I. Bea: „Ich werde weinen wie ein Kind“
Wenige Stunden nachdem Sportdirektor Oliver Prudlo Inaki Bea sein Aus in Schwarz -Grün mitteilte, traf das tivoli12 magazin den Basken in seinem Stammlokal in Aldrans. Wer sich erwartet hatte, dass man dem Spanier die Enttäuschung im Interview anmerken würde, der hat sich getäuscht. Im zweiten Teil des InTeam Interview, der aufgrund der Ereignisse vorgezogen wird, erklärt Inaki Bea, mit welchen Erwartungen er vor zwei Jahren nach Innsbruck gekommen ist. Er erinnert sich an so manches Spiel, an lustige Begebenheiten und geht sehr offen auf seine Auszeit im letzten Herbst ein. In diesem recht emotionalen Gespräch vergleicht er den spanischen Fußball mit dem der österreichischen Bundesliga und sieht in Marco Kofler einige seiner eigenen Eigenschaften.
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Inaki, im zweiten Teil geht es jetzt um Wacker Innsbruck deine erste Auslandsstation. Mit welchen Erwartungen bist du damals nach Innsbruck gekommen?
Ich bin hier her gekommen. Ich wusste nicht, was ich erwarten kann. Wacker Innsbruck ist ein Traditionsverein, Spanien hat im Tivoli gespielt. Aber es war wirklich eine große Überraschung, der Verein ist sehr gut organisiert. Er hat sich von Anfang an um mich gekümmert. Ich kann nur positive Sachen über Wacker Innsbruck sagen.
Du hast dein erstes Spiel gegen Rapid Wien bestritten. Sie wurden mit 4:0 aus dem Stadion geschossen, kann man ruhig sagen. Glaubst du, lag es daran, dass Wacker Innsbruck nach
sieben Runden Tabellenführer war, dass die Euphorie des Aufstieges so groß war oder dass die Achse Bea – Abraham – Burgic für viele noch unbekannt war?
Am Anfang haben wir gegen Rapid gewonnen. Ich gebe zu – na ja, Angst hatte ich nicht. Ich wusste nicht, wie das Niveau von Rapid ist. Ich glaube, wir hatten eine super Mannschaft. Wir hatten mit Boris Prokopic einen guten Spiele, einen Weltklassespieler. Die ersten acht Runden sind ein Traum gewesen, die Erwartungen oder die Grenzen der Mannschaft waren andere. Langfristig haben wir gezeigt, dass die Position der Mannschaft eine andere war. Wenn du Aufsteiger bist, hast du eine andere Motivation. Ich sage immer, dass das zweite oder dritte Jahr schwieriger ist als das Erste. Admira hat heuer auch sehr gut gespielt. Schauen wir, was das nächste Jahr wird. Du kannst ein wenig überheblich werden, sagen – ich kenne die Bundesliga. Am Anfang gibst du immer alles, du hast eine große Motivation, dann geht das ein wenig herunter. Normaler Weise ist es leichter die erste Tour de France zu gewinnen als die dritte. Du musst den Druck aushalten und auch die Fans erwarten am Anfang nichts und jetzt wollen sie um die Europaplätze kämpfen.
Da gab es eine Szene aus dem Rapidspiel: Da ist ein Bierbecher aus dem Fansektor gefallen und du hast einen Schluck daraus genommen.
Ja.
Hast du dir nie überlegt, dass da etwas anderes drinnen sein könnte?
(lacht) Ja, ich erinnere mich, dass ich getrunken habe. Ich habe Spaß gemacht.
Hast du dir nie überlegt, dass etwas anderes drinnen ist außer Bier?
Ich wusste, dass es Bier war. Aber bei 4:0 … einfach. Die Stimmung in der Bundesliga in Österreich ist eine Überraschung. In Spanien vielleicht ist Fußball eine Religion, hat aber eine andere Dimension. Die Fans singen weniger, tanzen weniger. – Es ist wie ein Theater.
Okay. Gegen Kapfenberg hast du dein erstes Meisterschaftstor für Wacker Innsbruck erzielt. Kannst du dich an dieses Tor erinnern? Ein super Tor.
