„Alle Jahre wieder ein spannendes Kribbeln“
Alle Jahre wieder müssen Mitte März die österreichischen Profi-Vereine ihre Lizenzunterlagen zur Östereichischen Bundesliga Richtung Wien schicken. In der Vergangenheit war die Lizenzierung für den Tiroler Traditionsverein öfters eine Zitterpartie. Diesmal soll es anders sein. Warum es heuer anders sein soll erzählt Geschäftsführer Mag. Gerald Schwaninger dem tivoli12 magazin.
{hwdvs-player}id=81|width=700|height=|tpl=playeronly{/hwdvs-player}
Es ist wieder Mitte März, alle Jahre wieder ist die Lizenzierung zu diesem Zeitpunkt bei allen Clubs der Bundesliga DAS Thema. Heute ist Abgabetermin. Wie schaut´s bei uns aus?
Wir haben abgegeben. Die Unterlagen sind am Weg nach Wien, zeitgerecht und vollständig. Mit einem guten Gefühl, weil es uns gelungen ist, aus den Fehlern im letzten Jahr zu lernen. Wir haben einiges umstrukturiert. Haben auch vierteljährlich Reorganisationsberichte erstellen müssen, dementsprechend haben wir auch genau arbeiten müssen, was wir ja auch wollten. Daher können wir auch dem 30. April ruhig und entspannt entgegen blicken.
Gerald, du hast es angesprochen, man hat sich letztes Jahr ein ziemliches Eigentor geschossen. Es hat auch die einen oder anderen Konsequenzen gegeben. Kannst du uns diese kurz darlegen?
Derjenige, der vom Vorstand früher für die Unterlagen zuständig war, hat dann nach der ersten Instanz die Sache an das Clubmanagement übergegeben, das auch dann die tägliche Dokumentation mitübernommen hat. Im Zuge der zweiten Instanz haben wir die Unterlagen aufbereitet – in Zusammenarbeit mit Wilfried Stauder und Josef Pöll, unseren Wirtschafts- und Reorganisationsprüfern. Da aben wir viel gelernt und auch diesen Bereich ins Profitum übergeführt.
Man hat Auflagen der Bundesliga gehabt, wie haben diese ausgesehen?
Das hat folgendermaßen ausgesehen, dass wir vierteljährlich eine Bilanz abgeben mussten, die dann zusammen mit den abgegebenen Budgetzahlen verglichen wurde. Dazu einen Soll–Ist-Vergleich, wo man sieht, was geplant war und ob es dann wirklich so passiert ist. In einem vierteljährlichen Rhythmus ist der Aufwand relativ groß. Es ist also eine strenge Auflage, in der es wenig Bewegungsfreiheit gibt. In drei Monaten kann man relativ wenig machen. Wenn man alle drei Monate diese Prüfungen hat, dann sieht man die gute Entwicklung. Ausgehend war natürlich die Aufbereitung der Lizenzierungsunterlagen als nächsten Schritt und dies ist uns gelungen.
Die Lizenzierung ist zwar in aller Munde, aber im Großen und Ganzen weiß kaum jemand, worum es neben dem finanziellen Bereich genau geht, immerhin ist das Lizenzierungshandbuch 100 Seiten stark. Welche Themen muss man da genau abdecken?
Grundsätzlich besteht die Lizenzierung aus fünf Bereichen: Der überall diskutierte finanzielle Bereich, der natürlich der Hauptbereich ist, der das Überleben des Vereines in der nächsten Saison sichern muss. Darüber hinaus gibt es den sportlichen Teil, dieser umfasst die Mannschaften, die es gibt. Es gibt ja nicht nur die Bundesligamannschaft, sondern auch die Amateurmannschaft, verpflichtende Nachwuchsmannschaften, die der Verein haben muss. Andere Vereine haben Akademien, wir haben Kooperationen mit dem Fußballverband, diese wiederum haben Trainer, die bestimmte Kriterien erfüllen müssen. Im sportlichen Bereich müssen wir auch ärztliche Auflagen erfüllen. Dann gibt es die infrastrukturellen Voraussetzungen, die wir garantieren müssen: Dazu gehört natürlich das Stadion, das bundesligatauglich sein muss. Da geht es um Flutlichtwerte, Sitzplätze, Gesamtkapazitäten. Da geht es auch um Trainingsplätze und Verfügbarkeiten der selbigen, bis hin zu einem Ausweichstadion. Wir haben keines (lacht), benötigen wir auch nicht (Anm. In Tirol ist einzig das Tivoli Stadion Tirol bundesligatauglich).
