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Ein schwarz-grüner Niemand

Die User des tivoli12 magazins sind wahre Fußballkenner. Sie haben das Spiel gegen Mattersburg gesehen, sie haben die Spieler und ihr Verhalten, ihr Können, ihre Laufwege, ihr taktisches Verhalten beobachtet und folgerichtig entschieden: Niemand hat es verdient, Spieler der Runde zu werden.
Doch wer ist dieser Niemand? Dem eingefleischten Wackerianer ist dieser Name geläufig, denn nicht nur im spielerischen Hochleistungs-Bereich trifft man häufig auf Niemand, nein, auch im Verein selbst war über Jahrzehnte oft Niemand für gewisse Aufgaben zuständig. Die Familie Niemand ist schwarz-grün durch und durch. Und für alle, die sie noch nicht kennen, ein kleiner Blick zurück.

Niemand konnte sich erinnern

Schon der Urgroßvater unseres Spielers der Runde war, wie viele andere Innsbrucker, ein braver Wackerianer, doch Niemand war es bereits vor 1915. Und Niemand blieb wacker, als man mit Rapid zum FC Sturm Innsbruck fusionierte. Doch nicht nur in den schweren Zeiten der Ballesterer, auch in den schweren Zeiten Österreichs war Niemand zur Stelle, und nach dem Krieg konnte sich Niemand erinnern, wie brav man im System mitgespielt hatte. Aber mit dem Alter spielte ihm sein Gedächtnis so manchen Streich, und deshalb konnte sich Niemand an das exakte Gründungsdatum erinnern – das Jahr 1913 wurde zum traditionellen Ursprung unseres geliebten Vereins. Wie so oft im Leben folgt ein Niemand dem nächsten, und auch bei Wacker standen schon die nachfolgenden Generationen vor der Tür, neue Aufgaben warteten.

Niemand wusste es besser

In den Erfolgsjahren rund um die Aufstiege und Meistertitel wurde es etwas still um unsere Niemands, sie gingen in der Masse der Euphorie unter, als jedermann mit Schwarz-Grün feiern wollte. Doch ganz richtig ist das nicht, denn während man in Spanien Grausam fürchtete (nebenbei, Niemand hatte den Sieg gegen Real vorhergesehen), war ein paar Jahre später für einen Schweizer Niemand grausamer. Mitten drin war er, der junge Funktionär, als es nach dem Spiel gegen Szekesfehervar dem eidgenössischen Schiedsrichter beinahe an den Kragen ging. Tja, Niemand war an allem Schuld (und wohl auch ein schlechtes Vorbild für spätere Generationen), und so musste Wacker die Schotten von Celtic in Salzburg empfangen – und konnte sie überraschend besiegen (auch das sagte unser Naseweis vorher, wusste doch schon Billy Wilder: Niemand ist perfekt.). Nicht nur ein heißblütiger Fußballfan steckte in ihm, sondern auch ein Kenner dieses Sports. Niemand wusste es besser, dass am Ende des goldenen Wackerjahrzehnts der Wurm drinnen war – und dennoch war für Niemand der Abstieg im Jahr 1979 überraschend. Ein anderes Glück sollte sein Gemüt jedoch bald erhellen: 1981 betritt unser Spieler der Runde das Geschehen, Niemand wird sprichwörtlich als Meister geboren, wenn auch nur der zweiten Division. Doch mehr dazu später.

Niemand unterstützt Wacker

Die 80er waren hart, Wacker steckte wieder einmal in einer schwierigen Phase. Zu einer Zeit, als Niemand als Sponsor bei den Schwarz-Grünen fungieren wollte, stieg Swarovski ein. Der Widerstand gegen Umbenennung und Farbwechsel blieb vereinzelt. Niemand protestierte gegen den Rauswurf von Wacker aus der Bundesliga, und fand sich bei den Amateuren wieder. In Innsbruck war man hingegen froh, dem Fußball im Land eine vermeintliche Standfestigkeit gegeben zu haben und tolle Spieler und Trainer auf dem Tivoli zu sehen.
Als nach wunderschönen und erfolgreichen blau-weißen Jahren Wacker wieder am Tivoli spielte, war erneut Niemand bereit, diesen Verein zu unterstützen. Schon ein Jahr später hieß es FCT am Sillufer, und während unser junger Spieler der Runde die erste Profiluft schnupperte (Niemand kam aus dem eigenen Nachwuchs), mischte sein Vater weiterhin fest in den Vereinen mit. Doch zunächst nicht bei den Profis, sondern in der Amateurabteilung. So verwundert es auch nicht, dass – abgesehen von Obmann Fritz Schwab – Niemand verzweifelte ob der finanziellen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen. Und es schien beinahe, als würde Niemand dem dahinsiechenden Traditionsverein eine Träne nachweinen.

Niemand war verantwortlich

Aber es schien nur so, denn schnell fand er eine neue Funktion: Niemand war verantwortlich für die Finanzen des FC Tirol. Kein Wunder also, dass Niemand den so plötzlichen Untergang des Meisters vorhersah. Und während ganz Fußball-Tirol noch in Schockstarre verharrte, wusste Niemand, wie es weitergehen sollte. Es heißt ja, niemand kann Diener zweier Herren sein – doch da wurde die Rechnung ohne unseren Akteur gemacht. Voller Enthusiasmus stürzte er sich in seine neue Arbeit. Und als der Verein einmal mehr auf ein finanzielles Debakel zuzuschlittern drohte, schienen die mahnenden Rufe des engagierten Obmanns Stocker zu verhallen – Niemand hörte sie, Niemand schenkte ihnen Glauben.

Niemand ist unersetzlich

Unser junger Spieler der Runde trug auch seinen Teil in den schweren Zeiten des neuen Wacker bei, und dies nicht nur am, sondern auch abseits des Rasens. Niemand war als Angehöriger eines Fanclubs auch Vereinsmitglied, und so war er bei allen drei Versuchen, dem Verein wieder den ursprünglichen Namen zu geben, aktiv beteiligt. Aktiv war er auch bei so schicksalhaften und denkwürdigen Spielen wie jenen der Abstiegssaison, als Niemand am Platz rackerte und kämpfte, spielte und lief, als ginge es um sein Leben. Niemand wollte auch bei diesem Verein bleiben, an dem sein Herz so hing. Und Niemand wusste es besser, kehrte doch unser FC Wacker Innsbruck nach zwei harten, aber schönen Jahren zurück in die Bundesliga und konnte sich dort im gesicherten Mittelfeld etablieren.

Die Wahl zum Spieler der Runde war verdient, keine Frage, diese Ehrung gebührt Niemand. Und auch wenn jeder Abschied schmerzt, wenn man liebgewonnene Menschen nur schwer gehen lässt, muss uns allen eines klar sein: Bei Wacker ist Niemand unersetzlich! Vor allem nach Spielen wie gegen Mattersburg…

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Autor: Stefan Weis

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