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Der Wacker, die Rapid, das Zahlenspiel

Das letzte Saisonspiel steht vor der Tür und der FC Wacker Innsbruck verabschiedet sich in Wien Hütteldorf von seinen mitgereisten Fans. Grund genug um dem Gegner aus der Wiener Vorstadt ein wenig auf die Füße zu schauen und die gemeinsamen Aufeinandertreffen Revue passieren zu lassen.

Ferien und Serien

Am Donnerstag ist Feiertag. Christi Himmelfahrt. Für die treuen schwarz-grünen Fans ist auch Feiertag. Wien-Fahrt. Zum 142. Mal trifft der FC Wacker Innsbruck in der höchsten österreichischen Spielklasse auf den SK Rapid Wien. 39 Spiele wurden dabei gewonnen, 5 mal in Serie sogar zwischen dem 24. März 1990 und dem 30. März 1991. 58mal hat die Innsbrucker Mannschaft gegen die Hütteldorfer verloren, zwischen dem 2. Oktober 1993 und dem 8. April 1995 freuten sich die Grün-Weißen besonders auf die Tiroler, lieferten sie doch stets brav alle Punkte beim Gegner ab. Diese Phase war nebenbei auch der Beginn des wohl traurigsten schwarz-grün-weißen Kapitels: sämtliche Spiele der 6 (in Worten: sechs) Saisonen 1993/94 bis 1998/99 bedeuten für die Wiener Vorstädter einen Punktezuwachs, kein einziges Spiel konnte von den Mannen vom Tivoli gewonnen werden. Keines! Dagegen fühlen sich die vier sieglosen Saisonen zwischen 2004 und 2008 geradezu erholsam an, auch wenn hier die Wackerista noch länger auf einen Sieg warten mussten. Klingt paradox, ist aber so. Durch die Jahre in den unteren Spielklassen bekam man Rapid zeitweilig nur im Fernsehen zu sehen, und so wartete man vom 20. April 2002 bis zum 19. Juli 2010 – was da passierte, das muss man wohl keinem Schwarz-Grünen erzählen, die Tore von Schreter (2), Koch und Löffler hat wohl jeder noch vor Augen. In der langen Durststrecke bis zu diesem 4:0 waren für die Kampfmannschaft des FC Wacker Innsbruck allerdings nicht einmal die Amateure aus dem 14. Wiener Gemeindebezirk schlagbar, im Cup verabschiedete man sich in Runde eins mit 2:1, das Tor für Innsbruck erzielte Hannes Aigner, für Rapid traf unter anderem ein gewisser Rene Gartler. Apropos Cup: 1976 traf man in Semifinale und Finale des ÖFB-Pokalbewerbs auf „die“ Rapid. Gut, die eine kam aus Osttirol, dafür holte sich die andere den Pokal.
Was man daraus für das Spiel am Donnerstag ableiten kann, fragen Sie? Nix, ich wollt’s nur mal erwähnen.

