Mit den Gehältern in der Regionalliga Ost bekommt man ganz anderes Spielermaterial
Im zweiten Teil des inteam Interviews mit Markus Egger drehte sich alles um seinen beruflichen Werdegang. Die Fragen des tivoli12 magazins reichten von der Nachwuchsarbeit in Tirol, über die Relegation bis hin zum Debüt im schwarz-grünen Dress. Der Keeper weiß nicht nur, wie man Tore verhindert, sondern auch, wie es sich anfühlt, der Torschütze zu sein. Zudem verrät Markus Egger, warum viele Leute glauben, er habe den schönsten Job.
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Für den zweiten Teil haben wir dich jetzt in die Sonne gesetzt, es geht um deine Karriere, die ja bis jetzt auch ein „Walking on sunshine“ war. Angefangen hast du mit dem Fußball spielen in Wattens. Danach bist du in die Akademie Tirol gewechselt und hast dort gespielt. Wie beurteilst du die Nachwuchsarbeit in Tirol generell?
Markus Egger: Generell in Tirol – das kann ich jetzt schwer sagen. In Wattens haben wir tadellos gearbeitet. Dort hatte ich als kleiner Bub auch schon den Walter De Vora als Trainer. Ich hatte ständig gute Nachwuchstrainer gehabt. Ich kann es jetzt immer nur von meiner Seite aus sagen. Dann mit ABS (heute LAZ-Vorstufe), LAZ (Anm.: Landesverbands-Ausbildungszentrum) und BNZ (Anm.: Bundesnachwuchszentrum) wird Österreich auch vom Ausland ein gutes Zeugnis ausgestellt. Die BNZ-Liga wollte, so habe ich es einmal gehört, Deutschland auch kopieren. Jedoch ist es dort mit den großen Vereinen kaum vorstellbar. Die Nachwuchsarbeit mit dem BNZ, jetzt der Akademie, passt meiner Meinung nach schon.
Danach bist du wieder für zwei Saisonen zu Wattens gegangen. In deiner letzten Saison hast du mit der WSG Relegation gespielt. Wie war die Relegation für dich?
Markus Egger: Die Spiele generell oder dass wir Relegation spielen mussten?
Was ist deine Meinung zur Relegation generell?
Markus Egger: Ich würde es jetzt nicht so skeptisch, wie andere betrachten, die meinen, wenn ich Meister werde, sollte ich automatisch aufsteigen. Wir waren sogar hinter den Juniors aus Salzburg Zweiter und durften in die Relegation. Es ist wie ein Play-off. Ich bin kein Freund von der ersten Division bzw. von der ersten Liga, die die Zweite ist. Ich verstehe schon die wirtschaftliche Seite, aber nicht, warum nur zehn Teams in der Liga spielen. Im Fußball nimmt die Wirtschaft einen großen Stellenwert ein. Die Relegation ist wie im Eishockey ein Play-off. In Holland werden beispielsweise auch die Aufstiegs- oder Meister-Play-offs ausgetragen. Ich finde es für Wattens sehr schade, bin aber kein prinzipieller Relegationsgegner.
Wattens zog jetzt einmal gegen einen Vertreter der Regionalliga Mitte (Anm.: Blau-weiß Linz 2011) und in der abgelaufenen Saison gegen Horn (Regionalliga Ost) den Kürzeren. Kann man daraus schließen, dass die Regionalliga West die Schwächste der drei Ligen ist?
Markus Egger: Da sind wir wieder beim wirtschaftlichen Thema. Wenn man hört, welche Gehälter in der Regionalliga Ost gezahlt werden, damit bekomme ich ganz anderes Spielermaterial. Es ist eine wirtschaftliche Frage. Wie wir in der Vorbereitung gegen Villach gespielt haben, bekam ich nicht den Eindruck, sie wären besser wie Wattens. Ich kann nur wiederholen, was ich gehört habe. Gegen Blau-Weiß Linz sind wir im Elfmeter-schießen gescheitert, wo die Chancen 50:50 stehen. Wir waren nicht schlechter als die Linzer. Horn ist eine Profitruppe, da ist es für Wattens nicht einfach zu spielen.
