Wo ist das Feuer?
FC Wacker Innsbruck. Allein dieser Name sollte Motivation genug sein. Rechnet man noch die 100 Jahre schwarz-grünen des Tiroler Traditionsvereins dazu, sollte sich eigentlich jeder Spieler zerreißen. Die Ehre spüren, die ihm zuteil wird, wenn er in unseren Farben ins Stadion einläuft. Für uns ist eine historische Saison, einfach etwas ganz besonderes. Was sieht man unten auf dem grünen Rasen?
Zweikämpfe als Grund allen Übels
Gegen Rapid keine einzige gelbe Karte, im Heimspiel ebenfalls das schwächere Team. Die Defensive steht gut ein, zwei Meter zu weit entfernt vom Mann. Wer Aggressivität sucht, wurde bisher nur selten fündig. Aber wer die Konfrontation, das Eins-zu-Eins, nicht sucht, gewinnt keinen Raum. Der überlässt dem Gegner das Feld. Passivität ist das Gift des modernen Fußballs. Wer sich technisch nicht durchsetzen kann, der muss sich präsent machen, braucht eine gewisse Härte. Unangenehm mag es sein, aber nur so funktioniert es. Es ist gar nicht so lange her, da gab es bei uns eine gesunde Balance zwischen Kreativität und Einsatzfreude. Wo ist sie hin?
Offensive? Ja. Konzept? So la la.
Ein hoher Ball, direkt auf den Kopf des Angreifers. Ein Tor. Was so einfach scheint, funktioniert bei uns so gut wie gar nicht. Zu limitiert sind manche Spieler in Ballannahme oder –verwertung. Stattdessen erst einmal den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Über ein gut aufgezogenes Kombinationsspiel zum Erfolg und Abschluss zu kommen, wäre eine Möglichkeit. Über den Ballbesitz lässt sich viel erreichen. Wer im Besitz der Kugel ist, kann das Spiel gestalten. Wer ihr immer hinterherlaufen muss, dessen Spiel wird nicht erkennbar. Grundvoraussetzung dafür ist Bewegung, nach vorn, nach hinten, zur Seite und in die Mitte. Nur so ergeben sich Räume, die man nutzen kann. Das ist kraftintensiv, aber erforderlich. Anders lässt sich mit unseren Möglichkeiten in dieser Bundesliga wenig erreichen. Hütteldorf war da eine Offenbarung, die erste Hälfte gegen die Südstädter ging da schon in eine klar bessere Richtung. Diesen Weg müssen wir weiter gehen
Individuelle Fehler beginnen im Kopf
Menschen machen Fehler. Auch ein Martin Svejonha. Niemand würde ihn in dieser deutlich aufgetretenen Heftigkeit angehen, wenn man wüsste, dass dies ein Einzelfall im wackeren Spiel ist. Nein. Auffällig ist, dass bei uns solche „Klopfer“ in schöner Regelmäßigkeit zu bewundern sind. Woran liegt das? Wovor hat diese Mannschaft Angst? Das Können werden ihr die wenigsten absprechen. Zu oft hat diese Elf gute Leistungen gebracht, die auch mir seit dem Wiederaufstieg tolle Momente bereitet haben. Je länger Wacker Innsbruck seine Zeit in der Bundesliga verbringt, umso seltener ließen sich solche „Sternstunden“ am Tivoli blicken. Diese Krise, und das ist sie, kam nicht plötzlich. Sie hat sich eingeschlichen, für jedermann sichtbar. Ein bewusstes Dagegensteuern habe ich nicht wahrgenommen. Statt die körperlichen Defizite in den Vordergrund zu schieben, ist es höchste Zeit sich mit den Persönlichkeiten auseinanderzusetzen. Kommunikation ist dabei ein wichtiges Stichwort. Wir haben 25 Individuen im Kader. Von denen hat jeder ganz unterschiedliche Bedürfnisse und Ansichten. Nehmen wir darauf genug Rücksicht? Kann jeder von sich behaupten, sein Umfeld ist insofern perfekt, dass er seine beste Leistung abrufen kann und auch möchte? Beschäftigt man sich intensiv genug mit der mentalen Verfassung unserer Spieler?
Oberflächlichkeit bringt keine Verbesserung
Jedes Mal möchte man besser werden. Man wusste immer, woran es gelegen hat. Die junge Mannschaft musste heute Lehrgeld zahlen. Solche und ähnliche Aussagen hören wir seit gut einem Jahr. Mir bleibt zu hoffen, dass man sich in der täglichen Arbeit intensiver mit den Problemen beschäftigt. Wofür möchte diese Elf stehen? Was ist ihre Handschrift und woran ist sie erkennbar? Es muss eine Philosophie entwickelt werden, an der der FC Wacker Innsbruck erkennbar ist. Derzeit sind wir gewöhnlich, austauschbar, unattraktiv. Genau das darf nicht sein. Nicht für einen Verein wie den unsrigen. Für den Anfang würde es ja schon einmal reichen, man bringt zwei in etwa gleich gute Hälften über die Bühne.