bus-Flug-Glasgow-Wien und mit dem Bus nach Innsbruck. Diesen Substanzverlust konnte die Mannschaft nicht verkraften.“

Weiters antwortete „Sir“ Georg vor dem Rückspielspiel auf die Frage über die gute Ausgangsposition seiner Mannschaft nach dem 1:2 bei den Schotten, dass man deswegen offensiv agieren müsse und die Gefahr eines Konters immer bestehe. Allerdings seien eventuelle Fehler aufgrund der oben angeführten Müdigkeit nicht auszuschließen. Eine Mannschaft, die ausgeruht in ein Spiel geht, sei klar im Vorteil. So haben wir wohl die schlechtesten Voraussetzungen aller noch im Bewerb befindlichen Mannschaften. Zum Spiel gegen Glasgow sei zu sagen, wir wollen nicht nur mit Herz auftreten, sondern auch mit Köpfchen und das Augenmerk liege auf der Abwehrkette, welche selbstbewusst und schnell aufschließen solle.

Stadion Lehen-Stätte des Triumpfes

Kessler sah das Ausweichen seiner Mannschaft nach Salzburg (das Tivoli war auf Grund von Ausschreitungen rund um den Schweizer Schiedsrichter Fabre nach dem Spiel gegen Videoton gesperrt) durchwegs als Nachteil. Schon alleine aufgrund des Rasens, welcher in sehr schlechtem Zustand war. Auch gab es vor dem Match gegen Celtic in Salzburg noch ein Vorspiel, und das obwohl es den ganzen Tag geregnet hatte. Trotz des Ausweichens ins Nachbarbundesland hoffte Kessler auf ein stimmgewaltiges Publikum. Dieses Spiel sah er nicht nur als Spiel seiner Mannschaft, sondern auch als ein Spiel der Anhänger des Vereins. Ein stimmgewaltiges Publikum sei enorm wichtig und hilfreich. In Glasgow gaben die Fans nach dem Ausgleich der Innsbrucker erst so richtig Gas. Während des gesamten Spiels waren keine Pfiffe gegen die eigene Mannschaft zu hören. Nach dem Motto – wer gegen die eigene Mannschaft pfeift, feuert den Gegner an.

Zum Stadion Lehen merkte Kessler an, es sei ein herrliches mit ausgezeichneter Atmosphäre. Übrigens verriet er vor dem Spiel seine Taktik an der Tafel den Journalisten und kündigte an, zur Pause führen wir mit 3:0. Keiner glaubte ihm. Stimmte auch nicht, es stand schon nach 27 Minuten 3:0. Auch die “ britischen“ Bedingungen konnten Wacker Innsbruck an diesem Tag nicht stoppen, denn man wurde von 18.000 total fanatischen schwarz-grünen Fußballfans angetrieben, welche zum Teil auch in Salzburg nächtigten. Die Hotels und Gaststätten waren ausgebucht und zum größten Teil mit Farb-TV ausgestattet. So konnte man in Seelenruhe nachher die Sensation noch einmal genießen.

Traditionspflege?

Der Grundstein dieses Erfolgs wurde aber schon in Glasgow gelegt. Zu diesem Spiel gab es spontan einen Charterflug. Doch die wackeren Fans mussten sich spätestens in Glasgow gefoppt vorkommen. Statt des eigentlichen Fluges durften sie erst mit der zweiten Maschine anreisen, mussten über zwei Stunden in Stuttgart warten und kamen erst 20 Minuten nach Spielbeginn zum Celtic-Stadion. Ja hat das Zuspätkommen der Innsbrucker Fans wirklich schon so lange Tradition? Über die Gründe dieser „Manipulation“ konnte nur spekuliert werden. Warum wurden die Plätze, welche für die Wacker-Anhänger reserviert waren, getauscht? Die Unmutsäußerungen der so „gepflanzten“ Fans will ich hier nicht wiedergeben. Sind ja nicht jugendfrei.
Heute ist das Zuspätkommen der Innsbrucker Fans schon fast normal. Man muss ja seiner Tradition treu bleiben.

 

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Autor: Rudolf Tilg

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