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Sie wünschen sich ein Déjà-vu…?

Nicht wenige fühlen sich nach den ersten Runden der laufenden Meisterschaft an die Abstiegssaison erinnert. Aber warum? In seiner 100-jährigen Geschichte gab es beim FC Wacker Innsbruck und all seinen Erscheinungsformen so manches Tal zu durchschreiten, nur zweimal stand der Abstieg aus der höchsten Spielklasse am Ende dieses Tales. Und hundert Jahre bieten auch ganz ungewollt so manches Déjà-vu…

Schlimme Erinnerung

Schrecklich war’s. Die ersten fünf Spiele der Meisterschaft gespielt, dabei viermal verloren, nur einmal gewonnen. Zumindest ist das zu Hause geschehen, man hätte es ja sonst nicht mehr geglaubt. Und zumindest wurde in jedem Heimspiel getroffen, denn auch diese Fähigkeit wurde den Tiroler Kickern bereits abgesprochen. Dass aber bereits zweistellig kassiert, das heißt, mehr als zwei Tore pro Spiel bekommen wurden, führte zu scharfer Kritik an Trainer wie an der Defensive. Und dann die weitere Auslosung – in Runde sechs die Wiener Austria im Horr-Stadion, die auf Rache sinnt, da sie sich im letzten Jahr nicht für das internationale Geschäft qualifizieren konnte. Und in Runde sieben der Besuch des Meisters am Tivoli, die Salzburger wollen einmal mehr zeigen, wer die neue Nummer eins im Westen ist.

Ein Déjà-vu…?

Kommt ihnen alles sehr bekannt vor, sagen Sie? Kein Wunder, stand ja in allen Zeitungen, und die gingen nicht gerade zimperlich um mit den Innsbrucker Kickern. Und der Trainer musste ja auch gehen… Das wussten sie noch nicht? Doch, doch, Didi Constantini wurde von Präsident Kerscher entlassen, damals, in der Saison 1997/98. Da hatte man in den ersten vier Spielen gegen die Admira, Rapid und die zwei Grazer Vereine Sturm und GAK verloren, einzig gegen den LASK konnten Punkte eingefahren werden. Und dann mussten die Innsbrucker in das Horr-Stadion zum FAK, der bisher noch kein Spiel verloren hatte. Und es geschah, was keiner zu erhoffen wagte: viermal netzten die Tiroler ein, die letzten drei Treffer fielen innerhalb von drei Minuten in der 89./90./91. Die Mannschaft hatte sich also nicht aufgegeben, zeigte Kampfkraft und Wille. Und diesen Willen nahmen sie auch mit in das nächste Spiel, zu Hause am Tivoli, gegen Meister Salzburg. Dieser ging zwar in Führung, doch mit der Unterstützung von 13.000 Zuschauern im Rücken konnte die Partie gedreht werden, Francis Severeyns und Rune Tangen scorten für den FCT. Das Team hatte sich wieder erfangen. Sie wünschen sich ein Déjà-vu, Sie würden den sechsten Platz mit Handkuss nehmen, meinen Sie?

Prozentuell ok

Ich verrate Ihnen was, ich auch. Und vielleicht beginnt der Weg dahin ja schon am nächsten Wochenende in Wien. Aber dazu muss die Innsbrucker Defensive ein völlig anderes Gesicht zeigen. Geht man nur von den prozentuell gewonnen Zweikämpfen der Innenverteidigung aus, sieht es ja zuerst gar nicht so schlecht aus: 68% bei Marco Kofler (in vier Spielen), 66% bei Martin Svejnoha (fünf), 61% bei Dario Dakovic (eins). Die violette Abwehr bietet nicht viel berauschendere Zahlen: Kaja Rogulj 74% (zwei), Georg Margreitter 69% (drei), und Abwehrchef Manuel Ortlechner gar nur 58% in seinen fünf Spielen. Dennoch hat der FAK nur ein einziges Tor erhalten, nur Rubin Okotie konnte das Bollwerk überwinden. Aber woran liegt es dann, weshalb kommt es bei Wacker öfter zu den individuellen Fehlern? Man könnte einfach sagen, das Spielerpotential in der Innenverteidigung lässt nicht mehr zu…

Im Dauerstress

…oder man stellt erstaunt fest, dass unsere Abwehr in Dauerbeschäftigung steht. 183 wackeren Zweikämpfen in der Innenverteidigung (in fünf Spielen) stehen 141 Mann-gegen-Mann-Aktionen der Austria gegenüber. Bis zu 189mal pro Match ist die zentrale Defensive Innsbrucks am Ball, durchschnittlich 138mal – das Wiener Pendant hingegen ist nur etwa 90mal in Kontakt mit dem runden Leder (nur gegen Sturm gab es etwas mehr Arbeit). Dass unter diesem Dauerdruck auch die Passgenauigkeit leidet, ist auch in den Zahlen nachvollziehbar, der niedrigste Wert eines schwarz-grünen Innenverteidigers liegt bei 68%, dem gegenüber sinkt die Passquote beim FAK nicht unter 88%. Da nützt es dann auch nichts, dass vorne aus allen Lagen geschossen wird, bereits 80mal in dieser Saison. Die Austria erzielte mit 10 Schüssen weniger ein Tor mehr, und mit der gesicherten Abwehr weist sie auch ein positives Torverhältnis von plus 5 auf. Davon kann Wacker derzeit nur träumen. Vielleicht auch von einem Déjà-vu, von einer überraschenden Wende, so wie 1997…

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Autor: Stefan Weis

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