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Der gute Geist

Sechs Spiele hat der FC Wacker Innsbruck in dieser Saison absolviert und davon wurden fünf verloren. Auch die Cup-Partie gegen den drittklassigen FC Gratkorn war wahrlich keine Offenbarung. Jetzt rumort es unter Tirols Fußballtigern. Vom FCW, dem erfolgreichsten Verein außerhalb der Bundehauptstadt Wien wird wesentlich mehr erwartet. Aber es ist eben sehr schwierig geworden und außerdem alles „schweineteuer“ gegenüber früher. Und das Geld wächst offensichtlich auch nicht auf den Tiroler Berghängen. Große Firmen investieren lieber im Osten Europas oder in Asien oder expandieren gar dorthin. Und die Möglichkeiten an Sponsoring sind um ein Vielfaches mehr geworden, als noch anno dazumal. Vergleicht man das Einzugsgebiet von Wien und Graz, so liegen wir mit dem Zuschauerschnitt in Österreich ohnehin im Durchschnitt. Aber das ist nicht der Anspruch. Wenn ich schon ein Stadion mit 16008 Plätzen habe, sollte ich es zumindest ein paarmal in der Saison füllen!

Wer glaubt an Geister?

Jetzt wird geschumpfen und getobt. Die Zuseherzahlen am Tivoli sinken vom Spiel zu Spiel. Für viele, die sich keine Dauerkarte leisten wollen, gehen die Spiele des FC Wacker Innsbruck am Tivoli ans Geldbörserl. Das ist nicht von der Hand zu weisen. Dafür muss man im Verein auch was bieten (Man muss dazu gar nicht Meister werden).Ich will jetzt nicht über das Catering der Olympiaworld herziehen, denn das weiß ohnehin jeder leidgeprüfte Tivoli Besucher, dass diese längst die Sill hinunter gejagt gehören und im Tivoli eigentlich Stadionverbot erhalten müssten. Aber man könnte im Verein schon auch etwas mehr tun. Beispielsweise gibt es seit Jahren keine Präsentation der Spieler oder einen Tag der offenen Tür zu Beginn der Meisterschaft. Einen Steinwurf weiter bei den Innsbrucker Haien geht man andere Wege.

Aber noch viel wichtiger wäre, wenn bei den Heimspielen des FCW nicht nur die Fans ein Feuer entfachen, sondern auch die Mannschaft. Der Rasen muss brennen! Da würden auch die Jungen Zillertaler nicht helfen, wenn die Spieler nicht das ihrige zum Erfolg beitragen. Einsatz, Laufbereitschaft und ein Herz für seinen Verein und die Fans sind das Um und Auf! Nur so wird es gelingen, sein Publikum wieder zurückzuholen. Oftmals war der Wacker schon abgeschrieben oder den Gegnern unterlegen. Wir sind immer wieder aufgestanden. Aber in erster Linie muss unsere Mannschaft aufstehen. Sonst bringen alle Durchhalteparolen nichts. „Zeigt uns eure schwarz-grünen Herzen“, wie es sooft von der Tribüne hallt und glaubt an einen Mythos: den Wackergeist!

Was ist dran, am Wackergeist?

Der berühmte Wackergeist – ein Mythos, Fiktion oder ein Funken Wahrheit? Ein wenig von allem. Aber so von ungefähr redet man nicht von diesem (positiven) Geist. Denkt man zurück in die Fünfziger, jener Zeit in der Arlbergliga-tivoli12 beleuchtete: http://www.tivoli12.at/geschichtedes-fc-wacker-innsbruck.html , so kann man das als Geburtsstunde dieses Mythos bezeichnen. Von da an ging es so richtig los. Mit Kampfgeist und unbändigem Willen stieß der FC Wacker Innsbruck bis in die Nationalliga (heutige Bundesliga) vor und sorgte schon in den Sechzigern für Furore. Einmal ist man dabei nur wegen eines Gegentreffers im letzten Meisterschaftsspiel beim 5:1 gegen Bregenz „nur“ Vizemeister und nicht Meister geworden. Kampfgeist und unbändiger Wille zum Erfolg hat den Mythos erschaffen. Diese Tugenden braucht es auch heute!

Immer wieder Wacker

Nach dem zwischenzeitlichen und selbstverschuldeten Abstieg Ende der Siebziger ließ man aber nicht locker und kämpfte sich wieder zurück. Mit einer zum Teil Halbprofitruppe spielten die Schwarz-Grünen immer um die internationalen Plätze mit und erreichten diese zumeist auch. Nach Tiefschlägen rang man sich immer wieder zurück. Schon öfter dachte man, dass es sehr lange dauern werde, bis Innsbruck wieder eine Macht im österreichischen Fußball sein wird. Und nach dem Crash des Vereins im Jahr 2002 glaubten viele an das Ende des Profifußballs in Tirol. Aber die Nachfolger der Nachfolger standen allen Schwierigkeiten rund um die teure Infrastruktur zum Trotz wieder auf. Man darf darauf wirklich stolz sein. Denn wie man an den Beispielen anderer Traditionsvereine, wie etwa dem Wiener Sportklub oder der Vienna sieht, ist so etwas kein Selbstläufer. Viele Vereine sind auch einfach verschwunden oder spielen in den Niederungen des Fußballs – nicht so unser FCW.

Das Schiff muss auf Kurs

Der Konkurs des Vereins vor zehn Jahren ist noch heute eine große Bürde. Aber bis jetzt wurden all diese Schwierigkeiten mehr oder weniger gemeistert. Aber nach dem Abstieg der Schwarz-Grünen vor vier Jahren, just nach dem harten Kampf um die Identifikation, wäre ein neuerliches Scheitern des Vereins ausgerechnet im Jubiläumsjahr ein wahres Desaster – ein Schlag ins Gesicht für die treue Anhängerschaft des FCW. Ist man sich auf Seiten der Schwarz-Grünen überhaupt bewusst, wer und was man eigentlich ist und für wen man tätig sein darf? Da helfen auch keine Kampfansagen des Kapitäns oder Durchhalteparolen des Trainers. Es zählt einzig die Leistung auf dem Platz und das daraus resultierende Ergebnis. NIEMAND, weder Spieler noch Trainer oder Vorstand kann sich aus der Verantwortung stehlen. Alle sind gefordert das wackere Schiff auf Kurs zu bringen!

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Autor: Rudolf Tilg

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