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Zum Narrisch-Werden

Im fernen Osten (Mattersburg) war es schon immer schwer zu bestehen. Lange Anreise, aggressive Hausherren, die schon immer dazu neigten, über die Strenge zu schlagen und die Burgenländer Luft behagte den Schwarz-Grünen selten gut. Eines war das Pappelstadion nie: ein Hexenkessel! Also auch für die mitgereisten Fans kein Highlight. Nicht so am Samstag. Drei Punkte gegen die beste Frühjahrsmannschaft eingefahren. Also alles paletti?

Schmackhafte Anreise

Dem Ergebnis nach auf alle Fälle. Auch war eine Leistungssteigerung des FCW zu sehen und die mutige Umstellung von Trainer Walter Kogler auf zwei Stürmer machte sich auch bezahlt. Aber war wirklich alles Gold, was unter den „Viaduktbögen“ des Pappelstadion glänzte?

Es war schon im Vorfeld klar, dass es ins Burgenland keine Tiroler Völkerwanderung geben wird. Immer geht’s halt nicht. Aber dennoch machten sich über 100 Wackerianer auf den Weg gen Osten vorbei an Wien und dem Shoppingtempel SCS.
Nein, nicht alle brausten da gleich vorbei. Für manche gehört der Besuch beim Schnitzelwirt schon zur Tradition. Den Gerüchten nach soll da für ein Schnitzel eine „halbe“ Sau dran glauben müssen. Den Magen vollgestopft ging es ins Burgenland. Vor dem Auswärtssektor des Pappelstadions warteten mehr Polizisten vor den Toren, als Fans im Sektor waren. Erwarteten die eine Invasion oder gar eine feindliche Übernahme aus Ungarn?
Im Gegensatz zum Herbst, wo es Regen, heftigen Wind und sogar Hagel gab, verwöhnte uns diesmal das Wetter regelrecht. Und auch unser Torhüter Sabolcz Safar „überlebte“ diesmal die erste Minute.

Genau beobachtet

Ich nahm mir vor, das Spiel der Unseren einmal genauer zu beobachten. Schon alleine die Systemumstellung auf zwei Stürmer sollte sich positiv auswirken. Allgemein gesehen war es ein spannendes Spiel, das wir in der ersten Halbzeit immer besser in den Griff zu bekommen schienen. Es gab auch einige schöne Aktionen und es wurde endlich direkt gespielt. Übers gesamte Spiel gesehen, hatten wir doch wiederum einiges Glück. Drei Aluminiumtreffer des Gegners und dazu noch zwei vergebene Großchancen ihrerseits zeigten, dass uns Fortuna hold war. Aber wie gesagt, ich beobachtete das Spiel genauer. Und wenn beide Trainer von einem sehr guten Spiel sprachen, will ich dem ein wenig widersprechen.
Erste Halbzeit: phasenweise Kick and Rush, minutenlang hohe Bälle zum Gegner. Wäre das etwas schneller gegangen, man wäre glatt an das alte England erinnert gewesen. Aber bei uns geht es halt immer eine Spur gemütlicher.

Fehler auf beiden Seiten

Da ich aus Fansicht schreibe, ist das die Sicht von einem Fan. Manche mögen es anders sehen:
Schnell nach vorne gespielt wurde auch. Aber dann rannten unser Spieler regelrecht in zwei Gegenspieler. Manchmal hatte man den Eindruck, kommen die Spieler in Strafraumnähe, sind sie mit ihrem Latein am Ende. Beim Schießen merkt man, dass oft der Ball der größte Gegner zu sein scheint. Bis auf einmal und das war ein Volltreffer – wenn auch ein abgefälschter!
Vorbildhaft jedenfalls Einsatz und Leidenschaft. Dennoch verloren die Schwarz-Grünen sehr viele Zweikämpfe (nur 44% wurden gewonnen). Es „muss“ mehr Selbstvertrauen und Präzession her! Bitte Walter Kogler…

Viel besser waren die Burgenländer aber auch nicht und doch sprach ihr Trainer vom „sehr guten Spiel“. Dabei hatten sie ähnliche Probleme. Da landete schon mal der Ball aus zwei Metern beim Gegner. Ihre Chancen wurden hauptsächlich aus Standardsituationen herausgespielt. So auch die drei Aluminiumtreffer. Zwei hundertprozentige Chancen wurden stümperhaft vergeben. Dafür vergaben die Unseren einen Elfmeter. Der ging ja fast senkrecht in den Abendhimmel.

Besserung erwünscht

Im Herbst des Öfteren Pech und jetzt halt zweimal Glück gehabt, was soll`s, gewonnen und drei Punkte. So sind wir nur noch sechs Punkte von der Tabellenspitze entfernt. Nimmt man die letzten 15 Runden her, sind wir die beste Mannschaft der Liga. Und zur Bestätigung ist der FC Wacker Innsbruck das beste Auswärtsteam der Liga. Also doch alles gut?
Nicht ganz, denn zu offensichtlich sind für uns Fans die Schwächen in der Defensive und unsere Abschlussschwäche. Dennoch wurde gegen Salzburg und im Burgenland gekämpft bis zum Umfallen. Und das fordern schließlich wir Fans. Es bleibt zu hoffen, dass die spielerischen Mängel rasch beseitigt werden, denn dass sie es besser können, haben wir schon des Öfteren miterlebt. Aber solange der Einsatz diese Schwächen wett macht, ist nicht alles schlecht. Denn Formkrisen sind normal. Aber in Österreich anscheinend die Regel. Welches Team spielt gut?

Gelächter unter uns Fans bei der Verkündung der Zuschauerzahl. 4500 sollen es gewesen sein. Ja, wenn jeder zweimal die Drehkreuze durchschritten hat. Aber dass die Burgenländer doppelt und dreifach zählen, ist man dort schon gewohnt. Diesmal konnten die 100 schwarz-grünen Fans nach dem Schlusspfiff mit ihren Lieblingen feiern und sich für ihren totalen Einsatz bedanken. Zufrieden ging es auf den weiten Weg nach Hause und die „schönste“ Stadt Österreichs, dort wo unser Verein beheimatet ist, wurde erst nach 3 Uhr früh erreicht. Respekt an die Auswärts-Fahrer/innen, welche sich solche Strapazen immer wieder antun.

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Autor: Rudolf Tilg

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