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Fanreporter oder Kriegsberichterstatter?

100 Jahr Feier in Ried: Schöne Choreographie auf der einen Seite, eine Untersagte auf der anderen. Tolle Stimmung und durch ihr gutes Spiel wäre es den Unseren fast gelungen, den Innviertlern die Feier ganz zu vermiesen. Dann wären wir in der Tabelle vor ihnen gelandet. Und jetzt warten noch zwei schwere Aufgaben auf unsere Jungs: am Sonntag gegen Meister Sturm Graz und dann noch zum Kehraus in Wien Hütteldorf gegen den SK Rapid. – Zwei Hochsicherheitsspiele, darauf kann man wetten.


Was sich aber am Donnerstag in Ried beim Duell von zwei Mittelständlern der Meisterschaft abgespielt hat, lässt mich fragen, ob ich schon in einem der bestüberwachten Staaten der Welt wohne. Das Gefahrenpotential in der kleinen „Arena“ war überschaubar, wie auch die „Menge“ im Auswärtssektor. Die frühe Stellungnahme der „Fanarbeit Innsbruck“ rund um dieses Bundesligaspiel lässt erahnen, dass zum wiederholten Male nicht alles glatt abgelaufen ist:

http://faninitiative.at/component/content/article/54.html

Das ist wirklich mühsam

Ich kann natürlich nur das berichten, was ich mit eigenen Augen gesehen habe: mein Empfinden, meine Gefühle dabei und was ich rund um mich mitbekomme.( Andere Medien übernehmen gerne Polizeiberichte und APA-Meldungen). Und was mir im Innviertel vor Augen und zu Ohren kam, steht den Vorfällen von Salzburg in Nichts nach.

Nach einer langen und heißen Autofahrt kommt man beim Auswärtssektor des Rieder Stadion an. Wie meistens gibt es irgendwelche Diskussionen, weil dies und jenes nach Meinung der Verantwortlichen verboten sei. Das Choreographiematerial sei unter Umständen brennbar, so die Meinung dieser Herrn. So schlage ich für die Zukunft vor, wir gehen alle nackt ins Stadion, denn unsere Kleidung könnte auch Feuer fangen!
Selbst mit einer Akkreditierung wird man nicht freundlicher empfangen. Gut, ich brauche mit denen ja kein Bier trinken! So lässt man das über sich ergehen und genießt dann eine gute und scharfe Rieder Burenwurst und einen guten Radler (ganz im Gegensatz zum Catering der Olympiaworld).

Gutes Spiel und tolle Stimmung

Im Sektor war eigentlich alles „paletti“, obwohl man seine Choreographie nicht mitnehmen durfte und angebliche Linzer Fans von der Polizei im Vorfeld eingekesselt worden sind. Warum eigentlich?
Im Sektor herrschte zunächst ausgezeichnete Stimmung. Das Spiel beider Mannschaften war sehr flott und machte auch gute Laune – besonders nach unserem 1:0. Es schien so, als könnten die Unseren den Innviertlern ihre Jubiläumspartie gehörig vermiesen. Aber eine schwächere Phase zu Beginn der zweiten Halbzeit kostete dem FCW das Überholmanöver. Wie schon so oft in dieser Saison! Aber im überschaubaren Auswärtssektor herrschte nach wie vor überraschend gute Stimmung unter unseren Schwarz-Grünen. Bis zur Achtzigsten Minute…

Nur mehr zum Kopf-Schütteln

Wie schon in der Stellungnahme der Fanarbeit Innsbruck zu lesen, gab es in dieser Zeit am WC einen Vorfall. Mittlerweile lief das Spiel mit den weit besseren Chancen unserer „Mander“ zu Ende. Es blieb beim 1:1 und der sehr schwache Schiedsrichter beendete die Partie. Beim Abgang von der Tribüne blieb einem der Mund offen. Etwa 100 bis 150 Fans standen ebenso vielen Uniformierten gegenüber. Wehe dem, der ein Handy oder eine Kamera in der Hand hielt. Man darf selbst überwacht werden, aber nicht in den Verdacht kommen, etwas aufgenommen zu haben.
Warum immer wieder junge Burschen in den Schwitzkasten genommen wurden, zu zweit oder von noch mehr vermummten Uniformierten auf unsanfteste Weise abgeführt wurden, entzieht sich meiner Kenntnis. Wegen ungehörigem Verhalten seitens der Fans kann es nicht gewesen sein! Ich hatte jedoch den Eindruck einer wahren Treibjagd. Und warum dabei ein Ton an den Tag gelegt wird, der jeder Beschreibung spottet, werde ich wohl nie begreifen.

Aggression statt Deeskalation

Man glaubt es kaum, was man da sieht und hört. Bürgerrechte werden mit Füßen getreten! Aber es geschieht und das jetzt immer öfter. Was den Festgenommenen im stillen Kämmerlein widerfahren ist, werde ich hier nicht wiedergeben. Es hat aber mit einem Rechtsstaat ganz sicher nichts zu tun! Ich sehe keinen Sinn in dem Ganzen. Es dreht sich nur alles im Kreis. Selbst die szenekundigen Beamten (SKB) zeigen sich über das allgemeine Vorgehen einiger ihrer Kollegen  verwundert und fassungslos. Aber irgendwie stehen diese Herren zwischen drin. Wollen sie vermitteln, werden sie von den Kollegen gefragt, auf welcher Seite sie stehen. Und von so manchem Fan werden sie als „Verpetzer“ angesehen, wenn es zu Meldeauflagen oder sonstigem kommt. Nichts ahnend davon, dass solche Auflagen nur von der Behörde ausgestellt werden!

Es tut mir leid, dass das Sportliche immer mehr in den Hintergrund rückt. Man ist eigentlich richtig hilflos. Zurückhaltung und Deeskalation würde uns so manchen Stress ersparen. Ich würde gerne meinen Sechziger auch noch in Schwarz-Grün feiern dürfen. Vernunft ist auch bei so manchem Fußballfan gefragt. Denn Zurückhaltung ist oft besser, als für einen „Schmarrn“ zahlen.

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Autor: Rudolf Tilg

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