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Langsam wird´s brenzlig

Noch kein Pflichtspiel in dieser Saison konnte gewonnen werden. Dabei waren bis auf Rapid unsere Gegner wahrlich nicht übermächtig: Das Spiel in Gratkorn in der ersten Runde des ÖFB-Cups gar eine Offenbarung, in Wien gegen Rapid chancenlos, gegen die Admira am Tivoli sich selbst geschlagen und am Sonntag in Ried trotz einer optischen Überlegenheit deutlich verloren. Dabei schoss der Gegner ganze dreimal auf unser Tor. Der erste Versuch wurde zur leichten Beute von Szabolcs, die anderen Beiden wurden aber verwertet. Und wo war da unsere Abwehr? So schaut Winterschlaf an einem heißen Sonntagnachmittag aus.

Es steht viel auf dem Spiel

Zu lesen ist dann immer, man müsse der Mannschaft Zeit geben, das Gefüge passe, die Leistung sei ansprechend, und , und, und …
Mag alles stimmen. Aber ich bin zulange dabei, um nicht zu erkennen, dass die Situation äußerst gefährlich ist. Ich bin mir (fast) sicher, dass wir auch diese Saison nichts mit dem Abstieg zu tun haben werden. Aber ist gerade im Jubiläumsjahr der neunte Rang wirklich das Wahre?
Hört man nämlich in das Fußballvolk hinein, so gibt es eindeutige Zeichen. So bleibt eben ein Familienvater aus Münster in Tirol immer öfter dem Tivoli fern. Zwar sind die 35 Euro für die Familienkarte nicht das Problem. Aber damit ist es nicht getan. Die Kinder haben Hunger und Durst. Will man zur Pause etwas konsumieren, heißt es immer öfter in den Ständen, „ist aus…“
Und das passiert bei nicht einmal 6000 Zuschauern! Das Catering ist ein graus und nach wie vor in den Händen der Olympiaworld.
Das wäre ja nicht das einzige Problem. Aber dann sieht man zum Teil einen Fußball, der „unterirdisch“ ist. Und gerade diese Aussage bekomme ich von treuen Fußballanhängern immer öfter zu hören. Ja, es steht etwas auf dem Spiel!

Einsatz und Willen kann man verlangen

Spricht man mit den letzten Getreuen aus vergangenen Zeiten, meinen viele, dass Spiele früher auch vergeigt wurden. Aber man bekam für sein Geld zumeist Einsatz, Willen und viel mehr Kämpferherz zu sehen. Im Vergleich zu Kogler und Co verdienten die meisten Spieler und Trainer von einst ein Butterbrot. Man konnte aber sicher sein, dass sie für dieses berühmte Butterbrot zumindest einen Pass aus drei Metern stoppen oder anbringen konnten.
Was die Anhänger unseres Vereins auch vermissen, ist ein System in der Mannschaft. Eine Weiterentwicklung oder gar einen Fortschritt erkennt man leider nicht. Bei unseren vier Auftritten in dieser Saison war von all dem beim besten Willen nichts zu sehen. In Ried flackerte wenigstens ein Licht am Ende des Tunnels. Aber wenn der Gegner so schwach spielt und von drei Torschüssen zwei in unserem Kasten sitzen, läuten bei mir die Alarmglocken. Nicht nur ich sehe das so. Auch das Vertrauen der Fans ist dahin, wie man in Ried bei der Verabschiedung unserer Mannschaft gesehen und besonders gehört hat. Ganz alamierend sind die sinkenden Zuschauerzahlen am Tivoli. Die wird der Verein spüren. Aber wen wundert’s? Ich möchte nicht alles schlechtreden. Die Saison ist noch jung und wir haben zum Teil eine „grüne“ und unerfahrene Mannschaft. Aber andere Vereine haben eine noch wesentlich Jüngere!

Sehr weite Anreise

Wir sind schon am Samstagmorgen zum Spiel gereist. Wollten wir einmal überpünktlich sein?
Nein, am Main waren wir eingeladen zu einer Jubiläumsfeier bei herrlichem Wetter mitten im Wald mit Lagerfeuer und allem drum und dran. Was wiederum zeigt, dass Fußball weit mehr ist, als 90 Minuten dem Ball nachjagen und vor Augen führt, wie schön Fanfreundschaft und Fankultur sein kann.
So ging es diesmal von der anderen Seite nach Ried. Und wir wären nicht FCW-Fans, wären wir rechtzeitig zum Anpfiff im Stadion gewesen. Aber versäumt hat man ja nichts Besonderes.

Einmal total entspannt

Ein Teil der Fanszene fand sich bei diesen Spiel auf der Haupttribüne wieder. Dieser wurde beim Eingang weder kontrolliert noch dumm angemacht. Auch auf der Tribüne war es ruhig. Was doch so ein Outing als FCW-Fan ausmacht? Wir erinnern uns vor vierzehn Tagen in Wien. Trägt man einen Wackerschal, scheint man irgendwie automatisch ein Feindbild zu sein. Dieselben Leute gingen in Ried auf die Haupttribüne und es gab keinerlei Vorkommnisse. In der zweiten Halbzeit gab es dann sogar Stimmung von den Rängen. Unsere Mannschaft spielte auch die beste Halbzeit dieser Saison. Vielleicht ist das der richtige Ansatz gegen die Willkür im Umgang mit Fußballfans. Liebe Awayfahrer, kauft euch Tickets für die Hauptribüne!

Im Auswärtssektor

Ich selbst hatte die Karte für den Auswärtssektor. Aber anders als bei den anderen Sektoren musste ich sogar als ehrenamtlicher Vereinsmitarbeiter alle Taschen leeren und mich abtasten lassen. Na ja – als Auswärtsfan „bist halt ein Verbrecher“. Und das gilt besonders in Ried! Im Sektor machte sich eine etwas seltsame Stimmung breit. Keine Transparente waren zu sehen und die Anhänger saßen auf den Stufen. Bei brütender Hitze wurde Sommerfußball geboten. Nicht zum Anschauen – da schmeckten vor dem Sektor die scharfe Burenwurst und eine Erfrischung besser. Auch wenn der sogenannte Ordner-Obmann in Ried versuchte für Action zu sorgen. Seine Provokationen gingen ins Leere.

Die zweite Halbzeit war dann besser, was sowohl das Spiel als auch die Stimmung betraf. Das verdankte man zum Großteil unseren Leuten auf den Sitzplätzen. Nach dem Spiel blieb der Awaysektor eine Viertelstunde geschlossen, während unsere Leute aber schon draußen waren. Problem gab es kein einziges, was die Mär der immer bösen Fans wiedermal widerlegt!

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Autor: Rudolf Tilg

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