„Wir können mit dem Saisonverlauf zufrieden sein“
Kurz vor dem letzten Spiel der Saison bat das tivoli12 magazin Sportdirektor Oliver Prudlo vor die Kamera. Die Themen des Interviews liegen auf der Hand. Natürlich beleuchten wir die vergangene Saison der Kampfmannschaft und die restlichen Aufgabengebiete des Sportdirektors kommen zur Sprache.
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Oliver, danke, dass du dir Zeit für das Interview nimmst!
Oliver Prudlo: Immer gern!
Kommen wir gleich zur Saisonbilanz. Dein Aufgabengebiet umfasst die Kampfmannschaft, Wacker Innsbruck II und den Nachwuchs. Zunächst zur Kampfmannschaft: Wir haben 35 Spiele hinter uns und stehen auf Tabellenplatz sieben. Wir haben mit zehn Siegen, zehn Niederlagen und 15 Unentschieden eine ausgeglichene Bilanz. Wie siehst du die komplette Saison?
Oliver Prudlo: Lassen wir die Saison kurz Revue passieren. Im ersten Meisterschaftsviertel haben wir nicht so viele Punkte sammeln können. Wir hatten zu viele Unentschieden und konnten in den ersten neun Runden nur acht Punkte einfahren. Damit waren wir klarer Weise nicht zufrieden. Im zweiten und dritten Meisterschaftsviertel ist es aber stark aufwärts gegangen und wir haben uns an die vorderen Plätze heranarbeiten können. Bis zum Schluss gelang es uns, in Schlagdistanz zu den Europacup-Plätzen zu bleiben. Letztendlich gelang es uns nicht, über diese Schlagdistanz hinauszukommen. Jetzt kann man sagen, wir sind enttäuscht, weil wir es nicht geschafft haben. Allerdings war es vor der Saison nicht zu erwarten, dass wir so lange dranbleiben können. Natürlich willst du es dann immer erreichen und wenn du es dann nicht schaffst, bleibt immer ein negatives Gefühl zurück. Wenn man es ganz rational betrachtet, war unser Ziel, uns möglichst schnell von den hinteren Plätzen zu verabschieden und nicht in den Abstiegsstrudel hineinzugeraten. Das ist uns absolut gelungen. Dass wir dann so lange an den Europacup-Plätzen dran bleiben konnten, hatte sicher auch mit dem speziellen Saisonverlauf der gesamten Liga zu tun. Nichtsdestotrotz denke ich, dass wir insgesamt mit dem Saisonverlauf zufrieden sein können.
Unterhält man sich mit Fußballexperten erfährt man immer wieder, dass die zweite Saison nach dem Aufstieg immer die schwierigste ist. Wir waren nach dem ersten Viertel Achter, nach dem zweiten Fünfter, nach dem dritten sogar Dritter. Leider hat sich das nicht auf den Tabellenplatz der Gesamttabelle ausgewirkt. Jetzt im vierten Viertel mit noch einem ausständigen Spiel sind wir Siebter. Wie kannst du dir das erklären, dass es am Anfang immer kontinuierlich nach oben gegangen ist und dann mit einem Knick nach unten?
Oliver Prudlo: So wie die gesamte Saison gelaufen ist, gab es sehr viele enge Partien. Oft haben nur Kleinigkeiten darüber entschieden, ob du gewonnen hast, einen Punkt geholt hast oder verloren hast. Manchmal ist es uns gelungen, das Glück besser zu erzwingen. Gerade im Herbst ist es uns ein paar Mal gar nicht gelungen und wir haben späte Gegentore bekommen. Wir waren jetzt noch in Reichweite zu Ried und Sturm und es wäre vielleicht noch möglich gewesen, den einen oder anderen Platz nach vorne zu kommen. Letztendlich sind wir aber da gelandet, wo wir auf Grund unserer Möglichkeiten hingehören.
Du sprichst es an, wir waren immer in Schlagdistanz. Immer wenn wir aber ausgeholt haben, nach vorne zu kommen, hat es dann nicht ganz gereicht. Warum?
Oliver Prudlo: Das ist eine gute Frage, die man wahrscheinlich nicht ganz eindeutig beantworten kann. Wir waren einige Male knapp dran, haben uns hingekämpft und das Ziel vor Augen gehabt und es dann nicht geschafft. Vielleicht fehlte uns einfach die Coolness und wir waren zu sehr von der Möglichkeit beeindruckt, es schaffen zu können.
Schaut man sich das ganze Jahr noch einmal ein, fallen einem zwei Dinge auf. Zum einen die unglaublich vielen Unentschieden und zum anderen, dass es dem FC Wacker Innsbruck kein einziges Mal gelungen ist, ein Spiel zu drehen.
Oliver Prudlo: Ja, das ist interessant. Eine Stärke dieser Mannschaft ist eine gewisse Grundordnung, die sie auf dem Platz umsetzt und ein taktisches Grundkonzept, das die Mannschaft kann und das dazu führt, dass die Mannschaft kompakt steht und wenig Gegentore bekommt. Wenn sie diese Grundordnung verliert, kann es eine Klatsche geben – das haben wir in dieser Saison auch erlebt. Wenn sie aber funktioniert, tun sich alle Mannschaften sehr schwer gegen uns. Umgekehrt waren wir auch, das sieht man an der Anzahl der Tore, im Spiel nach vorne begrenzt. Dadurch war auch die Möglichkeit, Spiele zu drehen, begrenzt. Ich kenne keine Statistik, aber ich glaub aus dem Bauch heraus, dass in der ganzen Liga wenige Spiele gedreht worden sind. Wenn eine Mannschaft geführt hat, war es zumeist schon die halbe Miete.
Das stimmt – das führt uns zur nächsten Frage: Vor allem in der Winterpause und kurz danach gab es große Diskussionen über das Niveau der Liga. Kannst du uns kurz deine Einschätzungen geben und an welchen Parametern hängst du es auf?
Oliver Prudlo: Ich glaube das war im Laufe der Herbstsaison noch kein großes Thema. Es ist dann losgegangen im Frühjahr, wo man öfters den Eindruck hatte, es war ein „Grottenkick“ und total fad. Da soll man nicht nach Ausreden suchen, es waren wirklich sehr schlechte Spiele dabei. Aber es war natürlich auch so, dass die Plätze nach dem harten Winter in einem katastrophalen Zustand waren. Es ist aber auch so, dass in unserer Liga herausragende Offensivspieler und Akteure, die ein Spiel eins gegen eins entscheiden können, kaum vorhanden sind. Nehmen wir einmal das Beispiel Austria Wien, die die Abgänge von Barazite und Junucovic nicht kompensieren konnten. Das ist vielleicht Folge einer Entwicklung, die ja auch gefordert wurde, nämlich, dass möglichst viele Spieler ins Ausland in starke Ligen wechseln. Jetzt haben wir extrem viele Spieler dort, ich glaube so viele wie noch nie. Vielleicht ist auch das eine Folgeerscheinung davon. Ich glaube aber, in den letzten eineinhalb Monaten ist das Niveau wieder wesentlich besser geworden. Ich möchte aber auch das UEFA-Ranking dagegen halten. Da sind wir unter den ersten 15. So schlecht kann das Niveau also nicht sein. Es spielen viele Mannschaften in einer sehr kompakten Grundausrichtung und halten die Ordnung ein. Was fehlt sind Spieler mit Genieplätzen. Da gibt es nicht viele in Österreich, das ist so.
Kann man solche Spieler überhaupt in unsere Liga bringen?
Oliver Prudlo: Das ist schwer, es ist auch eine wirtschaftliche Frage. Ein Spieler, der so einer wäre, ist zum Beispiel Momo Ildiz, der allerdings durch viele Verletzungen zurückgeworfen wurde. Er hat es ein paar Mal aufblitzen lassen, er ist ein anderer Spielertyp wie jene, die aus den Akademien heraus kommen.
Da sind wir schon beim Thema Kaderplanung. Momo und einige mehr werden uns verlassen. Wie schaut es aus? Wie viele Spieler bekommen wir dazu und auf welchen Positionen?
Oliver Prudlo: Wir wissen natürlich, wer uns verlässt. Miran Burgic, Inaki Bea, Momo Ildiz und Georg Harding, bei denen ist es fix. Wir werden einen Stürmer holen müssen und eventuell einen, der im Mittelfeld und in der Innenverteidigung spielen kann. Wir brauchen auch generell noch einen Mittelfeldspieler. Die Zukunft von Thomas Bergmann ist noch ungewiss. Ich weiß noch nicht, wie sich das entwickeln wird. Ich sehe auch noch auf der rechten Verteidigerposition Handlungsbedarf.
Es ist nicht nur Bergmann offen, es könnten auch noch bei Mathias Perktold und Marco Köfler die Optionen gezogen werden. Wie sieht es da aktuell aus?
Oliver Prudlo: Das sind Geschichten, wo wir uns eigentlich schon entschieden haben und in den nächsten ein bis zwei Tagen mit den Spieler reden werden. Natürlich reden wir mit den Spielern zuerst.
Den Medien war zu entnehmen, das Bülent Bilgen eventuell noch eine Variante für die nächste Saison werden kann.
Oliver Prudlo: Wir denken darüber nach. Büli hat sich im Frühjahr bei seinen Einsätzen gut präsentiert. Von ihm weiß man natürlich was er kann und was nicht. Er hat ein gewisses Niveau, er ist ein Bundesligaspieler, ein absoluter Profi. Von dem her ist er schon eine Überlegung wert.
Im nächsten Teil des Interviews beschäftigen wir uns mit Wacker Innsbruck II.