Skip to main content

„Warum schießt ihr so schlecht?“

 

Erste Niederlage des FC Wacker Innsbruck im Kalenderjahr 2012 am Samstag gegen die Wiener Austria: Aber schon die letztwöchige Nullnummer in Wr. Neustadt ließ für dieses „Schlagerspiel“ nichts Gutes erahnen. Ja war es überhaupt ein Schlagerspiel?

Da ging die Post ab

Früher einmal da schnalzte man beim Namen Austria Wien schon mit der Zunge. Die waren bekannt für ihren gepflegten Fußball. Da traf Innsbrucker Kampfgeist auf Wiener Scheiberlspiel. Das war schon des Öfteren vom Feinsten. Das „alte“ Tivoli war zumeist gut besucht und die Vorfreude auf diesen Schlager ist riesengroß gewesen. Auch die Verwunderung über den  mitgereisten violetten Anhang trieb so manchem kernigen Tiroler ein Schmunzeln über den Mundwinkeln. Da waren Typen, ja echte Originale dabei. Aber ein großer Teil davon bekam vom Spiel eh nicht viel mit, denn die Böschung hinter der Osttribüne lud zum gemütlichen Nachmittagsschlaf ein.

Brisante Duelle

Da wurde schon was geboten am Tivoli und zumeist gingen die Zuschauer zufrieden nach Hause. Aber auch Kurioses passierte in den Duellen mit den Violetten. So konnte einmal Franz Wohlfahrt (Tormann der Wiener Austria) der Verlockung nicht widerstehen, nach einer geworfenen Bengale zu greifen und den sterbenden Schwanz zu spielen. Folge daraus, statt eines sicheren Sieges gab es ein 0:3 und ein Spiel der Innsbrucker im fernen Salzburg. Über 12 000 Fans begleiteten damals die Innsbrucker nach Lehen, aber dieses Mal gab es kein Wunder dort. 1:3 gegen den Wiener Sportklub. Interessant, dass die Salzburger Austria das Vorspiel bestritt und dieses mit 3:0 gewann. Es waren nur wenige Salzburger im Stadion, aber für Austria Salzburg war es dennoch ein Heimspiel, denn nicht wenige Tiroler Zuschauer jubelten mit den violetten Salzburgern. (So ändern sich die Zeiten)
Aber zurück zu Austria Wien: Die Rache der Innsbrucker erfolgte aber nicht am Tivoli, sondern auswärts im Horr Stadion. Aus einem 1:0 für die Austria wurde es schließlich ein 1:1 in der 86 Minute. Damit wurde den Wienern die letzte Chance auf den Titel genommen. Der Frust der Violetten war so groß, dass sie den Sektor der etwa 500 mitgereisten Innsbrucker Fans stürmten. Selbst vor Rollstuhlfahrern machten die erzürnten Violetten nicht halt. Steine flogen, die Busse wurden beworfen und so manch Tiroler verlor einen oder mehrere Zähne.

Eher Trostlos

So war es halt damals. Aber wie ist es heute? Bei gutem Wetter verirrten sich gerade einmal 6200 Zuschauer ins Tivoli. Die Stimmung dort (besonders in der ersten Halbzeit) war auch schon einmal besser. Einmal abgesehen von der Choreographie des Fanclubs „Wacker Unser“. Aus dem gepflegten Fußball der Wiener Austria wurde ein mehr als destruktives Spiel. Um nicht zu sagen, nicht zum Anschauen. Die Schwarz-Grünen kämpften zwar beherzt. Standen in der Defensive zumeist sehr gut. Aber was ist mit dem Spiel nach vorne? Das war kein „Sturm“, sondern ein laues „Lüfterl“ – „Warum schießt ihr nur so schlecht?“, entfuhr es einem jungen Fan bei den gezeigten Angriffsversuchen. Nicht wirklich besser die Wiener Austria. Gerade einmal zwei Chancen, darunter ein satter Stangenschuss verbuchte der Titelfavorit auf sein Konto. Eine Standardsituation brachte schließlich die Entscheidung.

Ist die Liga so schwach?

Auffallend ist, dass im Frühjahr in der Liga kaum Tore fallen, sämtliche Spiele auf mehr als „bescheidenem“ Niveau geführt werden. Zwar können die Defensivreihen der Teams durchaus überzeugen, aber die Würze im Fußball sind nun mal Tore. Mannschaften wie Rapid, FC Salzburg, Austria Wien oder Sturm Graz schwächeln sich durch die Liga. Kein Wunder, dass das Publikum murrt und pfeift. Aber um bei den Worten von Georg Kessler (Ex Wacker Innsbruck Trainer) zu bleiben, „wer gegen die eigene Mannschaft pfeift, feuert den Gegner an“. Das sollte so mancher Tivolibesucher beherzigen.

Gar nicht auszudenken, wo der FC Wacker Innsbruck wäre, würden nicht so viele Punkte verschenkt. In Österreich ist es durchaus möglich, mit bescheidenen Mitteln weiter vorne mitzuspielen. Aber dazu braucht es Selbstvertrauen, Mut und den Willen, Tore zu schießen. Dann wären statt 6000 Zuschauer um die 10.000 im Stadion – und das würde beflügeln.

Avatar photo

Autor: Rudolf Tilg

Dieser Text stellt geistiges Eigentum des tivoli12 magazins dar und ist somit urheberrechtlich geschützt. Um den Text, oder Teile davon nutzen zu können, setzen Sie sich bitte mit dem tivoli12 magazin in Verbindung.
Skip to content