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Das vorläufige Ende des FC Wacker Innsbruck

 

Ein wahrlich schmerzhaftes Kapitel der Vereinsgeschichte wird heute beleuchtet. Der zu Gunsten eines vermeintlich schillernden FC Tirol Innsbruck in die Niederungen des Amateurfußballs katapultierte FC Wacker Innsbruck strich 1999 die Segel. Ausgehungert und jeglicher Perspektiven beraubt sah der damalige Präsident Fritz Schwab keinen anderen Weg, als den glorreichen FC Wacker Innsbruck zu Grabe zu tragen. Niemand konnte sich damals vorstellen, dass lediglich drei Jahre später der Name Wacker Renaissance feiern würde und 2007 Wacker Innsbruck wie Phönix aus der Asche steigen sollte. Was gab aber nun 1999 den Ausschlag für das vorläufige Ende des FCW und was waren die Folgen?

Keine Heimat

Das erklärte Ziel des FC Wacker Innsbruck bei seinem Neubeginn nach der Überlassung der Bundesliga-Lizenz an den FC Swaroski Tirol 1986 war es, in die höchste Amateurliga des Landes aufzusteigen. 1996 war dieses Ziel erreicht. Als Tabellenzweiter der Regionalliga Tirol hinter dem SV Wörgl qualifizierte sich der Traditionsverein im Herbstdurchgang für die Regionalliga West. Aber irgendwie war das der Anfang vom Ende. In dieser Liga wurden die Schwarz-Grünen mit nur sechs erreichten Punkten Letzter. Zu deutlich war der Qualitätsunterschied zu anderen Mannschaften. Aber nicht nur in der Leistungsstärke der Mannschaft, sondern in der eigenen Infrastruktur hinkte Wacker Innsbruck meilenweit hinter den Konkurrenten hinterher. Während der wackere Nachwuchs durchwegs in ihren Leistungsstufen an vorderster Front agierte, spielten sich in der Wiesengasse traurige Szenen ab. So gab es für das schwarz-grüne Publikum nicht einmal ein WC. Der FCW bekam in der Wiesengasse keinen Grund, um auf eigene Kosten ein Vereinsheim zu errichten. Elternabende und Feiern des Nachwuchses mussten in Gasthäusern abgehalten werden. Man muss sich das einmal vorstellen, jeder Dorfverein hatte weit mehr Möglichkeiten, sich zu entwickeln, als der mit Abstand erfolgreichste Verein des Landes. So mussten auch die Gastmannschaften des FCW in geteilten Kabinen unterkommen…

Keine Perspektiven

Schon einmal jemand was vom legendären „Wackergeist“ gehört? Nicht aufgeben, immer weiterkämpfen und ständig den Weg nach oben suchen!
Das wäre möglich gewesen. Neben der Sparkasse als Hauptsponsor hätte Präsident Fritz Schwab einen weiteren Sponsor mit fixer Zusage gehabt. Dem FC Wacker Innsbruck ist es trotz enormer Bemühungen nicht gelungen, einen eigenen Rasenplatz zu bekommen. Was in der kleinsten Gemeinde des Landes eine Selbstverständlichkeit ist, verwehrte die „Sportstadt“ Innsbruck seinem einstigen Aushängeschild. Dem Ziel Aufstieg in die zweite Division war von der Innsbrucker Stadtpolitik ein Riegel vorgeschoben. Alles sollte sich auf den FC Tirol fokussieren. Dem schon fixen Sponsor musste mangels Perspektive abgesagt werden. In weiterer Folge setzte man beim FCW nur mehr auf dem eigenen Nachwuchs.

Keine Chance

Statt eines weiteren Großsponsors, Aufstiegsperspektive und einem bereits geplanten Fertigteilhaus als Vereinsheim war Wacker innsbruck „weiterwurstln“ verurteilt. Es gab keine Genehmigung für den Grund und obendrein wurde die einstige Wackerkantine von der Stadt vereinsfremd und unkündbar verpachtet (bis zum heutigen Tage!). Eine kleine Anekdote: Der FC Wacker Innsbruck zahlte fleißig Miete für den Platz und natürlich den Strom für die selbst errichtete Lautsprecheranlage. Diese wurde aber von der Stadt an die Flutlichtanlage angeschlossen, was die Kosten in die Höhe trieb. Leider kein Scherz ist, dass so auch der Platz am hellichten Tag beleuchtet werden musste um die Lautsprecheranlage nutzen zu können. Das passierte nicht bei den Schildbürgern, sondern in Innsbruck! Der damalige Präsident Fritz Schwab resignierte…

Keine Zukunft

Ein halber Platz zum Trainieren, kein Vereinsheim, keine Kantine und somit der Möglichkeit wirtschaftlich selbst etwas zu unternehmen beraubt – das Dasein des FCW war alles andere als leicht. Zwar gab es immer wieder vereinzelte Zusagen der Stadtpolitik, die Hoffnungen machten und Perspektiven versprachen, doch eingehalten wurde wie so oft nichts. Aus diesem Grund spielte der FC Wacker Innsbruck trotz des Klassenerhalts in der Tiroler Liga in seiner letzten Saison 1998/99 freiwillig in der zweiten Klasse Mitte.

Am 20. Mai 1999 wurde von der Generalversammlung des FCW eine Fusion der schwarz-grünen (Nachwuchs-)Mannschaften mit dem FC Tirol Innsbruck beschlossen. Nur die eingefleischtesten Anhänger des Traditionsvereins bekamen davon etwas mit. Wie denn auch? Der größten Tiroler Zeitung war diese Meldung gerademal 80 Worte wert und das hinter den Vertragsverhandlungen des FC Tirol. So machte das Weiterbestehen des dritterfolgreichsten Vereins in Österreich keinen Sinn mehr. Mit 86 Jahren wurde sein Todesurteil verkündet. Der Name WACKER INNSBRUCK verschwand vorerst. Eine fatale Entwicklung war eingetreten, wie sich lediglich drei Jahre später herausstellen sollte.

Im Feiern ganz groß

Das Jahr Eins nach Wacker Innsbruck sollte für Tirol ein ganz großes werden. Trainer Kurt Jara holte mit dem FC Tirol Innsbruck den ersten Meistertitel seit 10 Jahren in die Landeshauptstadt. Unvergessen die peinlichen Jubelszenen von Innsbrucks Bürgermeister Herwig van Staa und Landeshauptmann Wendelin Weingartner im alten Tivoli. Trotz heftiger Pfiffe mussten die Politiker vor der Nordtribüne posieren und später vom Balkon des Rathauses triumphieren als hätten sie die entscheidenden Tore erzielt. Nichts ahnend, dass der FC Tirol Innsbruck lediglich eine Hülle ohne Bezug zu den eigenen Fans war und gemanagt von Leuten, welche das Schiff ungehindert in den Abgrund steuerten.

Wir werden auch über das Ende des FC Tirol Innsbruck und über die Fortführung unserer Tradition danach berichten. Dabei werden wir feststellen, wie die Sportpolitik in der „Sportstadt“ Innsbruck damals wie heute gestaltet und ob sie an nachhaltigen Lösungen interessiert ist.

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Autor: Rudolf Tilg

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