Peter Hackmair: „Es ist Zeit für Veränderung.“
Peter Hackmair beendete heute nach drei schweren Verletzungen seine Karriere leider viel zu früh. Nach 120 Bundesliga-Spielen, 18 davon im Dress des FC Wacker Innsbruck, zieht sich „Hacki“ aus dem Profifußball zurück. Im Exklusivinterview mit dem tivoli12 magazin erzählt er von seinen Beweggründen, seiner Zukunft und warum er Wacker Innsbruck-Fan bleiben wird.
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Peter, das Auswärtsspiel gegen Sturm Graz ist vielen noch in Erinnerung: Ein kurzer Aufschrei, eine schlimme Diagnose und eine notwendige Operation. Es gab die ersten Anzeichen, dass du deine Karriere beenden willst. Hast du eine Entscheidung getroffen?
Ich habe die Entscheidung vor einigen Tagen getroffen und sie jetzt gerade der Mannschaft, dem Trainer und dem ganzen Team verkündet. Diese Entscheidung ist keine leichte, aber ich bin jetzt wirklich erleichtert, diesen Schritt getan zu haben. Es hat mich in den letzten drei, vier Monaten sehr beschäftigt und ich habe mir wirklich den Kopf darüber zerbrochen. In den letzten Wochen hat sich herauskristallisiert, dass es in meinem Leben Zeit für eine Veränderung ist. Ich glaube zumindest im Moment, dass ich glücklicher bin, wenn ich den Fußball hinter mir lasse und auf neue Herausforderungen warte. Aktuell werde ich die Reha vorantreiben und in Ruhe über meinen nächsten Schritt nachdenken, wie mein nächster Lebensabschnitt aussehen könnte.
Was hat dich zu diesem Schritt bewogen?
Das ist mit Worten gar nicht so leicht zu erklären, weil es in erster Linie ein Gefühl ist. Das Gefühl ist nach der Entscheidung für die Operation hoch gekommen. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass mich ein Gefühl vom Fußball weggezogen hat. Das ist ganz schwer zu beschreiben. Ab diesem Zeitpunkt habe ich mich bewusst damit auseinandergesetzt, Fußball ja oder nein. Habe ich eine Zukunft, die mir vor allem auch etwas bringt, mir im Fußball Spaß macht, oder ist es Zeit für eine Veränderung und sich neuen Herausforderungen zu stellen. Dieser Prozess hat lange gedauert und wurde heute abgeschlossen.
Haben deine vielen Verletzungen, deine lange Krankengeschichte, eine Rolle gespielt?
Nicht in diesem Sinne, dass ich an mir und meinem Körper zweifle. Alle Ärzte und Therapeuten sind über den guten Reha-Verlauf erstaunt. Daran liegt es nicht. Aber durch die Verletzung habe ich Abstand zum Fußball gewonnen und in Ruhe überlegen können, in welche Richtung der nächste Schritt gehen soll.
Ist die Reha bis jetzt komplikationslos?
Ja, also nahezu. Mit dieser Verletzung, Knorpelabsplitterung und Erneuerung des Kreuzbandes, ist natürlich nicht jeder Tag gleich. Aber in den bisherigen vier Monaten ist es nahezu perfekt gelaufen und ich bin mit den Fortschritten absolut zufrieden. Im Alltag bin ich durch die Verletzung nicht mehr gehemmt und kann das jetzt vielleicht etwas ruhiger angehen. Ich werde die Reha sicher zwei, drei Mal die Woche weiter machen, aber nicht mehr auf den Leistungssport hintrainieren.
Bevor wir über die nähere Zukunft sprechen: Wacker Innsbruck kommt nicht in die Gänge. Wirst du Wacker Innsbruck zumindest noch als Zuschauer am Tivoli erhalten bleiben?
Ja, auf jeden Fall! Die nächsten Wochen bleibe ich noch in Innsbruck und werde nahezu jedes Heimspiel besuchen. Durch den kurzen Abstand oder vielleicht auch in meiner Zeit als Spieler bin ich auch zum Fan des FC Wacker Innsbruck geworden, weil ich mich in so kurzer Zeit einfach so wohl gefühlt habe. Da spreche ich alle an. Nicht nur die Mannschaft, ob es die Fans waren oder die Angestellten des Vereins, ob ihr es seid. Es ist einfach angenehm, mit den Leuten im und rund um den FC Wacker zu tun zu haben, und es macht irrsinnig Spaß. Deswegen habe ich die Entscheidung auch mit einem weinenden Auge getroffen.
Du schreibst an einem Buch, kannst du uns den Titel, das Erscheinungsdatum und ein wenig über den Inhalt verraten?
Der Titel lautet „Träume verändern“. Das Buch ist zu 99% fertig. Der letzte Satz ist in den letzten zwei, drei Tagen geschrieben worden, weil das Buch eben mit meiner Entscheidung endet. Das Buch behandelt sowohl biographische Teile aber auch viele Themen rund um den Fußball. Zum Beispiel Medien, Sponsoren, wie geht man mit Druck um, ist Fußball nicht oft mehr Geschäft als Spiel – also viele Themen, die nicht nur mich beschäftigt haben, sondern auch andere. Diese beäuge ich durch meine Erfahrungen kritisch. In gewisser Weise kann man es auch als Ratgeber bezeichnen, gerade für junge Menschen, Jugendliche, junge Erwachsene, die noch nicht so recht wissen, wohin in ihrem Leben. Es ist also sehr umfangreich und ich glaube auch eine sehr spannende Geschichte. Erscheinen wird es höchstwahrscheinlich Ende September.
Das ist deine nahe Zukunft. Wie möchtest du deine ferne Zukunft gestalten?
Dazu ist die Zeit noch nicht reif. Es war wirklich so, dass ich die letzten 15 Jahre meines Lebens dem Fußball untergeordnet habe und bis zuletzt Fußballer mit Leib und Seele war. Ich habe mir zwar Gedanken gemacht, was rund um den Fußball passiert, mich immer wieder weitergebildet, aber einen konkreten Wunsch oder eine Idee, wie es mit meinem Beruf weiter geht, habe ich noch nicht. Jetzt freue ich mich auf das Buch-Projekt und das auch zu präsentieren. Dann könnte ich mir durchaus vorstellen mit meiner Frau zusammen mehrere Monate zu verreisen, um dann wirklich den großen Abstand zu gewinnen. Einen Puffer zu schaffen, um mir wirklich in Ruhe zu überlegen, wie mein neuer Lebensabschnitt aussehen soll.
Zum Abschluss die klassische Frage nach einem Rücktritt: Was waren die Highlights in deiner Karriere?
Ich glaube, die Highlights waren so viele nette Menschen kennen gelernt zu haben, die mich auf meinem Weg unterstützt haben. Das ist, was hängen bleibt. Dazu natürlich der Cup-Sieg mit der SV Ried, der vierte Platz bei der U20-WM, aber auch genauso meine beiden Tore im Herbst in Innsbruck, die mir einen fast perfekten Einstand ermöglicht haben. Was wirklich hängen bleibt, sind die zwischenmenschlichen Beziehungen und ich habe viele Freunde in dieser Zeit kennen gelernt. Ich schaue auf jeden Fall auf eine sehr schöne Zeit zurück, für die ich sehr dankbar bin.
Vielen Dank und alles Gute für die Zukunft!
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