Träume und Ziele
Liest man die Diskussionen im Vereinsforum nach dem Heimspiel gegen Wiener Neustadt, könnte man glauben, der FC Wacker Innsbruck kämpft gegen den Abstieg. Da wird über vergebene Torchancen, schlechte Stimmung im Stadion, viele Eigenfehler der Spieler, eine generelle unattraktive Spielweise, mangelndes Zuschauerinteresse und das Niveau der Liga im Allgemeinen gejammert. Doch die Realität sieht in der zweiten Bundesligasaison fünf Runden vor Ende eigentlich ganz anders aus.
Spannung wie nie
Betrachtet man die Tabelle, so liegen nach 31 Spieltagen zwischen dem Tabellenführer und Ligakrösus aus Salzburg und dem Siebent platzierten FC Wacker Innsbruck zehn Punkte. Vom aktuellen Dritten der Tabelle, der Wiener Austria, trennen die Schwarz-Grünen nur zwei Zähler. Der Kritiker wird jetzt meinen, dass die österreichische Bundesliga eben eine ohne Klasse sei. Dem widerspricht allerdings die aktuelle Europawertung, in der Österreich die Chance auf mehr internationale Startplätze in den nächsten Jahren hat.
Gezeigt hat der bisherige Saisonverlauf allerdings, dass es keinem Team gelungen ist, über einen längeren Zeitraum die Form so zu konservieren, um sich entscheidend von den anderen Klubs abzusetzen. So können die sogenannten „Kleinen“ immer wieder die Favoriten ärgern und in die Knie zwingen. Als Beispiele seien nur der Heimsieg unserer Schwarz-Grünen gegen den SK Rapid, derzeit mit drei Punkten Rückstand Tabellenzweiter, oder der Heimsieg des „Fastabsteigers“ Kapfenberg gegen Austria Wien genannt.
Ziel schon erreicht
Vor Saisonbeginn hat jeder vor dem schwierigen zweiten Jahr in der obersten Spielklasse gewarnt: Die Euphorie des Aufstiegs sei verfolgen, den Gegner überraschen nicht mehr möglich und eine Weiterentwicklung nicht in Sicht. Das daher durchaus verständliche Saisonziel muss der Klassenerhalt sein. Danach hat es nach dem ersten Meisterschaftsviertel mit nur acht Punkten auf dem Konto auch ausgesehen. Doch statt eines Einbruchs im Herbst, einer Winterdepression und einer Frühjahrsmüdigkeit folgt ein eifriges Punktesammeln mit zwölf bzw. fünfzehn Zählern in den weiteren beiden Vierteln. Auch die bisherigen Ergebnisse im letzten mit sieben Punkten aus vier Partien lassen dem Optimismus Raum.
Gegen den Tabellenführer Salzburg musste man sich auswärts geschlagen geben. Nicht jedes Jahr gelingen Überraschungen. Doch gegen den „Lieblingsgegner“ Kapfenberg gelingen vier volle Erfolge, beim Aufsteiger Admira spielt man Remis und die „Pflicht“ wird gegen Wiener Neustadt erfüllt.
Warum Träumen erlaubt ist?
Gegen die derzeit vor den Schwarz-Grünen liegenden Mannschaften Ried, Austria, Sturm und Rapid muss man noch spielen. Für sie geht es genauso wie für den FC Wacker Innsbruck darum, Saisonziele zu realisieren. Allerdings stehen vielleicht der regierende Meister Sturm Graz, der Cupsieger SV Ried, der „Rekordmeister“ SK Rapid und die erfolgsverwöhnte, fast gewohnheitsgemäß international spielende Wiener Austria sicherlich mehr unter Druck und Erfolgszwang wie unsere Mannschaft. Behält sich unsere Team eine gewisse Unbeschwertheit, einen kühlen Kopf und das bisher bewährte Denken „von Spiel zu Spiel“ kann aus dem Traum ein Ziel werden. Klappt es, wird der Jubel aller riesengroß sein, wird nichts daraus, kann niemandem ein Vorwurf gemacht werden. Darum werte Kritiker vergeudet eure Energie nicht mit Jammern, sondern unterstützt unseren geliebten Wacker bei seinem Ziel, den Traum zu verwirklichen.