„Das geht jetzt nicht mehr so“
Nach den Themenbereichen Kampfmannschaft und Wacker Innsbruck II widmen sich Sportdirektor Oliver Prudlo und Nachwuchsleiter Robert Schmutzer der Bilanz des Nachwuchs.
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Olli, kommen wir zum nächsten Bereich, der in deine Verantwortung fällt: der Nachwuchsbereich. Du hast dir Verstärkung geholt, den Nachwuchsleiter Robert Schmutzer, der seit heuer neu da ist. Wie seht ihr die Bilanz des Nachwuchses? Wenn man sich die Tabellensituation und die Ergebnisse anschaut, dann kommt man zu recht überwältigenden Zahlen.
Schmutzer: Tja, nächstes Jahr werden wir wahrscheinlich mit zwei Jahrgängen höher springen bzw. mit den Mannschaften, mit denen es sich ausgeht, in denen wir genug Spieler haben, und wir werden die Besseren wieder mehr fördern müssen. Wir haben auch jetzt schon probiert, gute Spieler vom Jahrgang nach oben zu schieben, aber dieses Jahr haben wir andere Prioritäten gehabt. Da ist es um sportpolitische Geschichten gegangen, dass man eine gute Zusammenarbeit mit dem TFV hat, dass man das einmal auf die Reihe bekommt.
Prudlo: Ich muss dazu sagen, wenn ich vom vergangenen Jahr eine kurze Bilanz ziehen darf: Was für mich ganz auffallend war, dass sich die Zusammenarbeit mit dem TFV seit dem Sommer 2011 noch ein Stück weiter verbessert hat. Wir haben auch eine Vereinbarung unterschrieben, in welcher genau festgehalten wird, wie die Abstellungs-Modalitäten im Bereich LAZ-Vorstufe und LAZ sind. Das war ja doch ein Thema, das in der Vergangenheit immer wieder zu Reibung geführt hat, weil es zwei eigenständige Institutionen sind, und da kann es halt das ein oder andere Mal Meinungsverschiedenheiten geben, was der beste Weg ist. Letztlich müssen wir den besten Weg für den Tiroler Nachwuchs finden, und ich glaube, dass sich da im letzen Jahr schon einiges Positives getan hat.
Aktuell schaut es so aus, dass die U11, U12 und U15 Tabellenführer sind, die U13 ist mit 3 Punkten Rückstand Zweiter. Diese Zahlen sind unglaublich gut. Wessen Erfolg ist das?
Schmutzer: Der der Trainer und der Jungs, ganz einfach. Und natürlich auch der Eltern, die uns dabei unterstützen, indem sie uns selbst ihre Manpower zur Verfügung stellen, damit wir zu den Turnieren kommen mit ihren Tagesfahrten. Aber hauptsächlich die der Trainer.
Du hast es bereits angesprochen, mit einigen Jahrgängen höher zu spielen wäre vielleicht klug, wenn man sich das genauer anschaut. Die U12 ist Erster mit einem Torverhältnis von 150:5 nach 15 Spielen, die U11 196:1 – wirklich sinnvoll ist das nicht.
Schmutzer: Nein, das ist nicht wirklich sinnvoll. Aber man muss sich überlegen, wir sind ja immer gedeckelt im Nachwuchs. Die U15 ist die älteste Mannschaft, die wir haben, weil man ja nie mehr machen hat dürfen. Das wird jetzt in der kommenden Saison anders sein, wir werden eine U17 oder U18 machen, je nachdem, was es für eine Meisterschaft geben wird. Mir wäre eine U17 lieber, weil das wieder näher zu den Amateuren kommt und wir die derzeitigen U15-Spieler einsetzen können. Da gibt es genügend Jungs, die sich bereits gemeldet haben, die gerne dabei wären, und vor allem die ich letztes Jahr habe schicken müssen, weil wir das nicht gehabt haben. Die kommen zum größten Teil wieder retour.
Du hast bereits die Fahrten zu den Turnieren angesprochen. Mit internationalen Turnieren schaut es im Gegensatz zu den letzten Jahren eher schlechter aus.
Schmutzer: Das stimmt so nicht. Die U11 z.B. ist gestern von Friaul zurückgekommen. Die U10 und U12 waren letzte Woche in Florenz, die U15 war in Ahlen. Also, wir fahren genug zu Turnieren. Man muss auch immer denken: auch die Trainer haben ein Familienleben, und ich habe von vielen bereits gehört: „Fahren wir bitte nicht zuviel!“. Wir suchen uns die Turniere einfach aus, da fahren wir dann hin und präsentieren den Verein gut.
