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Ach, du „fade“ fußballlose Zeit!

Was macht so mancher schwarz-grüne Fan während der langweiligen Sommerpause? Man schmiedet Pläne für die nächste Saison. Unser großes Jubiläum steht ja an. Die Vorfreude auf diese Jubiläumssaison ist jetzt schon groß. Man bastelt auch an Fahnen und sonstigem, oder grillt und chillt gemeinsam dem Saisonbeginn entgegen. So mancher aber kann vom „geliebten“ Tivoli und dem Fußball doch nicht lassen. Dazu gab es in der vergangenen Woche öfters die Gelegenheit zu einem Besuch im eigenen Wohnzimmer, das so manchem da aber fremd war.

How do you do?

Was war da los – Schlagerspiel gegen den SK Rapid oder warum waren die Ränge am Tivoli so gut gefüllt? Nein, Länderspiel war angesagt und das ist in Tirol doch eine Seltenheit. Zum letzten Mal war ich gegen die Elfenbeinküste kurz vor der EM 08 bei einem Länderspiel am Tivoli. Unser Nationalteam besiegte Didier Drogba und Co sensationell mit 3:2. Was damals beeindruckt hatte, waren die steilen Tribünen im Oberrang. Innsbruck war schon immer ein guter Boden für das Nationalteam. Am Tivoli war und ist Rot-Weiß-Rot eine Macht.

Das erste von zwei Spielen am Tivoli sahen über 13.000 Leute. Klingt viel, ist aber bei näherer Betrachtung nicht so überragend. Ein Teil der Karten wurde verschenkt und bei weitem nicht jeder Zuschauer war Tiroler. Unsere violetten "Freunde" aus der Mozartstadt bepflasterten die Nordtribüne mit ihren Aufklebern. Das Desinteresse der FCW-Fanszene am Nationalteam manifestierte sich auch durch die Tatsache, dass die "Fetzen" der Salzis nicht gezogen wurden. Die Aufkleber-Kinderei wird sich naturgemäß nicht lange halten. Wahrscheinlich sind die schon längst wieder abgekratzt. Liebe Salzis, wie sagte schon LH Platter – "How do you do?"

Gute Atmosphäre – sehr schwache Stimmung

Und eine rot-weiß-rote Mannschaft durchwegs mit Legionären bestückt, sieht man auch nicht alle Tage. Kurz vor Beginn des Spiels gegen die Ukraine sah alles nach einem tollen „Event“ aus. Aus den Lautsprechern tönte der Radetzkymarsch und tausende rot-weiß-rote Fahnen eines Sponsors wehten im Takt. Dann hallten halbherzige Anfeuerungsrufe und oftmals schwappte die Welle durch das Tivoli. Das Spiel riss die Zuschauer auch nicht von den Sitzen.
Was sich in Hälfte Zwei änderte, aber trotz guter Leistung der Österreicher wurde es im Stadion immer leiser. Erschrocken bin ich nur, wenn jemand im VIP-Bereich gegenüber einen Becher fallen ließ. Dennoch spielte unsere Nationalmannschaft in meinem Stadion, blieb siegreich und ein Spiel ohne den gewohnten Nervenkitzel hat auch was. Ich hab es auf jeden Fall genossen.

Heimatliebe

Zwei Tage später war wieder Zeit für ursprünglichen Fußball. Aus Zeitmangel vernachlässigt man oft seinen Heimatverein. Der FCW geht nun mal vor! KeinSpiel meines FC Wacker Innsbruck am Tivoli oder auswärts, also ist Zeit für den SC Schwaz. Ein echter Schwarz-Grüner kommt natürlich zu spät zum Spiel gegen den FC Kundl. Der erste Weg war der zum Buffet. Bei dieser Hitze war der Durst groß. Bei der Auswahl blieb mir der Mund offen. Da kriegt man alles, was das Herz begehrt. Etwas Kurioses erheiterte die Zuschauer in Schwaz auch noch. Kaum hatte das Spiel Fahrt aufgenommen, spukte die Bewässerungsanlage und erschreckte einen (Kundler) Spieler fast zu Tode. Hab ich auch noch nie gesehen.

