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Sisyphos namens Wacker Innsbruck

Nach dem dritten Meisterschaftsviertel mit erkämpften fünfzehn Punkten lag der schwarz-grüne Traditionsverein zwar noch immer auf dem siebenten Tabellenplatz, aber bei einem sehr guten weiteren Verlauf könnte es sogar noch zu einem internationalen Startplatz für die Jubiläumssaison reichen. Betrug doch der Rückstand auf den nach 27 Runden drittplatzierten Konkurrenten SV Ried nur vier Punkte und die Leistungen im bisherigen Frühjahr waren durchaus ansprechend.

Eigenartiges Phänomen

Zum Auftakt in die letzte Phase der Saison war Wacker Innsbrucks Lieblingsgegner zu Gast im Tivoli. Die abstiegsbedrohten Kapfenberger konnten bisher keinen Zähler gegen Schwarz-Grün erobern. Daran änderte sich nach dem klaren 2:0-Heimsieg trotz eines vergebenen Elfmeters auch nichts. Christopher Wernitznig und Miran Burgic stellten den Erfolg sicher, der den Sprung auf Platz Fünf und nur mehr zwei Punkte Rückstand auf den dritten Rang ermöglichte.
In der nächsten Runde wartete der Titelfavorit in Salzburg. Nach einer torlosen ersten Spielhälfte mussten sich die kämpfenden Wackerianer doch mit einer 0:2-Niederlage abfinden. Chancen waren zwar vorhanden, aber der Ligakrösus zeigte sich an diesem Tag ganz einfach effizienter. So rutschte man in der Tabelle wieder auf den siebenten Platz zurück, auf den jetzt Dritten Austria Wien fehlten nun fünf Zähler.
Im nächsten Auswärtsspiel ging es gegen einen direkten Konkurrenten im „europäischen Traum“. In der Südstadt wartete der starke Aufsteiger Admira, der bisher im Frühjahr ein wenig schwächelte und im Tivoli mit 2:1 besiegt worden war. Bei einem vollen Erfolg würde man punktemäßig vorbeiziehen. In der ersten Spielhälfte brachte Julius Perstaller den FC Wacker Innsbruck in Führung, ein recht umstrittener Elfmeter für die Niederösterreicher brachte den Endstand von 1:1. Die Ausgangsituation veränderte sich dadurch nicht: Platz Sieben, fünf Punkte Rückstand auf den dritten Rang.

Hoffnung und ausgeträumt

Im Heimspiel gegen Wiener Neustadt gab es für die Schwarz-Grünen nur ein Ziel, das drei Punkte hieß. Gegen einen eher defensiv eingestellten Gegner tat man sich zunächst schwer, bis zur Pause fielen keine Tore. Nach Seitenwechsel gelang dem längst dienenden Wackerianer Marcel Schreter nach toller Vorarbeit von Kapitän Tomas Abraham die Führung, die Julius Perstaller kurz darauf ausbaute. Damit blieb man zwar Siebenter, aber dem nächsten Gegner Austria Wien, gleichzeitig Tabellendritter, rückten die Innsbrucker bis auf zwei Punkte auf „den Pelz“.
Entschlossen gegen die verunsicherten Wiener weiter Boden gutzumachen, stand es nach den ersten 45 Minuten am Verteilerkreis torlos. Bald nach Beginn der zweiten Spielhälfte gab es einen Freistoß für Wacker Innsbruck. Marcel Schreter trat an, Torhüter und Stange verhinderten die wackere Führung. Wenig später gelang den Veilchen das erste Tor, am Ende verlor man bitter mit drei Gegentreffern. Damit lag Wacker Innsbruck weiterhin am siebenten Tabellenplatz, der Rückstand auf Rang Drei wuchs wieder auf fünf Punkte an.
Die „letzte“ Chance galt es nun zu nutzen. Mit dem SV Mattersburg gastierte ein Team, das in den letzten Runden kaum etwas zu bestellen hatte. An den etwas glücklichen 1:0-Auswärtserfolg im Burgenland Anfang März erinnerten sich die Wackerspieler gerne. Motiviert und mit einer sehr offensiv ausgerichteten Aufstellung wurde der Kampf begonnen. Doch kaum war das Match angepfiffen, stand es 1:0 für die Gäste. Danach erarbeiteten sich die Schwarz-Grünen Chancen, nur wollte der Ball aus den unterschiedlichsten Gründen nicht in das gegnerische Tor. Stattdessen spielte Mattersburg geschickt auf Konter, individuelle Fehler auf Seiten der Innsbrucker kamen dazu und so kassierte man bis knapp vor dem Halbzeitpfiff drei Treffer, ehe ein winzige Hoffnung aufkeimte, als Christopher Wernitznig ein Tor gelang. Doch nach 80 Spielminuten gab es im Tivoli blankes Entsetzen: 1:5 leuchtete die Anzeigetafel bedrohlich. Mit Kampfgeist und der nachlassenden Konzentration der Gäste konnten Tomas Abraham und nochmals „Wuschi“ zwei Tore aufholen. In der Nachspielzeit stachen aber die Burgenländer zum sechsten Mal in die wackeren Wunden. So endeten die Träume von einem internationalen Startplatz.