Auf das Elfmeter-schießen kommen wir noch einmal zurück. Davor noch einmal zur Regionalliga. Der Tiroler Fußballverband denkt laut darüber nach, aus der Regionalliga West auszusteigen. Ein Schritt in die falsche Richtung?
Markus Egger: Ich verstehe schon die Zweifel. Letzte Saison beim Duell Hall gegen Hard hat es weder die Haller noch die Harder interessiert. Es gibt sehr viele unattraktive Spiele. Vielleicht gelänge es eine attraktive Tiroler Liga zu machen. Ich bin kein Fußballexperte und kann nur wiedergeben, was ich höre oder mir selber zusammenreime. Die Entscheidung lasse ich anderen. Ich verstehe beide Seiten. Ich kann mich mit einer überregionalen Liga genauso wie mit einer guten Tiroler Liga anfreunden.
Es gibt das Buch „Die Angst des Torhüters vor dem Elfmeter“, wir haben zuvor schon kurz das Elfmeter-schießen gegen Linz angerissen. Was ging dir durch den Kopf, als Armin Hobel seinen Elfer schoss?
Markus Egger: Es ist schon eine Weile her. Ich dachte mir typisch Armin. Er hat auffallen müssen, was ziemlich in die Hose gegangen ist. Ich bin in der Kabine gesessen und meine Gedanken waren, dies war es jetzt bei Wattens. Ich hätte mir einen schöneren Abschied vorgestellt. Im Leben hat alles einen Sinn, vielleicht war es besser. Armin hatte die schwerste Last zu tragen. So ist Fußball, dies macht die Sportart so einzigartig.
Für dich ging es zu Wacker Innsbruck. Mit welchen Zielen hast du bei Schwarz-Grün unterschrieben?
Markus Egger: Schon die letzten Jahre wollten sie mich immer wieder als dritten Goalie holen, da wollte ich lieber in Wattens bleiben. Es ging relativ schnell. Ich habe unterschrieben, Pascal Grünwald wechselte nach Wien. Ich habe mir wenige Gedanken gemacht. Es gab Leute, die sagten, wenn sie keinen Torhüter mehr holen, bist du die Nummer Eins. Ich dachte nur, alle sollen am Boden bleiben. Mit welchen Zielen? Ich wollte mich verbessern. Natürlich will ich immer spielen. Viele sagen zu mir, zweiter Torhüter egal in welcher Liga zu sein, ist der schönste Job, man verdient immer mit, ohne spielen zu müssen. Da schüttle ich immer nur den Kopf. Ich spiele gerne auch bei den Herren II. Schließlich trainiere ich die ganze Woche, damit ich am Wochenende spielen kann. Ich bin sehr selbstkritisch und realistisch. Safar ist ein sehr guter Tormann, der gut gespielt hat. Ich habe meine Chancen bekommen. Aber am Ende sollte summa summarum der Stammplatz stehen. Um diesen Platz kämpfe ich. Die Leute können sagen, du bist und bleibst ein Ersatzkeeper. Ich will es für mich und weiß, dass ich das Zeug dazu habe. Ich werde es den Kritikern noch zeigen.
In deiner ersten Saison war dein erster Einsatz in einem Cupspiel gegen Hellas Kagran. In der Meisterschaft kam deine Premiere ganz unverhofft im Spiel gegen Mattersburg, als du eingewechselt worden bist. Da ging dir wahrscheinlich wenig durch den Kopf, aber was waren deine Gedanken vor dem Cupeinsatz?
