Die Handwerker zu Gast am Tivoli
So, sag ich mal auf gut „piefkenesisch“ Griaß di und dann blicken wir auf das Spiel gegen die burgenländischen „Handwerker“ zurück. Zumeist trat Franz Lederers Elf wohl eher als Holzhacker am Tivoli auf. Anders am Samstag: da haben wohl elf Maurermeister den hl. Rasen zertreten. Nimmt man die Anfangsminuten weg, so waren die Burgenländer zumeist damit beschäftigt, das eigene Tor einzuzementieren.
In der ersten Halbzeit taten sich unsere Schwarz-Grünen damit äußerst schwer. Zu ideen-und einfallslos war trotz deutlicher Vorteile am Feld unser Spiel. Und so kam es, wie es kommen musste: aus dem absoluten Nichts das 0:1. Der Mann neben mir drehte durch und ein „deutscher“ Kollege meinte gar „Was willst denn da sagen. Doofheit kann man nicht kritisieren“. Wie wahr und Koglers Trainersessel fing zu diesem Zeitpunkt ernsthaft zu wackeln an. Die Handwerker sägten am Stuhl unseres Trainers. Wen wundert diese Kritik zu diesem Zeitpunkt und auch, dass sich nur mehr knapp über 4000 Zuschauer ins Stadion verirrten?
Trendwende?
Mit der zweiten Halbzeit und den zwei Auswechslungen kam neuer Schwung in unser Getriebe. Mit Fortdauer der Partie spielte Schwarz-Grün wirklich gut. Nur die Chancenauswertung ließ Spieler und Anhänger schier verzweifeln und es sah alles nach einer erneuten Pleite aus. Aber mit Herz, Leidenschaft und mit viel Kampf zogen sich unsere Spieler selbst und damit auch ihren Trainer aus dem Sumpf. Das Finish des Spiels war ein richtiges Furioso und nach dem Last-Minute-Tor ist allen im Tivoli die gesamte Nordkette und das Karwendelgebirge herunter gefallen. Die Fans lagen sich in den Armen und die Spieler am Boden, aber nicht aus Verzweiflung, sondern aus Erleichterung! Haben alle gejubelt? Nein, ganze fünf Mattersburger Fans konnten nicht fassen, wie ihnen jetzt geschehen war, besonders da sie im Frühjahr 6:3 gewonnen hatten.
Gladiatoren, auf geht’s!
Spärlich war sie besetzt, die Nordtribüne. Man muss wohl weit zurückdenken, um in einem Meisterschaftsspiel so wenige Fans auf Nord gesehen zu haben. In der ersten Halbzeit bewiesen unsere Spieler wenig Kreativität, unsere Fans hingegen hatten mit dem Aufbau ihrer Choreographie umso mehr. „Schwarz-Grüne Gladiatoren – Auf zum ersten Triumpf“ war da zu lesen. Sie behielten recht und die Spieler wurden nicht zu Gladiolen statt Gladiatoren. Es wurde aber auch hinter der durchsichtigen Choreographie gezündelt (übrigens ganz legal!). Ein fast „bekannter“ tivoli12 Redakteur musste da ja unbedingt mitmachen und sein Ding in der Hand ging prompt zu früh los. Nicht was ihr jetzt denkt – Das Unding fing eine Minute zu früh zu rauchen an. Löschversuche blieben erfolglos und so landete das „Ding“ im Sandkasten unter der Tribüne. Das kommt davon, wenn man im „Alter“ noch zündeln muss. Ich bleibe doch lieber bei meinem Pfeiferl, das raucht auch – jedoch nur bis zum nächsten Mal!
www.meinungsfreiheit.ade
Erstaunlich war die sehr gute Stimmung auf der Tribüne in der ersten Halbzeit. Der konnte auch der Dämpfer des 0:1 nur sehr wenig anhaben. Aber es machte sich mit Fortdauer des Spiels doch Verzweiflung breit. In Hälfte Zwei war ich doch einigermaßen erstaunt, dass so wenige Leute eine solch gute Atmosphäre zustande bringen können. So leere Tribünen in einem Meisterschaftsspiel (besonders auf der Nord) habe ich seit Regionalligazeiten nicht mehr gesehen. Aber die Stimmung war um nichts schlechter als bei Spielen, wo doppelt so viele Leute auf der Tribüne standen. Spruchbänder wurden ausgerollt. Bis auf eines für einen verstorbenen Fan aus Frankfurt gingen alle in Richtung der Meinungsfreiheit und den Aktionen der Polizei. Wen wundert’s, wird doch vehement versucht, unseren Fans das Auswärtsfahren zu vermiesen. Und da scheut man vor wahrlich bedenklichen Methoden nicht zurück. Zuletzt will man nun auch ihre Spruchbänder kontrollieren. Was ersinnt man eigentlich noch, um seine Macht zu demonstrieren? Zu diesem Thema hatte ich vor dem Spiel ein Gespräch mit dem Boss der Securityfirma, welche für die Nordtribüne verantwortlich ist. Der meinte, dass diese Repressionen vollkommen überzogen seien. Auf der Nord sind fast alles lässige Burschen und Mädels. Problemkinder gibt es überall. Er muss es doch am besten wissen!
Nervenkitzel und ein Wechselbad der Gefühle
Angetrieben von wirklich fanatischen Supportern folgte in der zweiten Halbzeit ein Sturmlauf unserer Elf. Nach der X-ten vergebenen Großchance versuchten sich die Fans schon im Galgenhumor. Das kannte man ja bereits vom 3:6 aus dem Frühjahr, als beim Stand von 1:5 minutenlang die Welle durchs Stadion schwappte. Da wurde an diesem Samstagabend der (un)-mögliche „Europapokal“ besungen. Und zwei-drei Punkten im Jahr-wir singen hurra-unser Wacker ist da! Würde doch nur unsere Mannschaft solche Kreativität an den Tag legen… Mit Leidenschaft, Herz und viel Kampf kamen die Chancen plötzlich wie von selbst. Der vielumjubelte Ausgleich war verdient. Der Siegestreffer in der Nachspielzeit stellte dann einen Traum in Schwarz-Grün dar. Der Explosion auf dem Rasen folgte jene auf den Tribünen. So manch kerniger Innsbruck-Anhänger hatte nasse Augen vor Erleichterung und nach dem Schlusspfiff brachen alle Dämme. Fantastisch – so muss gefightet werden. Dann braucht man nicht Ausreden wegen der angeblichen Jugend in der Mannschaft zu suchen.