Wurst…

Aber zurück zur aktuellen Spielzeit: Wer Donnerstag gewinnt, ist im direkten Saisonduell der Sieger. Einer 3:0-Niederlage zu Beginn folgte ein torloses Unentschieden. Die zwei Tore von Marcel Schreter führten zum 2:1 Sieg gegen den österreichischen Rekordmeister, der seit Beginn einer gesamtösterreichischen Meisterschaft weniger Titel sammeln konnte als sein großer Konkurrent vom Verteilerkreis. Tja, so ist die Alpenrepublik. Für den steirischen Alpenrepublikaner Georg Harding ist die Partie gegen seinen Ex-Club nebenbei das letzte Spiel in Schwarz-Grün, auch Miran Burgic kann nach dem Match den Urlaub in seiner Heimat Spodnja Štajerska/Untersteiermark genießen. Unser Slowene hat in seinen sieben Spielen gegen Rapid zwei Tore geschossen, gegen keine andere österreichische Mannschaft hat er öfter getroffen. Die Untersteiermark andererseits bildet ja mit der Krain den Hauptteil Sloweniens. Die Krain gehörte übrigens bis 1918 ebenfalls zur Steiermark, in den 1980ern wurde in deren Hauptstadt Graz die Käsekrainer erfunden, die wohl so mancher Wien-Reisende vor Ort verspeisen wird (übrigens, nicht versuchen, eine Eitrige zu bestellen, als Tiroler kommt das oft nicht so gut). Um die Wurst geht es im letzten Spiel der Saison für keine der beiden Mannschaften mehr, denn die Penzinger sind fix Vizemeister, Wacker fix Sechster oder Siebenter. Über die ganze Saison gesehen stand der Tiroler Traditionsverein kein einziges Mal besser in der Tabelle als sein Wiener Lieblingsgegner, auch in der Europacup-Zone lag man nur bis Runde 2. Dass die Wiener gemäß der „Wahren Tabelle“ als Fünftplatzierte auch nicht Europa-League spielen dürften, nehmen sie wohl mit Humor. Nur nennen sie das Ganze halt wahrscheinlich Schmäh, auch wenn sie nur ein billiges Scherzerl machen. Zum Scherzl sagt man in Hütteldorf aber Buggl, den man sich zur Eitrigen bestellt – wie komm ich jetzt wieder zum Spiel zurück…?

…und Durst

Mit dem 16er-Blech vielleicht (um auch die letzten Klischees des Wiener Dialekts abzugrasen). Das 16er-Blech meint nicht die Stärke eines Metallstücks, das man zum Ausbau des mit 18.442 Zuschauern limitierten St. Hanappi verwenden könnte, sondern die Dose jenes Biersponsors der Rapidler, der nach dem 16. Wiener-Gemeindebezirk benannt ist: Ottakringer. Aus Ottakring kam auch Josef „Pepi, der Tank“ Uridil, grün-weiße Spieler- und Trainerlegende. Apropos legendär und Stadion: legendär war auch die Eröffnung des Tivoli-Stadions, welche ja nicht von Wacker Innsbruck bestritten wurde, sondern von Rapid Wien, die Nimes Olympique mit 5:1 aus dem Areal ballerten. Sehr zur Freude der 17.000 begeisterten Tiroler, die daraufhin wohl das ein oder andere Adam-Bräu verzehrten. Bieraffine Tivolibesucher wissen, das aktuelle Bier kommt von Kaiser. Der Kaiser selig ließ seinerzeit durch Hütteldorf eine Bahnstrecke bauen, die am Feiertag so manchen Westösterreicher in seine Hauptstadt bringen wird, wo er seinen Schwarz-Grünen die Daumen halten wird. Ist auch dringend notwendig, denn Rapid erhielt diese Saison um 13 Tore weniger als der westlichste Verein der Liga, und scorte gleichzeitig 14mal öfter als Wacker, in Halbzeit zwei sogar 17mal öfter. Da heißt es also nicht nur eine Rapidviertelstunde zu überstehen. Aufpassen muss man insbesondere auf Steffen Hoffmann (11 Assists) und die Torschützen Atdhe Nuhiu (8), Deni Alar (7) und Guido Burgstaller (7). Werte, die nur unser Kärntner Christopher Wernitznig (8) kontern kann. Kein Wunder also, dass Rapid auf durchschnittlich 16.365 Zuschauer vertraut, die ordentlich Stimmung machen werden. Eine Stimmung, die schon Elias Canetti in seinem Werk „Masse und Macht“ beschrieb. Ohne Massen ging aber das erste Saisonspiel der Hütteldorfer vonstatten, der Geist des Griechen in Sandalen schwebte noch über dem Weststadion, die Ränge waren leer. Hoffen wir, dass, wenn sich am Feiertag die Sitze leeren, Rapid die Saison mit einer Pleite griechischen Ausmaßes beschlossen hat, und Massen begeisterter Wackerianer den Tag mächtig feiern können.

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Autor: Stefan Weis

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