Versöhnung und Ausklang

Der sechsfache Stachel saß tief: Ob man in der Keine-Sorgen-Arena der SV Ried den geknickten Kopf erheben konnte, war fraglich, denn in der laufenden Saison hatten die Wackerspieler gegen die Innviertler noch kein Tor erzielt. Bei ihrer Ehre gepackt, war man von Beginn an entschlossen, dies zu ändern. Mit viel Elan und gefälligen Kombinationen wurde die Feierlaune (SV Ried ist dieses Jahr 100) gestört und nach toller Vorarbeit von Carlos Merino und Daniel Schütz stellte Christopher Wernitznig auf 1:0 für Wacker Innsbruck. Als aktivere Mannschaft freuten sich die Innsbrucker über die Pausenführung. In der zweiten Hälfte gelang den jetzt offensiveren Riedern der Ausgleich, Chancen zum Sieg fanden noch beide Teams vor, vor allem hätte Bülent Bilgen fast seinen zweiten Bundesligatreffer erzielt, jedoch hatte der Torpfosten etwas dagegen.
Zum letzten Heimspiel kam der längst entthronte Meister Sturm Graz ins Tivoli, wobei es für beide um eigentlich nichts mehr ging. Vor Spielbeginn wurden Inaki Bea, Miran Burgic, Georg Harding und Rapid-Leihgabe Momo Ildiz verabschiedet, da sie nächste Saison nicht mehr dem schwarz-grünen Kader angehören werden. Unsere Mannschaft erwischte einen tollen Start: Das wackere Urgestein Marcel Schreter erzielte seinen vierten Treffer im Frühjahr. Doch statt gegen den nicht in Hochform agierenden Noch-Meister weiterhin aufs Tempo zu drücken, fiel man wie schon oft in dieser Saison in alte Verhaltensmuster zurück. Chancen gab es für beide Teams noch vor dem Seitenwechsel. Eine Viertelstunde vor Schluss glich Sturm Graz aus, allerdings versuchten unsere Spieler doch noch einen Sieg zu erreichen. Die mangelnde Chancenauswertung verhinderte dies leider.
Letzter Gegner war nun der bereits feststehende Vizemeister Rapid. Ein sehr gut gefülltes Stadion erwartete die beiden Teams, die ihre Positionen in der Tabelle weitgehend bezogen hatten. Flott begannen im schönen Gold-Schwarz die Wackerspieler die Partie, hätten sofort in Führung gehen können, aber Martin Svejnoha scheiterte zweimal knapp. Mit Fortdauer der ersten Hälfte kam Rapid besser ins Spiel und ging auch in Führung. Nach dem Seitenwechsel plätscherte das Geschehen dahin, zwingende Möglichkeiten gab es auf beiden Seiten wenige. Kurz vor Ende fiel der zweite Gegentreffer. Der wackere Sturmkämpfer Miran Burgic hätte sich sicherlich zumindest über ein paar Einsatzminuten gefreut, wenn er schon das letzte Heimspiel, durch eine Sperre bedingt, nur als Zuschauer erleben musste. So heißt es weiterhin auf einen Auswärtserfolg in Hütteldorf warten.

Rück- und Ausblick

Mit neun Punkten im letzten Meisterschaftsviertel konnte man keine Rangverbesserung in der Tabelle erzielen und erkämpft mit insgesamt 45 Zählern in der schwierigen zweiten Bundesligasaison den siebenten Platz. Der letzte Abschnitt war irgendwie ein Spiegelbild der gesamten Saison: ein Auf und Ab, ein Verkleinern und dann ein Vergrößern des Punkterückstandes auf die vorderen Tabellenplätze. Trotz so mancher bitteren Heimniederlage, knapp und in letzter Sekunde verlorener Spiele gab es auch erfreuliche Aspekte, wie die Heimsiege gegen den regierenden Meister Sturm Graz im Herbst, gegen Rapid im Frühjahr und neben Meister Salzburg gelangen nur unserem Team vier volle Erfolge gegen Kapfenberg, das bald in Abstiegsgefahr geraten, nicht mit einer sehr offensiven Spielweise glänzte.
Da noch nicht alle Personalentscheidungen für den noch aktuellen Kader getroffen sind, ist es ein wenig schwierig Bilanz zu ziehen. Aber die beiden Torhüter Szabolcz Safar und Markus Egger standen für Sicherheit im wackeren Tor, U21-Nationalteamspiler Daniel Schütz ließ in seiner allerersten Bundesligasaison immer wieder sein Talent aufblitzen und Peter Hackmair war bis zu seiner neuerlichen schweren Verletzung eine Bereicherung für das wackere Mittelfeld. Einzig Mathias Perktold kam zu minimalen Einsatzminuten. Kurz „höchste Luft schnuppern“ durfte auch Sascha Wörgetter, der im Herbst noch ausschließlich dem Fohlenteam angehörte.
Bedenklich stimmt, dass in keiner einzigen Partie ein Rückstand in einen vollen Erfolg umgewandelt werden konnte und darüber sollten alle Beteiligten mehr als einen Gedanken in der recht kurzen Pause bis 11. Juni „verschwenden“.

So bleibt der Mannschaft nur noch eine gute Erholung zu wünschen und der sportlichen Leitung ein geschicktes Händchen bei der Zusammenstellung des Kaders für die dritte Bundesligasaison seit dem Wiederaufstieg. Die kommende Spielzeit ist mit dem 100-Jahr-Jubiläum eine ganz besondere für den FC Wacker Innsbruck. Lasst sie uns gemeinsam feiern!

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Autor: Heidi Roznovsky

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