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Ein perfektes Wochenende

Eis, Schnee und klirrende Kälte bescherten uns einen verspäteten Frühjahrsauftakt 2012. So 2000 bis 3000 Euro darf der Verein am Tag für die Rasenheizung bezahlen: nicht wenig in Anbetracht unseres knappen Budgets. Alles (fast) umsonst. Der Auftakt gegen Salzburg fiel ins (gefrorene) Wasser.

Wäre nicht auf Seiten unseres Hauptsponsors (immerhin der größte Stromanbieter des Landes) eine Möglichkeit gegeben, dem FC Wacker Innsbruck da eine Strompreisermäßigung zu ermöglichen? Oder hätte man früher daran gedacht, dass bei so einer sibirischer Kälte das Tivoli einfrieren kann und das dann eine Menge „Zaster“ kosten wird und hätte man die viele heiße Luft und Energie, die gegenüber dem Stadion von zwei Eishallen und dem Eisring in die Luft geblasen werden, mit dem Tivoli verbunden und wir hätten eine billigere und saubere Lösung des teuren Stroms. Das war den Verantwortlichen beim Neubau damals zu teuer. Aber der kleine Häuslbauer sollte schon in erneuerbarer Energie investieren. Mit der heißen Luft der Politik ließe sich der Rasen auch erwärmen.

Verfrühter Auftakt

So fand die Premiere der Wackerianer am Samstag bei herrlichem Wetter statt. Wirklich am Samstag? Nein, aufgrund einer Geburtstagsfeier fanden sich schon am Freitag um 19.13 Uhr etliche durch und durch Schwarz-Grüne am Tivoli ein. Das Testa Rossa wurde in die Nordtribüne verwandelt und gefeiert wurde fast bis zu Spielbeginn. Unsere Tormannhoffnung Markus Egger ließ es sich nicht nehmen, zum Geburtstag zu gratulieren und ein tolles persönliches Geschenk mit Grüßen und Unterschriften des gesamten Kaders zu überreichen. Eine tolle Geste.
Auch das Cafe am Tivoli ist nur weiter zu empfehlen. Ausgezeichnete Bewirtung, bis… Sag ich nicht…

Minusrekord

Herrliches Wetter und gemütliche Temperaturen: Da gingen wohl lieber einige auf die Berge zum Schifahren. 3500 war der absolute Minusrekord in den letzten Jahren und die „Kälte“ dürfte nicht Schuld dran gewesen sein. Ich finde das schade, denn bei solchen Konstellationen (vorjähriger Sensationsaufsteiger gegen den aktuellen) würde wohl in unserem Nachbarland trotz Schiwetter jedes Stadion aus allen Nähten platzen. Aber wir sind ein Volk der Raunzer. Zu kalt, zu warm, zu schön oder einfach keine Lust. Kann man nichts machen. Wer nicht gekommen ist, hat eine ansprechende Leistung unserer Mannschaft versäumt. Aber Hauptsache, wenn wir wieder einmal an der Tabellenspitze stehen, klopfen sich auf einmal 16000 Leute auf die Schulter und waren schon immer so ein guter und treuer Fan.

Messi, Ronaldo, Schweinsteiger und Co

Weil ich schon beim Nörgeln bin, mach´ ich gleich mal weiter. Den Strapazen des Feierns zur Folge setzte sich der alte Rudl auf die Ost. Ist ja ganz lustig, den Kommentaren dort zu lauschen. Demnach ist Fußball der einfachste Sport der Welt. Zag, zag und drinnen ist die „Wuchtl“. Was soll da so schwer sein? Der macht den Fehler und der Andere ist heute ja total für die Fische. Kogler, schmeiß raus die Kuh. Ja, ja, so ist Fußball und das ist die Würze. Die gehen wenigstens hin, sind euphorisch oder schimpfen. Ist jedermanns Recht und sind mir tausendmal lieber, wie die Schönwetterbesucher.
Aber wo ich ein bisschen hellhörig werde, wenn auf Stammtischen und Internetplattformen Vergleiche mit Real, Barcelona oder einen sonstigen Milliardenklubs getätigt werden. Barca ist Barca, aber wir sind der FC Wacker Innsbruck. Was habe ich von Barca oder Manchester? Sehe ich ja nur im „Flimmerkastl“ und im Falle des ORF noch mit einer miserablen Berichterstattung. Wenn Glück und Segen zusammenkommen, sehe ich einen der Großklubs einmal bei einem Test oder einer Groundhopping Tour. Aber…