Dann gibt es den administrativ-personellen Bereich: Da geht es um die verpflichteten Stellen, die ein Profi-Verein in Österreich haben muss. Vom Finanzverantwortlichen, über Manager, Sportdirektor bis hinunter zum Sekretariat. Diese müssen alle gewisse Ausbildungen haben, die man auch nachweisen muss. Da geht es um Öffnungszeiten, diverse Abteilungen in Hinsicht auf PR und Presse, die man haben muss. Dann gibt es in der Lizenzierung noch den rechtlichen Aspekt: Hier geht es grundsätzlich um die Lizenzanträge, um die Satzungen des Vereines, den Vorstand. Dies muss man auch bestätigen können, um die Berechtigung einer Lizenz zu haben.
Diese ganzen Kapitel haben natürlich sehr viele Unterpunkte, die man auch nachweisen muss. Dementsprechend besteht der Ordner neben dem finanziellen Teil aus Bestätigungen von Partnern, Sponsorenverträge, die man nachweisen muss, um Einnahmen zu sichern. Da sind Bilanzen und Soll-Ist-Vergleiche drin. Es ist eine komplette Drauf- und Detailsicht des Vereins.
Welchen Umfang hat das beim FC Wacker Innsbruck?
Konkret arbeiten zwei Leute in diesem Haus daran. Lukas Schweinberger, der sehr viel an Papierarbeit macht. Die finanzielle Aufarbeitung obliegt mir. Wir arbeiteten knapp sechs Wochen daran.
Es gibt eine erfreuliche Neuigkeit, nämlich dass man schon zum jetzigen Zeitpunkt die nächste Saison komplett ausfinanziert hat. Sind wir da richtig informiert?
Die große Kunst war nicht, dass wir das die letzte Saison nicht auch schon gehabt haben. Der Punkt ist nur, dass wir das Budget für nächstes Jahr schon verplant haben. Wir wissen, welche Einnahmen wir haben und was wir ausgeben dürfen. Im letzten Jahr sind zwei Sachen zusammen gekommen. Erstens der Aufstieg: Man hat nicht gewusst, wohin geht das ganze Thema. Man hat natürlich ein Aufstiegs- bzw. Rückkehrbudget definiert, welches im Nachhinein gesehen sehr sportlich war. Es hat auch schon zu diesem Zeitpunkt Stimmen gegeben, die gesagt haben, es wird sehr schwierig. Die zweite Komponente war, dass wir als Aufsteiger sehr, sehr viele Punkte gemacht haben. Und das hat den kleinen Polster, welchen wir im sportlichen Budget hatten, gefressen. Das hat dann dazu geführt, dass uns am Ende des Jahres knapp 200.000 € kurzfristig gefehlt haben, wenn ich das so richtig in Erinnerung habe. Das hat uns die Lizenz massiv gefährdet. Aber diese zwei Komponenten passieren heuer nicht, da wir schon mit 50 Punkten bugetiert haben und noch eine kleine Reserve drin haben. Da haben wir schon nachjustiert. Im Aufsteigerjahr haben wir mit 40 Zählern kalkuliert. Diese zehn Punkte mehr gehen natürlich richtig ins Geld. Wir haben auch gewusst, was in einem nicht euphorischen Bundesligajahr zu verdienen ist. Dementsprechend sollte es heuer kein Nachsitzen benötigen.
Es soll ja in der Österreichischen Bundesliga Vereine geben, welche in ihren Bilanzen vermeintliche Werte von Spielern drinnen stehen haben. Der FC Wacker Innsbruck verzichtet ganz bewusst darauf. Warum?
Weil Spielerwerte fiktiv sind. Transfermarkt.at hat ja sehr interessante Zahlen drinnen stehen, was Spieler vermeintlich Wert wären. Erstens kann man Spieler nicht permanent verkaufen oder kaufen und zweitens nimmt diese Werte lediglich irgendjemand an. Ob diese am freien Markt so lukriert werden können, weiß niemand. Darum verzichten wir von vornherein auf solche Werte und können dann wirklich, wenn einmal ein Transfer passiert, sagen, dieses Geld war nicht budgediert und hilft uns dementsprechend weiter.
Mit welchen Erwartungen siehst du der Lizenzierungsentscheidung entgegen?
Ich erwarte mir persönlich, dass wir die Lizenz in erster Instanz erhalten. Es ist ja nicht so, dass wir unvorbereitet sind, sondern wir haben gerade auch im letzten Jahr sehr viel gemacht. Auch vierteljährlich haben wir viel gewusst und auch in den letzten Tagen, wo wir sehr intensiv mit dem Wirtschaftsprüfer gearbeitet haben. Welcher auch meinte, so stellt er sich das vor und so gehört es auch vorbereitet. Seine Tendenz ist eine positive. Aber die letzte Entscheidung liegt bei der Bundesliga, daher kann ich sie nicht vorwegnehmen. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht – mehr denn je. Dementsprechend gehe ich davon aus, dass wir sie erhalten werden.
Die Entscheidung ist am 30. April?
Die Entscheidung in erster Instanz ist am 30. April. Es wird bestimmt wie alle Jahre wieder ein spannendes Kribbeln (lacht).
Vielen Dank für das Interview
Bitte gerne!