Zwischen Monk, Mathematik und schlechten Papierfliegern
Der erste Spieltag der Saison 2012/13 wird am Wochenende über die Bühne gehen. Eine Bundesligasaison, die möglicherweise für den einen oder anderen Akteur im schwarz-grünen Dress richtungsweisend sein könnte. Dazu zählt auch Markus Egger. Aktuell hält der Keeper bei sechs Bundesligaeinsätzen. Der Vertrag der momentanen schwarz-grünen Nummer eins, Scabolzs Safar, läuft nach dieser Saison aus. Es wird sich zeigen, ob Egger schon vorzeitig der Sprung zum neuen Stammtorhüter gelingt. Für den Moment nahm sich Markus Egger die Zeit für ein ausführliches Interview mit dem tivoli12 magazin, wo der Wattener einige private Fragen beantwortete.
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Markus, danke, dass du dir die Zeit nimmst für dieses ausführliche Interview. Die Saison 2012/13 beginnt in wenigen Tagen mit dem Spiel gegen Rapid Wien. Aber nutzen wir heute die Gelegenheit hier vor der Hofburg mit dir ein wenig privat zu plaudern. Und am Anfang soll ein Klassiker unter den Fragen stehen. Wie würdest du dich selbst beschreiben?
Markus Egger: Sportlich oder privat?
Generell.
Markus Egger: Generell. Ich würde sagen, ich bin ein sehr lauter Mensch, ob am Platz oder auch privat. Ich rede gerne, bin sehr kommunikativ. Oft vielleicht ein Klugscheißer, damit wir auch negative Seiten haben. Aber ich würde sagen summa summarum sehr lebensfroh und ich liebe das Leben.
Auf welche Eigenschaft legst du besonders viel wert, was sollten deine Freunde unbedingt von dir wissen?
Markus Egger: Verlässlichkeit.
Als Torhüter brauchst du natürlich die Verlässlichkeit. Hattest du immer schon den Wunsch Torhüter zu werden?
Markus Egger: Ich glaube, ich spiele Fußball, seitdem ich drei Jahre alt bin. Wenn man, so heißt es, im Kingergarten zu sieht, wie trainiert wird, hat es mit Fußball noch nicht so viel zu tun. Der Trainer von damals, mit dem ich noch Kontakt habe, hat zu mir gesagt, ich habe bereits mit drei Jahren die Bälle irgendwie gefangen. Andere haben sich im Tor patschert angestellt. Keine Ahnung. Ich glaube, man hat dies einfach ein bisschen. Ich habe mich stets wohl gefühlt. Wie gesagt, mit drei Jahren macht man sich noch nicht Gedanken, wo gehe ich hin. Vielleicht habe ich es irgendwo im Unterbewusstsein gesehen. Ich weiß noch, wie mich mein Vater in Kindertagen mit nach Wattens genommen hat. Damals hat in der ersten Division Hans-Peter Berger im Wattener Tor gespielt. Er hat mich sehr beeindruckt. Ich bin hinter dem Tor gestanden. Möglicherweise bin ich wegen Hans-Peter Berger Tormann geworden. Man weiß es nicht.
Da bekommt das Lied „Er steht im Tor und ich dahinter“ eine ganz neue Bedeutung. Gibt es, mit Bezug auf das Lied, eine Frau in deinem Leben?
Markus Egger: Ich bin seit einem halben Jahr glücklich vergeben.
Ist in dir bereits damals in Wattens der Wunsch entstanden Fußballprofi zu werden?