37 Jahre Vereinstreue, 37 Jahre FC Wacker Innsbruck

Man schreibt das Jahr 1975: Mitropacupfinale gegen Budapest. 3:1 Sieg und 9000 Zuseher im altehrwürdigen Tivoli und ich war mittendrin und von da an dem Wackervirus verfallen. Dabei bin ich noch lange nicht der altgedienstete Fan. Grad heute war mit Berthold Danler einer bei mir auf Besuch, der in ein paar Jahren mit Stolz 50 Jahre Wacker schaug´n feiern darf. Fast kein Heimspiel verpasst! Auf der Generalversammlung lernte ich einen kennen, der seit weit über 60 Jahren Mitglied unseres Vereins ist und selbst nach dem Krieg Spieler war. Mein Bruder etwa, der auch schon vor den 70ern Fan war. Und so sind noch einige alte Hasen auf Ost und West zu finden.

Was habe ich von Barca, Messi, Ronney und Co? Fast nichts. Die sind alle so weit weg und im TV sind sie zwar toll anzusehen, aber so klein, wie Zinnsoldaten. Mit meinem Verein, dem FC Wacker Innsbruck, habe ich schon so viele tolle und auch traurige Momente erlebt. Emotion pur, in Salzburg gegen Glasgow, im Europacup 1986/87. Unvergessen das Relegationsspiel in Schwechat oder der Hammer von Pasching. Traurige Momente, wie unsere zwei Abstiege. Bittere Niederlagen und dramatische Momente, wie das Ende des FC Wacker Innsbruck im Mai 1999 oder den Konkurs des FC Tirol Innsbruck.

Immer wieder aufgestanden

Aber der FC Wacker Innsbruck ist immer wieder aufgestanden und zurückgekommen. Wie sagte unser Ex-Präsident Linser einmal: „Der FC Wacker geht nicht unter, es scheint nur so“.
Und bei jedem Ereignis, war es noch so dramatisch, emotionell oder sensationell, war ich seit 1975 dabei. Und mit mir viele Wackerianer, die die Blutgruppe „Wacker Positiv“ ihr Eigen nennen. Ich weiß das, weil ich mich damit mehr beschäftige, als nur mit Erfolgen und Sensationen. Barcelona könnte vor meiner Haustüre gegen Real spielen. Meine Heimat ist und bleibt das Tivoli.
Alles andere ist nicht uninteressant, aber nichts für mich. Toll im Fernsehen anzusehen, aber ohne Emotionen und Leidenschaft und tausende Kilometer weg. Kein Vergleich mit dem FCW.

Gespielt wurde am Samstag auch und das gar nicht einmal schlecht. Verdienter 2:1 Sieg und die Erkenntnis, dass wir in drei Duellen mit den Admiranern eigentlich jedes Mal die bessere Mannschaft gestellt haben. Bravo Jungs, so kommen wir in die Euro-League zum Hunderter.
Träumen wird man wohl noch dürfen…
(Eine kleine Bitte aus der Fanszene: Bitte keine violetten Anziehsachen. Vereinsfarben sind sowas wie ein Heiligtum und „Violett“ ist die Farbe unseres ärgsten Rivalen – unsere Spieler werden das auch noch lernen.)

 

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Autor: Rudolf Tilg

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