Wackers ultimative Anleitung zum Unglücklichsein?
Der FC Wacker Innsbruck hat schon bessere Zeiten erlebt, keine Frage. Dass gerade in solch einer Phase Spiele gegen den regierenden Meister und Ligakrösus aus Salzburg nicht gerade hilfreich sind, versteht sich eigentlich von selbst. Obwohl: Könnten sich die Schwarz-Grünen nicht gerade gegen eine Mannschaft, die gezwungen ist, das Spiel zu machen, am besten wieder aus ihrer misslichen Lage befreien…?
Kein Problem, nur…
Auf den ersten Blick scheint die Lage doch recht hoffnungslos. Trotz vieler Konflikte und Unruhe im Lager des Konzernteams wurde in der letzen Saison das Double aus Cupsieg und Meisterschaft in die Mozartstadt geholt. Und auch heuer konnte der massive Umbau in Mannschaft und Betreuerschar samt dem unrühmlichen Abgang aus dem internationalen Geschäft gegen eine luxemburgische Mannschaft die Offensivkräfte der Salzburger nicht bremsen: 12 Tore in sechs Spielen, mit Soriano (5), Nielsen (3), Schiemer, Maierhofer, Zarate und Berisha sechs verschiedene Torschützen, dabei auch acht verschiedene Vorbereiter – Wacker kann sich wohl nicht nur auf Grund des prognostizierten Wettersturzes warm anziehen. Das, überspitzt formuliert, „offene Tor“ der Liga (14 Gegentreffer ist der traurige Spitzenwert aller Bundesligisten) findet dennoch, trotz mancher scharfen Worte in der Emotion der Niederlage, immer wieder Rückhalt bei Vorstand, Trainer und Sportdirektor – man könnte ihnen beinahe die Worte des Duisburg-Präsident Walter Hellmich in den Mund legen: „Wir haben kein Problem, nur zu wenig Punkte und zu wenig Tore.“
Der benachteiligte Vorteil
Man kann die Situation des samstäglichen Gegners aber auch anders betrachten: Eine Mannschaft, die einen völligen Wandel durchlebt, ständig durch Zukäufe unter Druck gesetzt wird (bisher acht Neuzugänge in dieser Saison), wird Verunsicherung spüren. Ein verunsichertes Team, das in den letzten drei Runden nur zwei Punkte geholt hat, das bisher bereits neun Tore kassiert hat, das als „wertvollstes“ Team der Liga mit kolportierten 40 Millionen Euro Jahresbudget zu Hause gegen Wr. Neustadt nur ein Unentschieden erspielen kann, ein solch ein Team sieht sich einer erhöhten Erwartungshaltung der eigenen Anhänger, schreibenden Zunft und natürlich des eigenen Konzerns gegenüber, wenn es gegen das Tabellenschlusslicht geht. Auf eine solche verunsicherte, mit Erfolgsdruck behaftete Truppe zu treffen, das kann für Wacker von Vorteil sein. Oder genauer gesagt (wie Erich Ribbeck meinte): „Dies kann ein Vorteil oder ein Nachteil sein, sowohl für uns als auch für die gegnerische Mannschaft.“ Tja, ähnlich verhält es sich wohl auch in diesem Fall.
Eine Wende, und was für eine…
Die Bullen beherrschten auch in ihrem letzten Spiel das Feld, 62,5% Ballbesitz, 751 Ballkontakte, 22 Flanken und 18 Torschüsse zeugen davon. Und dennoch gingen sie nicht als Sieger vom Platz – weil sie mehr als die Hälfte der Zweikämpfe verloren, weil sie auf Grund einer gut stehenden niederösterreichischen Defensive kaum Anspielmöglichkeiten fanden, weil sie für Konter anfällig wurden und aus einer Standardsituation ein Tor erhielten. Wacker kann sich so manches von diesem Spiel abschauen, und wird dennoch auch eine Portion Glück benötigen, um reüssieren zu können. Doch nicht nur Glück, auch Vertrauen in sich selbst, so schwer dies nach diesem Saisonstart auch sein möge. Denn wie meinte schon Eduard Geyers: „Es muss eine Kehrtwende geben. Und die muss 360 Grad sein.“
Kärntner und andere Philosophen
Innsbruck würden bereits 180° davon reichen. Ob dazu die von Alfred Tatar propagierte moderne Variante des Brechstangenfußballs verwendet wird oder einfach nur Tiroler Kampf und Wackergeist, ist nicht von Belang, solange es zum Erfolg führt. Und selbst wenn der ungünstigste Fall eintritt, bleibt den Wackerista ja immer noch das Jammern und Raunzen, als gelernte Österreicher würden wir das doch vermissen. Das wusste auch schon Walter Koglers philosophischer Landsmann Paul Watzlawick, als er seine „ultimative Anleitung zum Unglücklichsein“ betitelte: „Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.“ Wer weiß, vielleicht wird am Samstag ja aus Ernst eine unbändige Freude.