Welches Phrasenschweinderl wollen’s denn?
Der Sieg gegen Mattersburg ließ einen Stein vom Herzen der Schwarz-Grünen fallen, eine große Last wurde von den Schultern der Innsbrucker genommen. So abgedroschen diese Sätze auch sind, so treffend sind sie auch. Und die nächste Möglichkeit, das Heimpublikum zu versöhnen, erfolgt schon diese Woche am Tivoli. Zu Gast ist der SC Wiener Neustadt, der vom FC Wacker Innsbruck die rote Laterne übernommen hat – und sie auch behalten soll.
Das Glück des tüchtigen Vogerls
Endlich haben sich die schon in den letzten Spielen guten Statistikwerte bezahlt gemacht, die 59,5% Ballbesitz und die 22 Torschüsse etwas bewirkt. Und geschossen wurde aus allen Lagen, achtmal von außerhalb des Strafraums, neunmal von innerhalb, sogar fünf Versuche mit dem Kopf wurden gewagt. Dennoch, es war nicht nur Wille und Kampf, nicht nur Offensivdrang und spielerisches Können, es war zuletzt auch Glück, dass die Joker gestochen und sich die Einwechslungen bezahlt gemacht haben; dass Fernandes den im Strafraum herumspringenden Ball im Gehäuse unterbringen konnte, nachdem zuvor Hauser am Leder vorbei geschlagen und Wernitznig in die Menschenmauer gehauen hat; und dass eben dieser Wernitznig in Minute 91 nach seinem ersten Schussversuch den Ball gleich nochmal auf den Fuß bekam. Ein Spiel dauert eben mehr als 90 Minuten. Aber – das Phrasenschweinderl wartet schon ganz hungrig – das Glück des Tüchtigen stand Wacker Innsbruck bei, man hat es erzwungen, erspielt, das flüchtige Vogerl hat sich wieder einmal im Tivoli niedergelassen. Betrachtet man die Ablagerungen auf so manchen Scheiben und Sitzplätzen, könnte man jedoch meinen, das Glück wäre nicht nur ein Vogerl, sondern ein Schwarm, und dieser wohne schon länger im Stadion…
Die torschwache Statistik
An der Sill schaut es auch recht gut aus für eine Sieg gegen den Wiener Neustädter SC, man kann sich ja vor günstigen Zeichen und Hinweisen kaum noch erwehren. Die Niederösterreicher, die bis 2008 noch Oberösterreicher waren und Schwanenstadt hießen und eigentlich Wiener hätten werden sollen (der WFV sprach sich jedoch gegen eine Aufnahme des neuen Fusionsproduktes mit dem SV Wienerberg aus), stecken in einer veritablen Krise. Im Jahr 2012 steht nur ein einziger Sieg in der Bundesliga zu Buche, am 10. März konnte Sturm in Graz mit 1:0 niedergerungen werden. Die restlichen 20 Spiele endeten mit acht Remis und zwölf Niederlagen, davon zuletzt vier in Serie. Die letzten Auswärtstore stammen noch aus der vergangenen Saison, im Mai trafen gegen Ried Thomas Helly und Christoph Saurer – ersterer spielt nun für Hartberg, letzterer für Wacker Innsbruck. Überhaupt konnten die Niederösterreicher nur zehn Tore im Jahr 2012 erzielen, trafen durchschnittlich weniger als jedes zweite Spiel. Die Zahlen sprechen also für Innsbruck – doch die Statistik schießt keine Tore.
Das nächste schwerste Spiel
Die müssen die Innsbrucker schon selber machen. Und dass sie das können, haben sie in dieser Saison bereits einmal öfter bewiesen als Stronachs letzte Kindesweglegung. In den letzten fünf Duellen trafen die Schwarz-Grünen ebenso oft und ließen dabei kein Gegentor zu, die letzte Heimniederlage gegen die Blau-Weißen stammt noch aus der zweiten Liga und dem Jahr 2009. Deshalb verwundert es auch nicht, dass der kommende Gegner auf dem letzten Tabellenrang steht. Aber jeder weiß, das nächste Spiel ist immer das schwerste, und jedes beginnt bei Null. Und nachdem auch die Innsbrucker nur mit Wasser kochen, muss man sich am Samstag auf einen harten Kampf einstellen, denn für schön spielen gibt es keine Punkte.
Lang lebende Totgesagte
Und die hat Wiener Neustadt dringend nötig, wenn sie den von vielen im Vorhinein prognostizierten Abstieg noch abwenden wollen. Manche ließen sich gar zu dem Vergleich hinreisen, mit dem SC sei es wie mit der Frisur seines neuen Trainers. Einst spielten die Neustädter im Europacup (1965 nach Erreichen des Cupfinales), und einst schmückte eine wallende Mähne des Heimos Haupt. Beide können sich aber nur mehr an Vergangenes erinnern und versuchen die Gegenwart so gut wie möglich zu kaschieren. Aber Totgesagte leben länger, und Wiener Neustadt kann mit Fröschl, Friesenbichler, Hlinka und Offenbacher (gegen die „Zweier“) vier Mann aufweisen, die bereits das Innsbrucker Tor gefunden haben. Und mit Dennis Mimm kehrt ein Mann zurück, der Wacker kennt wie seine Westentasche. Die Schwarz-Grünen müssen sich also in Acht nehmen, denn: abgerechnet wird am Schluss. So, jetzt ist das Phrasenschweinderl aber genug gefüttert…