Du hast jetzt ein paar Turniere aufgezählt. Wie waren die Ergebnisse?
Schmutzer: Das passt. Der Aschi [Christoph Aschenwald, Trainer der U11, Anm.] ist gestern mit seiner Mannschaft Sechster geworden, wobei nur ein Spiel verloren wurde.
Wie schauen wir im internationalen Vergleich aus?
Schmutzer: Gut! Wir haben in einigen Altersklassen auch gegen den Nachwuchs von Bayern gewonnen. Aber unser Ziel ist vordergründig, dass wir die Burschen fördern und fordern, und einzelne Spieler formen.
Wenn man sich im Nachwuchs etwas umhört, dann herrscht da offensichtlich eine ziemliche Unzufriedenheit. Woran glaubst du liegt das?
Schmutzer: Das ist ganz einfach: Weil ich einfach eine neue Struktur hineingebracht habe, und da ist nicht mehr alles möglich. Wobei ich sagen muss, beide ehemaligen Nachwuchsleiter Christian Stoff und Christoph Aschenwald unterstützen mich dabei sehr und finden das eigentlich gut. Ich weiß nicht, woher das kommen soll… Vielleicht von Trainern, denen man sagen musste: „Das geht jetzt nicht mehr so, wie es früher gegangen ist.“, aber das ist eigentlich kein Problem.
Wie schaut der nationale Vergleich aus? Ich weiß, dass man zumindest in der vergangenen Saison den Vergleich mit anderen Bundesligisten gesucht und gefunden hat. Wie schaut das in dieser Saison aus?
Schmutzer: Wir haben öfters Anfragen, dass Vereine zu uns kommen wollen oder wir zu ihnen kommen, das ist wie ein kleines Turnier. Das Problem dabei ist: ich habe ein Budget, und mit dem muss ich auskommen, drüber gehe ich nicht. Wir wissen, wir haben die Lizenzierung jetzt zum ersten Mal seit ich weiß nicht wann im ersten Anlauf erhalten, und da fällt eben auch so etwas dazu.
Wie hoch ist das Budget aktuell?
Schmutzer: Das ist Sache der Geschäftsführung
Der Verein muss ja immer und überall sparen. Ist im Nachwuchs auch etwas eingespart worden?
Schmutzer: Wir haben sicherlich weniger Ausgaben, dass das Budget passt, wir im Rahmen bleiben. Nur, das ist eine Vorgabe gewesen, die ich bekommen habe, als ich angefangen habe, und an die werden wir uns sicher halten. Wichtig ist mir dabei, dass die Qualität nicht abnimmt, und wir haben auch nichts an Qualität verloren. Mir wäre z. B. wichtig, dass ihr darüber berichtet, dass wir in der U15 einen Alexander Hauser als Co-Trainer haben, einen aktuellen Profi, als Tormanntrainer Szabolcs Safar und Fabian Schumacher seit Winter. Das sind so Sachen, die ich nie sehe, und da würde es mir extrem taugen, das zu verlautbaren.
Prudlo: Ich denke, das muss ja auch für die Motivation für die Jungs total toll sein, wenn den Szabolcs Safar oder den Alex Hauser am Tag davor noch im Fernsehen siehst, das ist einfach eine gute Geschichte.
Schmutzer: Thomas Grumser ist bei der U9… das sind schon tolle Sachen.
Es gibt ja sehr viele Abstellungen ins LAZ, wo du ja auch tätig bist. Das führt offensichtlich zu manchen Engpässen im geordneten Trainingsablauf in unserem Verein. Wie siehst du das?
Schmutzer: Das stimmt überhaupt nicht, das ist ein Kommunikationsproblem, weil es am Anfang sicher so war. Inzwischen funktioniert es bei den Mannschaften, die das LAZ betreffen (U13, U15), sehr gut. Beim Vor-LAZ ist es inzwischen auch so, dass es funktioniert, es gibt nur vereinzelt Probleme. Wir haben zum Beispiel in der Vereinbarung drinnen stehen, dass die Spieler jeweils zweimal beim FC Wacker Innsbruck und beim Vor-LAZ trainieren können. Das hat es vorher nicht gegeben und ist also perfekt. Wir haben sogar Einzel-Ausnahmen beim LAZ.
Am Weg hierher bin ich bei unserem „Trainings-Ground“ vorbeigekommen in der Wiesengasse B. Der ist in einem erbärmlichen Zustand. Dagegen war ja der Rasen im Tivoli Stadion, der gerade ausgetauscht wurde, ein Golf-Green. Wo hapert es da?