(lacht noch mehr) Ich habe Messi nacheifern wollen. Es war eine Flanke, ich war allein, das konnte jeder, es war einfach.
Wenn du heute an deine erste Saison von dir im schwarz-grünen Dress zurückdenkst, was bleibt dir spontan in Erinnerung?
Ich blicke nie zurück, es gefällt mir nicht. Es scheint, dass ich sehr lustig bin, aber ich bin sehr empfindlich. Ich weiß, dass ich in zehn Tagen weinen werde wie ein Kind. Ich habe das in Valladolid und Murcia gemacht. Ich will nicht so viel an die Vergangenheit denken, ich will lieber nach vorne blicken.
In der zweiten Saison gab es andere Probleme. Aber zuerst zum Sportlichen: Gegen die Admira unterlief dir ein Eigentor, wo danach der Ausgleich fiel. Wacker konnte dann wieder in Führung gehen. Nach einem Foul von dir gelingt ihnen abermals der Ausgleich. Damals bist du zum Spieler der Runde gewählt worden. Ist diese Auszeichnung auch heute noch etwas ganz Besonderes für dich?
Wie die Leute hier den Fußball leben, ist wirklich eine Überraschung. Wenn ich weiß, dass ich nächstes Jahr nicht hier bleiben werde, habe ich Kummer. Ich werde das Tivoli vermissen. Wenn ich das Tivoli betrete, und die Fans schreien und singen – das werde ich vermissen. Wirklich, ich weiß das.
Wir kommen auf das Thema Fans noch zurück. Vorerst noch eine andere Frage: Nach der Cuppleite gegen Grödig ist herausgekommen, dass du ein Burn out hast. Wacker Innsbruck hat dir die Möglichkeit einer Behandlung gegeben. Da hat es sehr viele Transparente gegeben, die dir gewidmet waren. Inwieweit hat dich dieses Burn out und die Pause danach gestärkt?
Ja sicher, nicht nur im Fußball, sondern auch im Leben. Schau – ich helfe Marco Kofler gerne. Er hat gute Anlagen, er hat Qualität. Aber er ist ein bisschen wie ich, sehr emotionell. Wenn er einen Fehler begeht, muss er das vergessen. Ich bin dreiunddreißig Jahre alt, er ist noch jung. Wir machen einen Fehler, wir glauben zu viel an einen Fehler. – Wieso? Wieso ist das passiert? – Du musst das aber vergessen, weil der Fußball weiter geht. Damals bin ich in eine Spirale hineingegangen, die sehr negativ war. Ja, ich habe ein Eigentor geschossen. Die Mannschaft hat keine gute Leistung gebracht und ich habe mich selbst zu viel gefordert. Ich fand, dass ich schuld war. Ich habe mich gefragt, was kann ich tun, um der Mannschaft zu helfen. Alles war so negativ: Ich war hier alleine, ich habe meine Ex-Freundin noch nicht vergessen. Es ist wirklich schwierig zu gehen. Heute habe ich geredet, was der Verein für mich gemacht hat. Wie der Verein mir geholfen hat – ich kann nur sagen: Danke.
Seit heute ist es fix. Oliver Prudlo hat dir mitgeteilt, dass das Engagement nach zwei Saisonen bei Wacker Innsbruck für dich zu Ende gehen wird. Im Namen der Fans kann ich nur Danke sagen. Ich hoffe, dass du uns in positiver Erinnerung behältst. Noch an dich die Frage: Wie schwer wird dir der Abschied fallen?
Noch nicht. Ich mache mir noch nicht bewusst, dass ich gehen muss. Ich kann nachvollziehen, dass der Verein das tut, einen anderen Spieler holen und eine andere Philosophie durchsetzen will. – Das gehört dazu, so ist Fußball. Das Wichtigste ist, dass Oliver Prudlo ehrlich zu mir gewesen ist. Ich habe noch 18 Tage hier vor mir. Ich mache mir noch nicht bewusst, dass ich gehen muss. Ich habe noch keine Ahnung, wo ich nächstes Jahr spielen werde, wo ich arbeiten werde. Aber ich werde, wenn ich Zeit habe, hier her kommen, um die Leute zu besuchen.
Danke!
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