„Ich bin zur Unterstützung der Fanszene da“
Sozialarbeit mit Fußballfans. Ein für Innsbruck ungemein wichtiges und richtungsweisendes Projekt ging am Ende des letzten Jahres an den Start. Dank Armin Weber nimmt es nun konkrete Formen an. Kurz vor dem Beginn der Frühjahrsmeisterschaft traf sich das tivoli12-Magazin mit dem Sozialarbeiter zum dreiteiligen Gespräch. Im zweiten Teil spricht Armin Weber über den Stellenwert der Fanarbeit sowie ihrer öffentlichen Wahrnehmung und über die Schwerpunkte seiner Arbeit.
Wie hoch schätzt Du den Stellenwert der Fanarbeit in Österreich allgemein ein?
Allgemein relativ gering. Wir werden daran arbeiten, zusammen mit „FairPlay“, den Stellenwert in Österreich hoffentlich erhöhen können. Wie ich auch schon bei der Pressekonferenz am 2. Dezember gesagt habe, viel muss in ein bis zwei Jahren auf der Bundesebene passieren, das heißt es müssen andere Städte nachziehen. Ansonsten wird es äußerst schwierig werden, in Österreich Fanarbeit zu etablieren. Allein nur in Innsbruck ist das zwar schön, aber es macht nur dann Sinn, wenn es wirklich in ganz Österreich auf die Beine gestellt wird. Deswegen werden wir daran arbeiten, dass sich dieser Stellenwert erhöht und dass andere Städte nachziehen.
Was kann jeder Einzelne von uns tun, um die öffentliche Wahrnehmung der Fankultur zu verbessern?
Nicht zwingend auf Pauschalurteile anspringen oder auf reißerische Berichterstattung. Vielleicht differenzierter die Vorfälle rund um den Fußball sehen und vor allem das positive sehen, weil das überwiegt ja bei weitem. Nur die Berichterstattung in den Medien ist leider Gottes immer nur negativ. Das heißt, jeder Einzelne, der in das Tivoli Stadion geht, weiß auch um die positiven Aspekte der Fankultur und der Fanszene. Vielleicht sollte man sich das bei reißerischer Berichterstattung immer mal wieder im Hinterkopf behalten. Eigentlich sind das alles ganz normale Fußballfans und nicht plündernde Kriminelle.
Welche Initiativen könnte man starten, um sich im Bereich der Antirassismusarbeit und Integration breiter aufzustellen?
Das ist eine sehr schwierige Frage, weil es immer wieder Versuche gegeben hat. Ich bin der Meinung, dass es vor allem auf regionaler Ebene nachhaltig etwas zu erreichen ist, es einzelne, maßgeschneiderte Initiativen und Projekte geben sollte. Es ist schön, dass wir immer wieder die Antirassismuswochen von „FairPlay“ haben. Das ist bundesweit ein schönes Zeichen – aber es muss auf regionaler Ebene, in jeder Stadt in Österreich, eigene Initiativen geben, um eben auch Migranten in der eigenen Stadt anzusprechen und sie auch zum Fußball zu holen. Damit dieses Thema bzw. dieser Begriff „Integration“ nicht nur eben eine Worthülse bleibt, sondern tatsächlich auch passiert.
Welche Ansätze bzw. welche Angebote liegen Dir speziell am Herzen?
Mir liegt speziell am Herzen, dass die Sozialarbeit nicht als Therapie in den Fokus tritt, sondern als Unterstützungsangebot. Ich bin niemand, der mit dem Zeigefinger hergeht und sagt, „Das war böse“ oder „das hast Du falsch gemacht“, sondern ich bin zur Unterstützung der Fanszene da. Und diese Einzelberatung ist durch die zunehmend repressiven Maßnahmen, die die Exekutive und die Justiz einfach anwenden können, ganz wichtig. Der einzelne Fußballfan muss sich auch ganz normal in einem Rechtsstaat zur Wehr setzen gegen Dinge, bei denen er glaubt, dass er zu Unrecht angezeigt oder verurteilt wurde. Und dabei kann ich behilflich sein. Es ist mir ganz wichtig, dass man sich auf rechtsstaatliche Art und Weise auch zur Wehr setzt gegen ungerechte Urteile und ungerechtfertigte Anzeigen.
Im letzten Teil erfahrt ihr, ob das Innsbrucker Fanprojekt bereits andere Städte inspiriert hat und welche Eindrücke Armin vom Fankongress 2012 in Berlin mitgenommen hat.