Schwarze Schafe mit weißen Flecken
Der Fußball ist oft mehr als nur ein Spiel, auch wenn das etliche Fußball-Konsumenten nicht sehen wollen oder können. Dieses MEHR hat die Tivoli Nord mit ihrem Transparent zu Ehren des kürzlich verstorbenen bergamaskischen Spielers Piermario Morosini, genannt Moro, wieder einmal gezeigt. Der 25-jährige erlitt vor 10 Tagen bei einem Spiel der Serie B einen Herzinfarkt und verstarb wenige Stunden später. Moro erhielt seine Ausbildung im Nachwuchs seines Heimatvereins Atalanta Bergamo, wo er auf gemeinsame Freunde der Atalanta- und FCW-Fanklubs stieß, und kämpfte sich trotz vieler Schicksalsschläge (früher Tod der Eltern und Selbstmord eines seiner beiden Geschwister) in den Profifußball. Seine Heimatstadt Bergamo und sein Verein Atalanta erweisen ihm mit der Umbenennung der "Curva Sud" in "Curva Piermario Morosini" die Ehre.
Warum tu`ich mir das an?
Neben diesem traurigen Ereignis sind auch die Geschehnisse von Salzburg immer noch heißes Thema unter den Fans des FC Wacker Innsbruck. Zwar darf man nach dem 2:0-Sieg gegen Wr. Neustadt nach wie vor auf einen internationalen Startplatz hoffen, doch steckt das als Ungerechtigkeit empfundene Verhalten der Staatsmacht bei der Kontrolle auf der Tauernautobahn den Beteiligten gehörig in den Knochen und lässt mich reflektieren, warum ich mir immer noch antue meinen Verein auch zu Auswärtsspielen zu begleiten – auch wenn man als Fußballfan in diesem Land inzwischen unter Generalverdacht steht.
Seit langem folge ich meinem Verein durch Österreich. Früher noch privat bin ich jetzt seit weit über einem Jahrzehnt mit Fanbussen zu Auswärtsspielen unterwegs. Seit der Abstiegssaison 2008 darf ich für das tivoli12 magazin meine Sicht wiedergeben, unseren Lesern das Fanleben näher bringen und Augenzeugenberichte liefern. Von Begeisterung, Identifikation und der Leidenschaft für unseren Verein wird berichtet, aber auch von Vorfällen rund um die Spiele des FCW. Zum Glück passiert das sehr selten, kommt aber immer wieder mal vor. Da wird man dann doch sehr oft gefragt, warum man sich das antut.
Ich tue mir gar nichts an, bin aber mit Kameraden in der Saison tausende Kilometer auf Achse. In erster Linie vertreten wir unsere Kurve, den Verein, unsere Farben und unsere Stadt (ja, ja, ich bin Schwazer). Aber auch der Spaß und die Kameradschaft kommen nicht zu kurz. Allerdings wird man sich sicher überlegen wie man in Zukunft seinem Verein folgen wird. Ob es im Sinne der Staatsmacht ist, wenn man keine Busse mehr verwendet? Man wird sehen.
Fankultur einst und jetzt
Früher einmal, ja da hatte ich einen der besten Sitzplätze am alten Tivoli. Sektor B, Reihe 15, Sitz 6, mit besserem Blick auf das Spielfeld als die Presse. Mitten unter einem Fanclub aus Obergurgl. Nobel sag ich und den Kopf habe ich auch manchmal geschüttelt über manche Aktion da drüben auf der Nordtribüne. Dann kamen auch noch Fans hinzu, die während des gesamten Spiels mit dem Rücken zum Spielfeld standen und der Menge einheizten. Die Stimmung war toll, die Spiele meistens auch und so ging man nach 90 Minuten rasch zum Auto, um nicht in den obligatorischen Stau zu kommen. Im neuen Tivoli wurden die Sitzplätze mit meinen zwei Jungs zu teuer. Man lernte die Vorzüge einer Stehplatztribüne wieder kennen: Stimmung, Emotionen und eben eine dichtere Atmosphäre.
Mit dem Zusammenbruch des Klubs und der Neugründung des FC Wacker Innsbruck ging ein Ruck durch die Anhängerschaft. Man merkte, wie sehr man als Fan an seinem Verein hängt. Informiert sich plötzlich über Dinge, welche früher egal gewesen sind (Finanzierung, Steuerabgaben, Stadionkosten, Sportpolitik, etc.). Und die Begeisterung der Fans über ihren Verein und ihre Kurve, das begeistert, lässt einen nicht mehr los. Mit einem Spirit, welcher neue Dimensionen erreichte, ging es in die ersten beiden Saisonen des FCW. Sicher war die große Zeit der Schwarz-Grünen auch etwas Besonderes gewesen. Aber man war noch nie so nah an seinem Verein.
Schwarze Schafe mit weißen Flecken
Wie erwähnt, berichte ich regelmäßig seit dem Frühjahr 2008 von den Spielen der Schwarz-Grünen aus meiner Sicht. Oft werde ich mit erhobenem Zeigefinger darauf hingewiesen, dass dies und jenes doch verboten sei. Sicher, wenn man bengalische Feuer damit meint. Aber warum? Diese gehören zu einer lebendigen und farbenfrohen Fankultur dazu, wie zu den Schützen das Schießen. Sicher haben wir schwarze Schafe in unseren Reihen. Wenn man aber genau hinschaut, haben viele dieser „Schafe“ große weiße Flecken. Man darf sie nur nicht alle in eine Koppel sperren, sonst wird die Zahl der schwarzen Schafe immer größer!