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Alle zwei Jahre im Bann einer (Fußball) Großveranstaltung

 

Deutschland, Portugal, Italien oder wieder Spanien – wer sind die Besten in Europa? Längst hat auch den kritischen Fan das drittgrößte Medienereignis der Welt in seinen Bann gezogen. Spannende Spiele auf höchstem Niveau und ein „Wir“-Gefühl beim Public-Viewing erzeugen, was normalerweise unseren Fußball so interessant macht. Es geht um Sport. Man sieht begeisterte Fans und gewinnt den Eindruck, die Europameisterschaft in Polen und der Ukraine ist ein „Event“ für uns Fußballanhänger.

Politik und Wirtschaft wird für vier Wochen ausgeblendet

Wie schon bei der WM in Südafrika vor zwei Jahren wird auch in Polen und der Ukraine Armut, Korruption, politischer Wahnsinn, Arbeitslosigkeit und mangelnde Perspektiven einfach ausgeblendet. Von Krawallen, Ausschreitungen und Demonstrationen wird man bei solch einer Veranstaltung erst recht nichts hören oder lesen. (Dabei konnte man sogar live im Internet verfolgen!). Interessant dabei ist, wenn Fußballfans sonst irgendwo ein Rad umschmeißen, bricht für viele Medien und Reporter der dritte Weltkrieg aus.
Es ist eine geschickte Strategie der UEFA alles Störende auszublenden. Nur Bilder von begeisterten Fans zu zeigen und den Eindruck zu vermitteln, der Fußball und dessen Anhänger seien das Allerwichtigste.

Wer profitiert?

Für die Bevölkerung in Polen und der Ukraine wird am Montag wieder der Alltag einkehren. Und einen Europameister kenne ich jetzt schon: die UEFA!

Man braucht sich nur umschauen im Land. Plötzlich wimmelt es von Spanien- oder Italienfans. Von den Deutschen rede ich nicht, denn die sind das ganze Jahr über „fußballnärrisch“. So ein Turnier fasziniert schon. Aber es blendet auch. Die Leistungsdichte in Europa ist extrem groß. Und nimmt man einmal die enttäuschenden Holländer und eventuell die Iren aus (dafür waren deren Fans einsame Spitze), so sah man bei dieser EM bis jetzt ein Niveau, das mich beeindruckt. Sei es taktisch, oder/und spielerisch. Jetzt werden aber diese Spiele schon mit denen verglichen, welche Woche für Woche am Sonntag um 16 Uhr oder im Pay TV in die österreichischen Wohnzimmer flattern. Dabei, was soll man da vergleichen? Die Spieler aus Deutschland, Portugal, Spanien oder Italien sind sogar mehr Wert, wie die gesamten Mannschaften des FCW samt der Olympiaworld!

Ein Verein – eine Treue

Verwöhnte sogenannte Fußballinteressierte rümpfen beim heimischen Fußball eher die Nase. Aber in der Bibel steht schon „vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“.
Beim heimischen (Klub-) Fußball spielen viele Mannschaften auf demselben Niveau. Die Meisterschaft ist zumeist bis zum Schluss spannend und auch die Stimmung in so manchem heimischen Stadion lässt nicht zu wünschen übrig. Es gibt also keinen Grund das Nationale zu meiden. Und vergleicht man die Preise, so kommt so mancher Ausflug oder eine Schiffsrundfahrt schon bedeutend teurer.

Aber das ist nun einmal der Nachteil an einer spannenden Championleague/Euroleague oder EM und WM. Viele vergleichen und haben mehr als genug Möglichkeiten dazu.  Ohne jedoch zu bedenken, was die Schattenseiten solcher Großveranstaltungen sind und welche Möglichkeiten ein FC Bayern, Manchester, Barcelona oder andere Spitzenvereine besitzen. Es ist unmöglich auf Klubebene mit den Ländern wie Deutschland, Italien, Spanien, England usw. mitzuhalten. Der Österreichische Markt setzt hier enge Grenzen.

Heimischer Fußball als Alternative?

Aber unser Fußball ist nicht so schlecht, wie er scheint. Die Saison 2011/12 blieb (auch für uns) bis zwei Runden vor Schluss extrem spannend. Man hat in unseren Stadien Spaß und unser Fußball ist für jedermann zu leisten. Und über 6000 Zuschauer Im Durchschnitt am Tivoli honorieren das. Ich sehe das Tivoli nicht halbleer. Es ist halbvoll! Sehr viele unserer Anhänger sind dem Verein schon seit Jahrzehnten treu. Ein Verein-ein Leben lang!

Wer alle zwei Jahre einmal ein Großereignis genial findet, sich nur für die Championsleague interessiert und den heimischen Fußball lächerlich findet, verpasst definitiv etwas und braucht sich über das nationale Niveau nicht zu wundern. Für ihn zählt ja nur das Reiche und das Schöne. Vielleicht ein Spiegelbild der Gesellschaft?  Bleibt zu hoffen, dass es unseren Vereinen gelingt, gegen solche Konkurrenz im Flimmerkasten anzukämpfen. Aber nur live ist live!
Man riecht den Rasen, saugt die Atmosphäre ein und bekommt ein ganz anderes Gefühl zu seinem Verein. Und was hat man schon von einem Özil oder Pirlo usw.? Die sind ja so weit weg…

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Autor: Rudolf Tilg

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