Markus Egger: Das kann ich schwer sagen. Nein, so konkret nicht. Ich wollte immer der Beste sein. Mich hat es angekotzt, wenn jemand irgendetwas besser konnte als ich. Mich kotzt es auch an, wenn die Freundin das Licht in der Wohnung nicht ausschaltet, obwohl sie es nicht braucht oder wenn einer besser Papierflieger basteln kann. Ich weiß nicht, ich habe es einfach in mir, immer der Beste sein zu wollen. Im Privaten ist es oft keine gute Eigenschaft, gerade wenn ein Spieleabend auf dem Programm steht und man dann angefressen ist, wenn die Freundin oder andere gewinnen. Aber im Fußball hat es mich immer weitergebracht. Ich wollte ins ABS (heute LAZ-Vorstufe), ins LAZ (Anm.: Landesverbands-Ausbildungszentren) und ins BNZ (Anm.: Bundesnachwuchszentrum) kommen. Ich wollte beim Nationalteam spielen. Jetzt bin ich Profi. Ab dem 15. Lebensjahr war es schon klar, dass ich darauf hinarbeite. Aber ich hatte auch immer bürgerliche Berufe als Ziel gehabt. Deswegen kann ich nicht sagen, dass ich von Anfang an Fußballprofi werden wollte.
Was ist die Hauptstadt von Moldawien?
Markus Egger: Moldawien!?! Ähm…jetzt darf ich nicht sagen, dass ich Geographie auf Lehramt studiere… Moldawien!?!… Ich will nun nur nichts Falsches sagen.
Aber genau dahin wollten wir hinaus. Du hast dir ein Studium ausgesucht, das nicht so viele Menschen studieren: Geographie und Mathematik.
Markus Egger: Entschuldigung an alle Geographieprofessoren.
Erstens, wie kommt man auf so ein Studium? Zweitens wie weit bist du und drittens warum studierst du nicht Sport?
Markus Egger: Das waren jetzt viele Punkte. Erstens ich studiere Mathematik, weil eine Eigenschaft von mir ist, ich bin sehr gerne aufgeräumt. Vielleicht ist in mir ein kleiner Monk. In der Mathematik gibt es einfach nur richtig und falsch, was mich in „Mathe“ immer sehr fasziniert hat. Entweder es kommt die Zahl heraus, die im Lösungsheft steht, oder eben nicht. Man weiß dann gleich, etwas hat man falsch gemacht. In Mathematik habe ich mir immer sehr leicht getan. Weil ich das Fach der Formeln und Zahlen auf Lehramt studiere, brauchte ich ein zweites Fach. Da war ich mir nicht so sicher. Ich habe mehrere Leidenschaften, wie Geschichte, Geographie, auch Theologie, Religion. Ich habe gewusst, ich will Mathematik machen, das zweite Fach war eher eine Art Notlösung. Da die Zeit neben dem Fußball sehr knapp ist, studiere ich vorwiegend fast nur Mathematik. Ich besuche jetzt keine Geographievorlesungen. Ich habe nur eine Einführung absolviert, die ich machen musste. Das war Punkt eins.
Warum studierst du nicht Sport?
Markus Egger: Das fragen mich sehr viele Leute. Momentan ist für mich der Oberhorror Trainer oder Turnlehrer zu sein. Auf keinen Fall will ich dies machen. Das Studium würde sich auch neben dem Fußball nicht ausgehen. Da hat man nicht nur Theorie, sondern viel Praxis, dies geht nicht. Zuerst hat man zwei Mal am Tag Training und dann sollte man noch rausfahren, um zwei Stunden zu schwimmen oder Badminton spielen. Es ist kontraproduktiv. Wir werden vom Verein bezahlt, es ist unser Beruf, wir müssen hundert Prozent geben. Es kann mir keiner weiß machen, wenn ich in der Früh von der Uni aus eine Mountainbike-Tour mache, dass ich beim Nachmittagstraining ungehindert alles geben kann. Ich glaube, ich würde es auch gar nicht studieren, wenn ich nicht Fußball spielen würde.
Wie lange studierst du schon und wie lange geht es noch?
Markus Egger: Ich habe jetzt das zweite Semester abgeschlossen. Davor habe ich das Bundesheer gemacht. Das erste Semester in Mathematik ist abgeschlossen, im zweiten habe ich jetzt nichts machen können, da es nicht die Breite Masse studiert. Die Pflichtfächer brechen einem das Genick. Wir haben pro Seminar drei Kurse. Fallen diese zu einem Großteil auf Dienstag später Vormittag, wo wir Training haben, kann ich nicht weiter machen. Es zieht sich ein wenig. Ich habe ein Semester in zweien gemacht.
