Der Goliath vom Hanappi
Die Saison beginnt gleich mit einem harten Auswärtsspiel des FC Wacker Innsbruck in der Wiener Vorstadt. Rapid, das kürzlich 26,4 Mio. € von der Stadt Wien für den Bau ihrer Akademie und die Sanierung des Hanappi Stadions erhalten hat, ist klarer Favorit. Doch so mancher Goliath ging vor seinem David in die Knie…
Große Geschichte
Die Bundesliga beginnt am Wochenende mit dem Spiel SK Rapid Wien gegen den FC Wacker Innsbruck. Der Goliath aus dem Hanappi gegen den kleinen Tiroler David. So zumindest stellt sich derzeit die Situation dar, kann doch der Verein aus Hütteldorf drei Sterne über seinem Wappen aufweisen, während man in Innsbruck um die Darstellung des einen auf den eigenen Seiten kämpft. Auch in Budgetfragen liegt Grün-Weiß einige Millionen über dem unserer Schwarz-Grünen, die schon beinahe schottisch sparen, um im Rahmen ihrer Möglichkeiten die „Großen“ ärgern zu können. Schottisches Sparen hätten sich Wiener wohl auch gewünscht, jedoch nicht gerade bei sich selbst, sondern bei den Rangers aus Glasgow. Die noch ausständigen Raten für den Transfer von Nikica Jelavic vor zwei Jahren dürfen wohl ebenso abgeschrieben werden wie die bereits verkündeten Sponsorengelderkürzungen. Aber die Wiener können sich trösten, hat doch gerade Salzburg wieder eindrucksvoll bewiesen, dass Geld keine Spiele gewinnt.
Große Spieler
Beweisen müssen sich allerdings die wackeren Kicker, denn mittlerweile ist man in Hütteldorf 12 Spiele ohne Sieg, und das letzte Meisterschaftsspiel der Innsbrucker war eine Niederlage gegen den grün-weißen Vizemeister der abgelaufenen Saison. Deni Alar traf zweimal in das 244 cm hohe Tor. Etwas kleiner ist der gebürtige Zeltweger, der seit 2011 seine Zelte in Wien aufgeschlagen hat, mit seinen 185. Nicht gerade ein Riese, aber immerhin noch einen Zentimeter größer als der durchschnittliche Rapidler. Der Goliath unter den Grün-Weißen ist nebenbei Jan Novota mit 199cm, da können die schwarz-grünen Kofler und Fernandes nur neidvoll die 40 Millimeter nach oben blicken, ganz zu Schweigen von Daniel Schütz. Aber die gefühlten 40 Zentimeter Unterschied zum Wiener Goliath sind in Wahrheit nur 30cm. Doch nicht nur unsere Nummer 26 mimt den David, der ganze Kader im Schnitt ist mit 182cm um 2 Zentimeter kleiner als der des Gegners. Aber selbst wenn man Rapid ruhig als Goliath bezeichnen kann, hat man im Heiligen Land Tirol kein Problem damit – weiß man hierzulande doch, wie die Geschichte ursprünglich geendet hat.
Große Zahlen
Apropos heilig: Im Sankt Hanappi erwarten über 10.000 Abonnenten die wackeren Schlachtenbummler, 5500 Vollmitglieder kann die Religion der Wiener Vorstädter vorweisen. Und sie erwarten wohl auch Punkte, hat der SCR doch letzte Saison bei Heimspielen nur zweimal verloren, lediglich 15 Tore kassiert, dabei aber 28mal selbst gescort. Aber trotz all dieser beeindruckenden Zahlen hat man sich gegen Wacker schwer getan, ein 0:0 und ein 0:2 geben dem Tiroler Statistikliebhaber Hoffnung, und vielmehr noch die 4 Tore und zwei Unentschieden, die 2010/11 auswärts erreicht werden konnten. Aber jede Saison beginnt wieder bei Null, und bei so vielen Punkten soll es auch für den Goliath Rapid bleiben.
Große Kunst
Bei einem Nuller wäre es beinahe auch für Wacker geblieben, als man sich vor einer Woche in Gratkorn über 120 Minuten und mehr quälte. Zum Glück gewinnt nicht immer David. In der biblischen Geschichte hat der Hirtenjunge, der zum König aufsteigen sollte, gewonnen, als er den höhnenden Riesen mit einem gezielten Wurf niederstreckte und ihm den Kopf abschlug, wie später auch Judith dem Holofernes. Gustav Klimts Judith werden sich wohl wenige schwarz-grüne Schlachtenbummler im Wiener Belvedere ansehen, selbst wenn der Meister der Kunst heuer seinen 150sten Geburtstag feiern würde. Das 143ste Spiel des „Rekordmeisters“ gegen Wacker Innsbruck und die Fußballkunst zieht sie wohl mehr an. Gustav Klimt malte seine Judith nebenbei im Jahr 1901, als die noch beinahe jungfräuliche Rapid noch blau-rot, Zweitligist und gerade einmal drei Jahre alt war. Vor drei Jahren war auch der FC Wacker Innsbruck noch Zweitligist, seit dem Wiederaufstieg in die höchste Spielklasse musste man sich in Penzing nur ein einziges Mal geschlagen geben, siegen konnte man aber nur vor eigenem Publikum. Es wird Zeit, dass David auch in Wien wieder einmal seiner Rolle gerecht wird.