Es spielte auch ein Ex-Wackerianer in den Reihen der Schwazer. Daniel Marasek zeigte eine hervorragende Leistung und führte seine Schwazer zum verdienten Sieg. Nach dem Spiel genehmigte man sich am Buffet einen „Siegerramazotti“. Das Schwazer Sportzentrum war einen Besuch wert und wie wir alle wissen, eignet sich diese tolle Anlage auch hervorragend für Innsbrucker Stadtderbys…

Zwei Klassen zu stark

Aber bereits am darauffolgenden Tag war in Wattens Relegation angesagt. Es sollte der große Tag der WSG werden. In der abgelaufenen Meisterschaft ungeschlagen und nur 14 Gegentore erhalten, da musste man den Grün-Weißen aus Wattens doch einiges zutrauen. Fast 3.000 Neugierige sahen das auch so. Das Catering – jamm, jamm: Bratwurst, Schnitzel, Wurstsemmel, Bosna und sonst noch einiges. Stand man in der langen Schlange um ein Essen oder Bier, wartete man keine drei Minuten. Ach, kann die Olympiaworld nicht einmal einen Kurs bei den Schwazern oder den Wattenern machen? Tolles Angebot und motivierte Servicekräfte fehlen der OW wie den Tivoli-Stadiongängern ein annehmbares Catering.

Das Spiel begann mit Pauken und Trompeten! Gute Chancen der Wattener blieben ungenutzt. Die WSG vergab noch dazu einen Elfer. Aber die Tore schossen die Waldviertler. In der zweiten Halbzeit spielten die (Profi)-Buam von Michi Streiter „such´s Balli“ mit den bemitleidenswerten Wattenern. TFV Präsident Geisler dürfte mit dem Publikum zufrieden gewesen sein: brav und mucksmäuschenstill und ab und zu ein Klatschen – so wie er es gerne hat. Der Tiroler Fußballverbands-Präsident reagiert allergisch auf richtige Fußballstimmung. Die Horner feierten dafür schon die gesamte zweite Halbzeit. Weniger zufrieden dürfte Geisler aber mit dem eklatanten Leistungsunterschied zwischen Ost und West sein. Wurden und werden da gar Fehler gemacht?

Zu erwähnen sei noch die geballte Präsenz unseres Traditionsvereins von Ex-Mitarbeitern bei dem Spiel: Kirchler, Wazinger auf der einen Seite und Streiter, Westertaler auf der anderen Trainerbank, sowie zahlreiche Spieler und Trainer mit FCW-Vergangenheit auf den Tribünen und im Kader der WSG. Nach dem 1:5 jubelten aber nur der Gischi und der Much.

Länderspiel die Zweite

Munter ging es tags darauf am Tivoli weiter. Rumänien war zu Gast im „Test“ gegen unsere Nationalmannschaft. Die Stimmung in dem Spiel war auch nicht besser als gegen die Ukraine. Arnautovic und Co spielten aber ausgezeichnet und beide Spiele waren einen Besuch wert. Die Nationalmannschaft blieb am Tivoli auch weiterhin ungeschlagen. Sollte man die WM-Qualifikation gänzlich in Innsbruck spielen?
Stolz darf sich der schwarz-grüne Fan auch fühlen, dass man mit 5000 Leuten mehr Stimmung ins Stadion zaubert, als zuletzt fast dreimal so viele bei den Ländermatches. Eine Welle macht noch lange keinen Sommer!

Ach ja, nicht mal 24 Stunden später stand der TFV Cupsieger fest. Gute Reuttener verloren im Elferkrimi gegen den FC Steidl (Torhüter FCK) aus Kufstein. Dieser Teufelskerl hielt nicht nur seinen FC während der Partie im Rennen, er parierte im entscheidenden Elferschießen glatt dreimal. Und auch dort war die Stimmung nicht gerade überragend, was uns zeigt – ohne den FC Wacker Innsbruck ist in Tirol nicht viel los.

Jetzt hab ich aber genug vom Fußball – bis zum nächsten Testspiel des FCW. Aber halt, jetzt fängt doch schon wieder so ein komisches Turnier an, wo es plötzlich von Fußballfans nur so wimmelt. Die Hunde in der Ukraine werden es ihnen danken…

 

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Autor: Rudolf Tilg

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