Markus Egger: War das Kagran- Spiel davor? Ja, davor. In Mattersburg bin ich eingewechselt worden, und jeder um mich herum riet mir, ruhig zu bleiben. Dabei war ich nicht nervös. Ich glaube, es war das Selbstvertrauen, das ich mir die ganze Saison über in Wattens aufgebaut habe. Das hat mir geholfen. Denke ich an das Spiel und die Flanken, die ich herunter gefangen habe, da hatte ich einfach die Ruhe und das Selbstvertrauen. Ich habe mir keine Gedanken gemacht, mich gefreut den Dress anziehen zu dürfen und spielen zu können. Keine Angst, keine Nervosität. Irgendwann habe ich mir in Mattersburg sogar überlegt und mich hinterfragt, warum ich überhaupt nicht nervös bin. Waren coole Erlebnisse.
Ein Spiel hat es gegeben, das Heimspiel gegen Ried im Herbst, da hat dich die Abwehr teilweise schwer im Stich gelassen. Am Ende zeigte die Anzeigentafel 0:5 an. Hast du das Spiel mit Abpfiff abgehackt, oder dauerte es länger?
Markus Egger: Ich habe eine mir nahe stehende Person, von der ich sachlich sehr viel halte. Mit ihm arbeite ich alle Spiele auf. Ich sagte davor schon, ich bin sehr selbstkritisch. Wir haben alles auf den Tisch gelegt, uns alles genau angesehen. Es klingt jetzt vielleicht blöd, aber es waren auch sehr gute Aktionen in dem Spiel. Nach dem Salzburg-Spiel (Anm.: 1:1 im Frühjahr am Tivoli) klopfte mir jeder auf die Schulter, da gab es auch Situationen, über die ich mich geärgert habe. Wenn man da nicht das Glück auf seiner Seite hat, bekommt man das 2:1 und steht am Ende möglicherweise ohne Punkte da. Ich habe das Ried-Spiel analysiert wie jedes andere Spiel. Es wurde sachlich aufgearbeitet. Von diesem Spiel habe ich mehr gelernt als von der Salzburgpartie. Sicher hat man lieber, wenn jeder einem auf die Schulter klopft.
In einem Interview mit dem tivoli12 magazin hast du nach einem Spiel einmal gesagt: „das geilste an dem Spiel ist, kein saublödes Tor bekommen zu haben.“ Ist dies das Glück, welches du dir im Laufe der Saison erarbeitet hast, oder war dies Teil einer Entwicklung?
Markus Egger: Der Torhüter von Griechenland Nikopolidis (Anm.: Ex- Nationalkeeper spielte für Griechenland bis 2008) machte so untypische Bewegungen. Wenn ich ihn beobachtete, fragte ich mich, wie fängt er einen Ball? Er hat das Glück erzwungen. Die Gegner haben ihn angeschossen, er hatte tolle Reflexe. Dies ist als Torhüter oft so. Man macht alles richtig und bekommt trotzdem ein Gegentor. Ab und zu macht man alles falsch und hält den Kasten dennoch sauber, indem man angeschossen wird. Insofern hat man alles falsch gemacht und dann doch wieder nicht, weil man kein Tor bekommen hat. Es war in der Wintervorbereitung, da habe ich immer ein Tor bekommen, egal ob ich 90 oder zehn Minuten gespielt habe. Ich hasse es den Ball aus dem eigenen Tor zu holen.
Die allerletzte Frage für diesen Teil. Du hast immer davon gesprochen ein Tor bekommen zu haben. Dabei hast du für Wattens selber schon ein Tor erzielt. Wie war die Situation damals?
Markus Egger: Es war am berüchtigten Reichenauer Platz, der um ein Drittel kürzer ist. Wir haben dies schon im Training angesprochen. Das Ziel war es, weite Abschläge auf Armin Hobel zu machen, er sollte den Ball verteilen, um aus der zweiten Reihe zu schießen. Der Adidas-Ball fliegt sehr gut. Es ging sehr gut, da dachte ich mir, ich schieße ihn noch ein bisschen weiter vor. Dass der Ball so weit fliegt, war cool. Mein bester Kollege spielt bei Wattens und hat noch kein Tor, was ich ihm jedes Mal vorwerfen kann. Es war sehr schön.
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