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Drei Tore vom FC Harmlos kassiert

Wie fängt man nach so einen Spiel am besten an? Am besten mit der unverblümten Sicht der leidgeprüften Fans. Spricht man in Tirol zurzeit den Namen FC Wacker Innsbruck aus, wird man vielerorts nur belächelt und so mancher nimmt gar unschöne Worte in den Mund. Aber nichtsdestotrotz wird das den leidensfähigen schwarz-grünen Anhänger nicht viel anhaben können. Man kann sich jedoch sicher sein: Die derzeitige Situation nagt sehr schwer an einem!

Ein Leben für den FCW

Oft werden Fußballfans kritisiert, von manchen sogar als „Chaoten“ abgestempelt. In Wirklichkeit passiert im Umfeld von Fußballspielen nicht mehr, als an anderen Orten auch. Und schon gar nicht am Tivoli. Nicht umsonst ist unsere Heimstätte das einzige Stadion in Österreich, wo Pyrotechnik legal (mit Genehmigung) erlaubt ist und sie ohne die geringsten Schwierigkeiten eingesetzt wird.

Aber nur die Wenigsten erkennen, was im Umfeld des Fußballs so alles abläuft. Jeder Verein hat auch eine gesellschaftliche Verantwortung. So gehen im Lager des FCW etwa 170 Jugendliche und Kinder ihrem Lieblingssport nach. Der FC Wacker Innsbruck besitzt als einziger Verein Österreichs zwei Damenmannschaften in der ersten und zweiten Liga!

Neben der sportlichen Betätigung lernen die Burschen und Mädchen sozialen Umgang und die Identifikation mit dem Verein. Von vielen Profis kann man das leider nicht behaupten!

Aber auch im Lager der Fans kommt man dieser Verantwortung nach. Sei es die ehrenamtliche Betätigung beim Verein, oder ganz einfach das Supporten und bedingungslose Anfeuern der eigenen Mannschaft, was auch die Vorbereitungen von Choreographien und vieles andere mit einbezieht. Aber das ist noch lange nicht alles. Für viele ist ihr Fanclub eine Familie und der FC Wacker Innsbruck ihre große Liebe, der Lebensinhalt und ihre Philosophie in einem.

Wie schaut’s aber aus?

Von Fans wird oft die gesamte Freizeit und ein großer Teil des Gehalts für den FC Wacker Innsbruck „geopfert.“ In Innsbruck ist auch ein ganzes Heer von ehrenamtlichen „Helferlein“ tätig. Und nicht wenige davon planen ihren Urlaub und die Freizeit ganz nach dem Spielplan des FCW.

Nicht anders sieht es bei den Fanclubs und den Fans aus. Die Leidenschaft und Liebe zum Verein ist riesengroß. Nur die Masse dieser Fans ist (leider) zu klein. Aber die Fanclubs setzen, ohne es zu wissen, eine alte Tradition fort.

Früher war der Samstag der Fußballtag vieler Tiroler. Nur äußerst selten spielte zum Zeitpunkt eines Bundesligaspiels auch das Tiroler Unterhaus. So trafen sich schon viele Fans am Vormittag, um sich auf das Spiel am Nachmittag einzustimmen. Im Gasthaus Tivoli oder im Cafe Tivoli ging es bereits zu Mittag hoch her, aber auch in vielen Lokalen im Unterland, wie etwa an fast allen Spieltagen beim „Klausen“ in Pill. Danach ging es mit etwa 30 Leuten ins alte ehrwürdige Tivoli Stadion. Der Umstand, dass viele davon selbst den Fußballsport ausübten, machte das Publikum von damals sehr fachkundig, aber auch besonders kritisch.

Aktuell gibt es solche Erlebnisse eher selten. Diese kommen dann vorwiegend aus dem Lager der Fanclubs. Aber sind diese so „gefürchteten“ Fans in den Lokalen eigentlich gerne gesehen?

Ich hatte am Samstag die Gelegenheit, mich mit einem Wirt über seine Erfahrungen mit Fußballfans zu unterhalten und er schien begeistert. Probleme mit ihnen werden keine geortet, und die Heißblütigkeit und Leidenschaft versteht er total. Schließlich war er doch selbst leidenschaftlicher Fan seines Heimvereins in Bosnien.

Wo bleibt diese Leidenschaft?

Münze ich nun meine gesamten Erfahrungen in unseren geliebten Verein um, so frage ich mich, ob diese Leidenschaft seiner Anhänger richtig verstanden und genützt wird?

Dass auf der Geschäftsstelle wie wild gearbeitet wird, weiß man. Aber wird auch unsere Tätigkeit richtig gewürdigt?

Ein paar Äußerungen und Aktionen in der letzten Zeit überzeugen mich da nicht mehr vollständig. Ganz zu schweigen, was unsere Mannschaft für eine „Leidenschaft“ an den Tag legt: Das ist eine Leidenschaft, welche LEIDEN schafft!

Im Moment herrscht wieder Hochsaison für all jene, die nur darauf gewartet haben, über den FCW herziehen zu können und seine Fans zu belächeln. Aber den Meisten von uns macht das ohnehin nichts aus.

Halloween im August

Einmal zeigte die Mannschaft Leidenschaft und gewann ein bereits verloren geglaubtes Spiel. Das schien sich am Samstag fortzusetzen. Toller Beginn des Spiels mit einem sehenswerten Treffer! Aber anstatt nachzusetzen vertändelte der FCW diese Partie. Unverständlich, wie man freie Nebenspieler so übersehen kann, wie ungenau plötzlich unser Spiel war und warum so gar kein Selbstvertrauen mehr zu sehen war.

Erst in der 50. Minute hat der FC Harmlos aus Wiener Neustadt das erste Mal auf unser Tor geschossen – natürlich harmlos!

Der nächste Schuss war dann aber drinnen und fast postwendend unsere Antwort durch die erneute Führung. Aber statt einer Trendwende kam das pure Gruseln. Vier Schüsse auf unser Tor, drei waren im Tor. Ähnlich wie vorletzte Runde in Ried: Drei Torschüsse des Gegners, zwei Tore!

Wo bleibt das schwarz-grüne Herz unserer Spieler, wo ist die Leidenschaft, und wo der berühmte „Wackergeist“?

Die Getreuen waren zu Recht erbost.

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Autor: Rudolf Tilg

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