Was fasziniert dich an der Theologie?
Markus Egger: Die Eltern haben mich als Kind in die Kirche mitgenommen. Ich würde mich schon als religiösen Menschen bezeichnen. Weil ich ja auf Lehramt studiere, und vielleicht ein wenig klugscheißern vor den Kindern (lacht), oder Leuten Inhalte beibringen will, war meine Idee den Glauben den Kindern anders zu vermitteln, als es die Kirche macht. Weniger Vatikan gesteuert. Alles zieht sich 50 oder 100 Jahre nach. Vielleicht könnte ich ihnen den Glauben oder den Gott näher bringen, den ich für mich gefunden oder entdeckt habe. Aber ich studiere nicht Theologie. Außerdem bin ich kein Sprachengenie, ich hätte hebräisch und altgriechisch lernen müssen, also habe ich das Theologiestudium vorerst auf später verschoben.
Verbindest du Sport und Religion für dich? Hast du beispielsweise ein gewisses Ritual vor dem Spiel, dass du mit Gott redest oder ein kurzes Gebet bevor du das Feld betrittst?
Markus Egger: Das schon. Da gibt es schon Rituale. Aber ich sage jetzt nicht, lass die anderen am Tor vorbei schießen, oder lass mich der Beste sein. Meine Bitte geht eher in die Richtung beschützt zu werden oder sich nicht zu verletzen. Es liegt ja doch an dir selbst.
Also den viel zitierten Fußballgott strapazierst du nicht?
Markus Egger: Nein. Die Gedanken habe ich mir früher als Kind gemacht. Wenn jetzt Italien gegen Deutschland spielt und die Italiener beten zu Gott, um zu gewinnen, und genauso die Deutschen, wer entscheidet dann, welches Team siegen wird? Spaß bei Seite. Für mich ist es wichtig, dass eine Kraft hinter mir steht, dies gibt mir selbst Kraft. So ist die kürzeste und prägnanteste Aussage dazu.
Zum Abschluss nun ein kurzer Fragenmix. Man sagt immer wieder, Torhüter sind eigene Charaktere. Kannst du diese Aussage unterschreiben?
Markus Egger: Schwierig. Ja, jeder Mensch ist eigen, jeder hat einen Vogel. Als Spieler muss man sich in ein Kollektiv eingliedern, als Torhüter ist man ein eigener Vogel. Bis jetzt waren alle Goalies, die ich getroffen habe, eigen. Bis auf Safar vielleicht. Szabolcs ist dafür wieder so ruhig, vielleicht ist dies sein Vogel. Keine Ahnung. Man muss sich gegen einen Ball werfen, man lässt sich freiwillig abschießen, da greifen sich einige Leute schon auf den Kopf. Es ist schwierig zu beantworten. Ja, ich bin nicht mainstream. Wenn jeder so viel reden würde, wie ich…(lacht)
Worauf schaut Markus Egger als erstes bei einer Frau?
Markus Egger: Jetzt muss ich überlegen, um nichts Falsches zu sagen. Natürlichkeit. Also das aufgebrezelte, tussihafte Getue ist nicht meins. Natürlichkeit, Ausstrahlung und Selbstvertrauen. Ich kann es nicht sagen. Mir gefallt eine Blondine, gleich wie eine Braun- oder Rothaarige. Ich entscheide, wenn der Mensch mir gegenüber steht.
Fassen wir das Interview noch einmal kurz zusammen. Was würde dich eher vor dem zu Bett gehen wurmen: Der kleine Monk in dir, der weiß, die Küche ist nicht aufgeräumt, oder eine Niederlage gegen deine Freundin bei einem Elfmeterschießen auf der Play Station?
Markus Egger: Das ist mir gleich egal, wie ein Hinunterfallen der Zahnbürste. Wir spielen nicht Play Station, daher würde ich sagen, die Küche würde mich mehr stören.
Dann zur letzten Frage. Was ist die Hauptstadt von Moldawien?
Markus Egger: Moldawien? Nein, muss ich passen. (Anmerkung: Chisinau ist die Hauptstadt von Moldawien)
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