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Ein (violetter) Albtraum

Gerne erinnert man sich an den höchsten Sieg am Tivoli zurück. An jenem Samstag, den 22. Mai 1982 gastierte kein Geringerer als die Austria aus Salzburg am Tivoli. Etwa um 17.05 Uhr schrien die rund 6000 Zuseher nach dem Ausgleich und es ging noch 10 Minuten. Wie denn das? – Auf der Anzeigetafel war doch bei der Heimmannschaft eine große 9 zu lesen und beim Gast eine dicke 0. Des Rätsels Lösung – die Anzeigetafel ging nur bis 9. Mit sehr viel Glück brachten die „Salzis“ das einstellige Ergebnis über die Zeit. Und am Samstag war wieder einmal Derbyzeit.

Wie eine Dampfwalze

Unsere Zweiermannschaft hatte am Samstag das Vergnügen gegen Austria Salzburg antreten zu dürfen. Nur die Vorzeichen haben sich geändert. Die Austria spielt nunmehr in der Regionalliga gegen unsere Fohlen. Und die wussten von der Rivalität zwischen beiden Fanlagern. So hatten sich die jungen Schwarz-Grünen „Gladiatoren“ viel vorgenommen. Schlussendlich präsentierte man sich in der Innsbrucker Arena wie das Kaninchen vor der Schlange. Und das ist noch milde ausgedrückt.

Sichtlich beeindruckt von der guten Stimmung der rund 600 Violetten aus der Mozartstadt schlug es schon nach drei Minuten in unserem Kasten ein. Was die (violetten) Salzburger Fans im Tivoli zustande brachten, war schon beeindruckend. So angetrieben wurden unsere Fohlen, (oder soll man besser sagen, Küken?) jedenfalls regelrecht überrollt. Tor um Tor und Erinnerungen wurden wach – gibt es gar die Rache für das 9:0 aus dem Jahr 1982?

„Koana mog“ uns

Nicht ganz, denn es fehlte noch ein Tor als der Schiedsrichter in der 90. Minute Erbarmen mit dem FCW Nachwuchs hatte und die Partie abpfiff. Und außerdem spielte da ja unser Hasenstall und nicht die Erste. Fantechnisch braucht sich Schwarz-Grün auch nicht verstecken, denn in Salzburg wurde von unserer Seite auch schon sehr oft Tolles fabriziert.

Oh-wie ist das schön, sangen die Salzis und auch, dass sie halt keiner mag. Das sie keiner mag, stimmt ohnehin nicht, braucht aber niemand zu verwundern, wenn sie durchdrehen, wie etwa nach ihrem 8:0 in Innsbruck. Und eine Bitte an unsere „ Küken“: Verlieren darf man, aber sich so abschlachten zu lassen, ist ein no go! Wenn einem schon 600 Gästefans allen Mumm rauben, was macht man dann im Hanappi? Wenigstens haben die rund 500 FCW Fans im Stadion wieder einmal Fußball mit Herz, Leidenschaft und Einsatz gesehen. Nur, das hat keinem getaugt, weil die Dressen derer violett waren.

Der Horror Teil II

Rund eineinhalb Stunden nach Schlusspfiff am Tivoli wurde im Horr-Stadion die Bundesligapartie zwischen Austria Wien und dem FC Wacker Innsbruck angepfiffen. Wie zu erwarten machte dieses Stadion seinem (alten) Namen alle Ehre und wurde für Schwarz-Grün zum „Horror“.

Unerklärliche Fehler und eine gewisse Passivität einiger Spieler führten zu einem ungefährdeten Heimsieg der Wiener. Dabei glich die Stimmung in Wien Favoriten einem Geisterspiel. Die Violetten wollten wegen der unterirdischen Leistung der Ihren nicht besonders laut sein. Und im Gästesektor verloren sich nicht einmal 50 Schwarz-Grüne. Das Spiel passte sich der Atmosphäre an und plätscherte so dahin. Das Endergebnis von 2:0 für die Austria war ernüchternd und nun sollten alle Alarmglocken im Lager des FCW klingen. Einige unserer Fans verließen sofort nach Schlusspfiff das Stadion Richtung Verteilerkreis. Ein paar Applaudierten jedoch noch aufmunternd der Mannschaft zu, welche schüchtern zum Sektor schlich.

Einfach unverständlich

Irgendjemand tätigte einmal den Spruch, wenn man schon nicht kicken kann, soll man dem Gegner wenigstens den Rasen kaputt treten. Aber wie die Waden der Gegner wird auch dieser eher gestreichelt, als attackiert. Ich glaube nicht, dass unsere Spieler das Fußballspielen verlernt haben. Aber wer haucht ihnen neues Leben ein? Die Arrivierten sind komplett außer Form oder haben die Vorbereitung nicht mitgemacht. Die Jungen trauen sich zu wenig. Keinen Mumm nach vorne und hinten schießt man sich die Tore selber oder gibt dem Gegner eher Begleitschutz, als dass man ihn attackiert. Das Publikum murrt, hat Angst, dass man ausgerechnet im Jubiläumsjahr scheitert. Bei sehr vielen hängt sehr viel Herzblut am Verein und die Anderen würden auch nicht so schimpfen, läge ihnen nichts am FC Wacker Innsbruck.

Jetzt MUSS einfach etwas geschehen! Nicht immer nur vom guten, aber unglücklichen Spiel reden, wenn man in 90 Minuten vorne ganze zwei Torschüsse abgibt und hinten eine eigentlich solide Leistung selbst zerstört. Oder erliegt man dem Irrglauben, dass wir Fans nichts vom Fußball verstehen, oder will man sich selbst was einreden?

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Autor: Rudolf Tilg

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