Schmutzer: Das weiß ich nicht, ich bin sicher nicht zuständig für die Instandhaltung von Fußballplätzen. Das ist eine Sache der Stadt. Wir spielen unsere Heimspiele im Frühjahr, wie abgesprochen ist, in Hatting. Da ist der Platz super beisammen und die Verletzungsgefahr nicht so groß.
Das heißt, der Nachwuchs des FC Wacker Innsbruck muss nach Hatting ausweichen?
Schmutzer: Nein, wir müssen nicht, das machen wir freiwillig, aber es macht halt wahrscheinlich so mehr Sinn.
Naja, es ist sicher nicht so günstig, wenn man ein paar Bänderrisse riskieren muss …
Schmutzer: Naja, das betrifft das Training auch und natürlich auch andere Vereine außer uns.
Kann man da von Seiten des FC Wacker Innsbruck auf die Stadt und die Olympiaworld etwas mehr einwirken?
Prudlo: Wenn wir von Seiten des FC Wacker Innsbruck der Meinung sind, dass es einen Missstand gibt oder dass die Trainingsmöglichkeiten nicht so gut sind, wie wir es uns vorstellen, machen wir natürlich schon den Mund auf. Wie es dann aufgenommen wird bzw. umgesetzt wird, ist dann auch wieder eine andere Sache. Wir wissen ja generell, das ist ja kein Geheimnis, dass die Rasenplätze in Innsbruck dünn gesät sind. Aufgrund der geringen Zahl der Plätze und der großen Anzahl an Nachwuchsmannschaften wird es nur schwer möglich sein, die Rasenplätze optimal instand zu halten.
Nach längerer Zeit darf man jetzt ja auch weiter nach oben gehen und eine neue Mannschaft etablieren. Was erhofft man sich davon?
Schmutzer: Das ist eigentlich der direkte Weg zu den Amateuren, wobei man da beachten muss, dass wir auch viele Spieler in die Akademie bringen wollen, weil wir dann einfach mehr Spieler ausbilden können. Es sind also zwei Wege, die dann unseren Amateuren und in die Kampfmannschaft führen können. Und das ist auch das Ziel von allen von uns.
Prudlo: Da möchte ich auch kurz einhacken: Es soll eine ergänzende Schiene sein. Das ist keine Konkurrenz zum Tiroler Fußballverband, der Schiene der Akademie. Im Gegenteil, wir sehen immer wieder bei der Selektion, wenn die Spieler mit 15 in die Akademie kommen, erlebt man immer wieder, dass Spieler nicht hineinkommen, die in etwa gleich gut sind wie jene, die aufgenommen werden. Die Selektion ist nicht leicht, die möchte ich gar nicht machen müssen. Genau diesen Spielern, die den Sprung nicht schaffen, wollen wir mit unserer ergänzenden Schiene die Möglichkeit anbieten weiterhin qualitativ und quantitativ gutes Training zu ermöglichen und möglicherweise über diesen Weg nochmal in die Akademie zurückzufinden oder über diese Schiene den Weg zu Wacker Innsbruck II zu schaffen.
Schmutzer: Wir sprechen dabei über Quereinsteiger in die Akademie.
Es gibt ja bei den meisten Bundesligisten einen Sichtungstag, an dem man sich junge Talente anschaut. Wie ist der Weg der Talente zu unserem Verein?
Schmutzer: Wir versuchen die Kinder bereits in jungen Jahren an unseren Verein zu binden, denn bisher war es oft so, dass wir lediglich Leihspieler ausgebildet haben. Was dem Verein im Nachwuchsbereich schon Kosten schafft, weil man sie ausbildet und wenn man sie wieder holt, muss man sie wieder bezahlen. Das kann es nicht sein. Interessant, dass ein Sichtungstag jetzt angesprochen wird, denn darüber haben wir vo ca. 10 Tagen diskutiert, nur da bräuchten wir auch Medial ein wenig Unterstützung.
Und wenn jetzt aktuell Eltern, die dieses Interview sehen, daran interessiert sind ihre Sprösslinge zum FC Wacker Innsbruck zu bringen, wie ist da der Weg?
Ich bekomme regelmäßig Mails oder Anrufe und verweise die Interessenten an die jeweiligen Trainer der Altersbereiche und informiere diese. Dann gibt es ein so genanntes „Probetraining“ um zu sehen was die Spieler bereits können.