Ein ungarisches Farbenspiel (Rote Laterne oder blaues Wunder?)
Dreimal gekämpft, dreimal verloren – noch steht der FC Wacker Innsbruck mit null Punkten da. Chance zur Wiedergutmachung erhält man bereits am Samstag gegen Mattersburg. Die Burgenländer sind jedoch kein leichter Gegner, kommen sie doch nach dem 3:1-Sieg gegen Sturm mit stolzgeschwellter Brust auf das Innsbrucker Tivoli. Doch vielleicht ist gerade das die Chance für die Schwarz-Grünen, sich für die 6:3-Niederlage im letzten Heimspiel zu revanchieren.
Rote Laternen
Das Minimalziel ist erreicht, Wacker Innsbruck steht nicht mehr auf dem letzten Tabellenrang! Das ist aber weniger der Verdienst der Tiroler, denn auch diesmal blieb die Punkte- und Torausbeute äußerst minimal. Und so konnte man – trotz Großchancen, ausgeglichenem Ballbesitz, 19 Torschüssen (samt erneutem Aluminiumtreffer), 56,5 % gewonnenen Zweikämpfen – nur Dank des 4:0-Sieges der Admira gegen Wr. Neustadt die Rote Laterne abgeben. Die Rote Laterne war nicht wegen einschlägigen Stadionmagazininseraten oder Bandenwerbungen am Tivoli, sondern auf Grund der sportlichen Talfahrt. Fährt man bei der Tour de France im Tal wie am Berg bescheiden, erhält man die „Lanterne Rouge“ und bleibt ewig in Erinnerung, so auch der Steirer Gerhard Schönbacher, der zweimal (1979/1980) die rote Laterne im Zielort Paris innehatte. Ewiglich in Erinnerung bleiben in Innsbruck die Jahre 1979 und 2008, da schmückte die Schwarz-Grünen das Licht des Nachzüglers. In beiden Jahren ging man mit Punkten in die vierte Runde der Meisterschaft, 78/79 nach einem 1:1 auf der Hohen Warte gegen die 95jährige Vienna, 2008 nach einem 0:0 gegen Sturm Graz und einem 2:2 gegen den SV Mattersburg, beides zu Hause.
Rote Zahlen
Mattersburg, das bis in das 20. Jahrhundert Mattersdorf hieß und auch den schönen Namen Nagymarton (Groß-Martin) trägt, gehörte bis 1921 zu Ungarn. Kaum war Deutschwestungarn als Burgenland bei Österreich, lag Wacker auf dem letzten Tabellenrang und fusionierte mit Rapid zu Sturm. Ein Sturm der Verzweiflung lag auch 1979 über Innsbruck, in diesem Jahr durfte der Ungar Lajos Baroti die wackeren Männer coachen. Es folgte der Abstieg. Beim 2:2 zu Beginn der Saison 07/08 traf gegen Mattersburg neben Dennis Mimm auch Peter Orosz, ein gebürtiger Budapester. Man fand sich in der zweiten Liga wieder. Ebenfalls in Budapest geboren ist Szabolcs Sáfár. Aber der wurde 2002 eingebürgert, es droht also keine Gefahr. Im selben Jahr war es allerdings mit den roten Zahlen des FC Tirol endgültig vorbei, der Club wurde liquidiert. Rote Zahlen sind den Grün-Weißen aus dem Burgenland unbekannt, der Verein steht seit Jahren auf soliden Beinen und kann durch die Gastronomie im Pappelstadion rund 1,5 Millionen Euro lukrieren. Zusammen mit den Eintrittsgeldern (rund ein Drittel des Budgets), Fernsehgeldern, Österreichertopf und Sponsoren bleiben den Mattersburgern genügend Mittel, um sogar Rücklagen aufzubauen.
Blaue Briefe
So manche Einnahme konnte auch aus Transfers lukriert werden, denn aus Ungarn werden nicht nur Österreicher, Mattersburger mutieren auch zu Gelsenkirchenern. Der Torschütze des ersten SVM-Tores gegen Wacker Innsbruck in der Saison 07/08, Christian Fuchs, spielt nun in Königsblau. Den Blauen Brief dürfte Franz Lederer jedoch nicht einmal vom Hörensagen kennen. Denn während Lars Söndergaard vorzeitig gehen durfte und auch von den 14 eingesetzten wackeren Spielern keiner mehr das schwarz grüne Trikot trägt, trainiert der gelernte Briefträger seit mittlerweile zehn Jahren die Burgenländer, seit 2005 sogar als Chefcoach. In der selben Zeit saßen Michael Streiter, Helmut Kraft, Stanislaw Tschertschessow, František Straka, Klaus Vogler, Lars Søndergaard, wiederum Helmut Kraft und Walter Kogler als Chefdirigenten auf der Innsbrucker Bank. Auf der Bank der Mattersburger finden sich hingegen auch in dieser Saison noch fünf Spieler, die beim ersten Aufeinandertreffen der 07/08er-Saison am Feld standen: Goce Sedloski nimmt mittlerweile die Rolle des Co-Trainers ein, und auch Adnan Mravac, Michael Mörz, Patrick Bürger und der Torschütze zum 2:2 in der 89. Minute, Markus Schmidt, stehen noch immer im Kader der Burgenländer. Der einzige Vertreter des jüngsten Bundeslandes setzt auf Kontinuität, und hält das Durchschnittsalter der Stammelf dennoch rund ein Jahr unter dem Innsbrucker Schnitt.
Blaues Wunder
Die Kontinuität zu brechen, das muss das Ziel des FC Wacker Innsbruck sein. Denn seit nunmehr 8 Spielen ist man sieglos, darunter auch das verhängnisvolle 3:6 vor heimischen Publikum, bei dem sich fünf Burgenländer in die Torschützenliste eintragen konnten. Mattersburg konnte auch diese Saison bereits zwei Siege einfahren und dabei sieben Treffer erzielen. Dafür verantwortlich zeichnet sich abermals nicht eine einzelne Person, sechs verschiedene Torschützen zeugen von Teamarbeit. Sollte am Samstag die Defensive von Wacker nicht bombenfest stehen, so werden die Schwarz-Grünen wohl wieder ein blaues Wunder erleben. Doch: Wunder gibt es immer wieder, weshalb sollte der Innsbrucker Offensive nicht der Knoten platzen und ein Sieg eingefahren werden? Dann wäre man nach dem dürftigen Saisonstart noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen…