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Fortsetzung am Westbahnhof

Nachdem wir endlich am Wiener Westbahnhof ankamen hatten wir über zwei Stunden Zeit. Es wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit unsere verhafteten „Delinquenten“ mitgenommen werden konnten. Aber wir waren zum Warten verdammt. Ein Ground-Hopper aus Berlin zeichnete sich durch Solidarität aus. Er habe alles beobachtet und so ein Vorgehen der Exekutive sei ihm noch nirgends in Fußball-Europa untergekommen. Aus Solidarität versorgte er sämtliche Fanclubmitglieder mit einem Bier. Herzliche Grüße an den Fan von Union Berlin und vielen Dank! Als klar wurde, dass die Verhafteten wahrscheinlich nicht mehr rechtzeitig zur Abfahrt kommen würden, beschlossen die Fanclubs den Großteil ihrer Leute mit dem Zug nach Hause zu schicken und eine kleine Abordnung in Wien zurück zu lassen.

Endlich Heimreise

Um 22.25 Uhr wurden doch noch zwei Fans freigelassen. Dabei wurde „netterweise“ exakt bis zu dem Zeitpunkt damit gewartet, bis der letzte direkte Zug Richtung Innsbruck bereits abfuhr. So ging es mit dem nächsten Zug nach Hause kurz vor Mitternacht. Zweimal umsteigen bis Salzburg und mit der Regionalbahn über Bischofshofen Richtung Tirol mit erstem Stopp Hütteldorf. Na bumm – Glück muss man haben…

Dann ging es auf die über neunstündige Heimreise. Zeit genug, die Polizeiberichte durchzulesen. Und da gab es gar sonderbare Dinge zu lesen. So wurde angegeben, dass sich Leute im Umkreis über Rufe eines Festgenommenen beschwerten… Viele Vorwürfe, die mittels Zeugen leicht entkräftet werden können. Hoffentlich gibt es gute Videoaufzeichnungen, denn dann wird sich vieles in Luft auflösen.

24 Stunden auf Achse für nichts. Die anstrengende aber lustige Rückfahrt entschädigte ein wenig für das erlittene Leid. Dabei wollten wir nur ein Fußballspiel sehen, wollten unsere Mannschaft unterstützen. So mancher gab dafür ein Zehntel seines monatlichen Einkommens aus. Wir besitzen Leidenschaft, Liebe zum Verein und folgen Schwarz-Grün überall hin.

3D scheint Geschichte

Die neue Taktik der Exekutive scheint genau darauf abzuzielen den Auswärtsfans ihre Reisen zu vergellen. Es geht ja nicht nur den Fans des FC Wacker Innsbruck so. Quer durch Österreich schildern Auswärtsfahrer die selben Handlungsweisen der Polizei. Das 3D-Modell (Dialog, Deeskalation, Durchsetzen) ist offensichtlich Schnee von gestern. Aber warum nur? Die erst kürzlich veröffentlichen Zahlen zur Sicherheit in der Bundesliga zeigen eindeutig, dass Gewalt und Straftaten im österreichischen Fußball erfreulicherweise weiter rückläufig sind. In Zukunft wird man sich jedenfalls überlegen müssen, ob es nicht sinnvoll ist bei Auswärtsfahrten einen Rechtsanwalt dabei zu haben. Muss es wirklich so weit kommen?

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Autor: Rudolf Tilg

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